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Waldspaziergang mit Josef Brawisch

© Theresia Friedl
© Theresia Friedl

 

Waldspaziergang mit Josef Brawisch – Mönchsberg, 5.6.2019, 16:00-19:00
Organisation: Berta Stich, Bildungswerk Gneis

Unter einem Magnolienbaum vor dem altehrwürdigen Seniorenwohnaus im Nonntal erwartet uns bei perfektem Frühlingswetter Herr Josef Brawisch. Der Forstwirtschaftsmeister ist für die Bewirtschaftung von 165 ha Waldfläche in der Stadt Salzburg zuständig. Zu seinen Hauptaufgaben zählen die Organisation der Waldpflege und die Gewährleistung der Verkehrssicherheit. Seinen beruflichen Aktionsradius hat er im Laufe der Jahre immer wieder erweitert. Heute führt er uns als Waldpädagoge für Erwachsene in die Artenvielfalt des Mönchsbergs ein, erzählt von seiner Arbeit und hält kulturgeschichtliche Kurzreferate.

Der Weg, das Ziel…

Am Weg über die Brunnhausgasse – entlang des Almkanals - lernen wir die ersten Bäume kennen und erfahren, dass der Mönchsberg aus einem Gletscherrest in einem Hohlraum hinter dem Festungsberg entstand. Dieser besteht aus Kalk und Dolomit. Der Mönchsberg hingegen aus Konglomerat (= brüchiger, nicht gefestigter Kalkstein, durch Lehm und Ton miteinander verbundenes Gestein). Der Umstand, dass diese zwei Gesteinsschichten aufeinander treffen, macht es möglich, dass der Almkanal zwischen 1137 und 1143 bis in die Stadt ausgebaut werden kann. 

© Theresia Friedl
© Theresia Friedl

Nach vielen Detailinformationen zum Salzburger Almkanal, beispielsweise der Besichtigungsmöglichkeit im Herbst während der Almabkehr, besteigen wir den Mönchsberg und begegnen zwar keinen Mönchen, dafür aber jungen Ulmen, die sich nach dem großen Ulmensterben aufgrund des Ulmensplintkäfers in den 1970er-Jahren nun wieder ausbreiten. Man erkennt sie besonders gut an der doppelseitigen Blattbehaarung, sowie an dem asymmetrischen Blattstielansatz. 

 

Kultur, Natur und Geschichten…

Wir passieren das „Bürgermeisterloch“. Diese Verbindung zwischen dem Nonntal und der Altstadt verdanken wir dem Stadtverschönerungsverein von 1863 unter Bürgermeister Heinrich Ritter von Mertens. Beim „Roten Turm“ angekommen erfahren wir, wie sich die Besitzverhältnisse über die Jahrhunderte immer wