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„Nachhaltige Schule“ - Interview mit dem TOP 2 Aktionstage Highlight 2021

Frau Forjan, Ihr Projekt Nachhaltige Schule wurde unter die Top 3 Aktionstage Nachhaltigkeit Highlights gewählt. Ihre Idee ist sowohl bei der Aktionstage Jury als auch beim anschließenden Voting der Aktionstage Gemeinschaft sehr gut angekommen. Wie kam es zu Ihrer Idee und in weiterer Folge zur Umsetzung?

Es freut uns sehr, dass wir so weit gekommen sind. Wir treffen wohl den Zahn der Zeit und es zeigt, wie wichtig dieses Thema der Jugend ist. Wie schon in der Projetbeschreibung erklärt, wollten wir Lehrer:innen nach dem Lockdown unseren Schüler:innen etwas Gutes tun und haben ein Schulkino veranstaltet mit dem Film "I AM GRETA". Danach haben wir das Thema im Unterricht besprochen und es kam schnell heraus, dass auch unsere Schüler:innen einen nachhaltigen Beitrag leisten wollen. Es wurde plötzlich auf Stromverbrauch oder Papierverschwendung geschaut, auch Plastikflaschen wurden vermieden und es wurde im Unterricht feste Seife hergestellt, um Plastik einzusparen.

Schülerinen mit Schutzkleidung und Schutzbrille zeigen ihre Daumen nach oben
© ecole güssing
Schüler:innen zeigen ihre Päckchen mit selbstgemachter Seife
© ecole güssing

Wie konnten alle notwendigen Beteiligten mit ins Boot geholt werden? Musste insbesondere zu Beginn des Projektes viel Überzeugungsarbeit geleistet werden - hinsichtlich teilnehmender Schülerinnen und Schüler oder eher im Lehrerkollegium oder in der Direktion?

Unsere Frau Direktor hat uns von der ersten Idee an voll unterstützt, da auch sie sehr für das Thema brennt und die Wichtigkeit einer „Nachhaltigen Schule“ erkannt hat. Ohne motivierte Schülerinnen und Schüler wären wir gar nicht so weit gekommen, wie wir es heute sind, auch sie waren sofort mit an Bord.

Wie dürfen wir uns die Kooperation zwischen dem Ecole Güssing und der FH Pinkafeld in der Praxis vorstellen?

Wir sind schon seit geraumer Zeit Kooperationspartner. Wir haben schon Sparkling Science Projekte miteinander gemacht und es sind immer wieder Gastreferent:innen von der FH bei uns an der Schule.
Z.B heuer durchgeführte und noch geplante Zusammenarbeiten:

  • Am 8. Oktober hatten wir ein Online-Meeting mit einer FH Professorin, wo Schüler:innen spielerisch Fakten zur Klimakrise erarbeitet haben.
  • Am 5. November werden 2 Professorinnen zu uns an die Schule kommen und mit den Schüler:innen vor allem in Zusammenhang mit dem 3. SDG Gesundheit und Wohlbefinden arbeiten
  • Am 20.12. werden ein Umwelt- und Abfallwirtschaftsexperte und eine Gesundheitsexpertin für die ganze Schule einen ca. 1-stündigen Vortrag zum Thema SDG & Nachhaltige Schule übernehmen. Dabei werden sie die SDGs vorstellen und Beispiele und Anregungen mitbringen, wie wir Lehrer:innen und Schüler:innen unsere Schulen als Setting nachhaltiger machen können

Waren Nachhaltigkeit und die SDGs in der Schule und bei den Schülerinnen und Schülern bereits vor dem Projekt „Nachhaltige Schule“ bekannt? Gab es bereits Vorwissen auf das aufgebaut werden konnte? Haben sich die Schülerinnen und Schüler mit den Themen im Privaten bereits auseinandergesetzt?

Die SDGs wurden ihnen im Unterricht nähergebracht, und bis dahin waren sie eigentlich den Schülerinnen und Schülern nicht bekannt. Vereinzelt haben sich Schülerinnen und Schüler auch davor schon Gedanken zur Nachhaltigkeit gemacht und dies auch gelebt.

Welche Tipps haben Sie für Schulen, die dieses Projekt nachahmen wollen? Welche Dos and Don`ts würden Sie empfehlen? Welche Stolpersteine mussten Sie mit Ihren Schülerinnen und Schülern überwinden?

Motovierte Schülerinnen und Schüler sind das Um und Auf. Schülerinnen und Schüler stecken voller Ideen. Wenn man sich als Lehrende darauf einlässt, können die besten Dinge entstehen. Man braucht auch die Mithilfe der Kolleginnen und Kollegen und da muss man sich schon gut verstehen und gut organisieren, damit solche Projekte im Schulalltag stattfinden können.

Welches Erlebnis, welche Erfahrung, welcher Schwank, welche Aussage, wird Ihnen ein Leben lang in Erinnerung bleiben, wenn Sie an die Nachhaltige Schule zurückdenken?

Corona hat unseren Schülerinnen und Schülern auch psychisch sehr zugesetzt. Sie haben es danach richtig genossen, als sie wieder in der Schule Freund:innen treffen konnten. Das Kino hat allen sehr gutgetan. Unsere Fachvorständin hat mit Hilfe anderer Popcorn gemacht von Mais, den sie bei sich angebaut hat. Das war schön anzusehen, wie sich unser Schüler:innen über so Kleinigkeiten, die früher normal waren, gefreut haben. Oder als wir die Kräuter für unsere Kräuterseife geschnitten haben und ein Schüler gesagt hat: „Das ist so schön, können wir immer so arbeiten. Das Kräuterschneiden macht so viel Spaß!“ Man sieht wie wichtig das Tun, das Vorleben, das Selbermachen ist und wie wichtig die Praxis im Schulalltag ist.

Ein Schüler schneidet frische Kräuter
© ecole güssing

Gibt es eine Fortsetzung oder/und einen Ausbau der Nachhaltigen Schule in der Ecole Güssing?

Oh ja, da haben wir noch viel vor:

  • Wir starten ein Erasmus + Projekt gemeinsam mit einer spanischen und französischen Schule. Auch hier haben wir den Fokus auf die SDGs und Nachhaltigkeit gesetzt. Diese Zusammenarbeit wird die nächsten beiden Schuljahre betreffen.
  • Von 20.12.-23.12. haben wir Nachhaltigkeitstage bei uns an der Schule. Da darf sich die ganze Schule mit dem Thema Nachhaltigkeit und SDGs auseinandersetzen. Und wir hoffen auf diverse Umsetzungspläne, die unsere Schule nachhaltiger machen.
  • Wir haben außerdem ein Fair Trade Outlet bei uns an der Schule reaktiviert, wo faire Produkte des Weltladens Jennersdorf von Schüler:innen für Schüler:innen verkauft werden.
Schüler:innen stehen hinter einem Stand mit Fair-Trade Produkten
© ecole güssing

  • Schüler:innen können bei uns seit heuer die Ausbildung zur Vegan-Vegetarischen Fachkraft machen. Es muss nicht immer Fleisch sein, um ein vollwertiges Hauptgericht zu sein. Hier liegt viel Zukunftspotential, um Ressourcen zu sparen.
  • Auch bei unserem Buffet und beim Mittagstisch wird auf Regionalität, Saisonalität und Nachhaltigkeit gesetzt.
  • Wir sind auch eine Entrepreneurship Schule und auch da stehen die SDGs als eine Pflichterfüllung am Programm.

Außerdem haben wir vor, bei der Trash Value Challenge mitzumachen und Upcycling Produkte herzustellen.
Wir sind ein engagiertes Team und haben viel vor und viele Ideen. So hoffen wir, dass wir die Welt gemeinsam ein bisschen besser machen. Jedes Rädchen, das wir drehen bringt Veränderung. Wir hoffen, dass wir so eine Richtung vorgeben, die zukunftswirksam für alle ist.

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Interview mit Mag.a Ruth Forjan, Lehrerin an der ecole güssing
Hier geht´s zum Aktionstage-Beitrag.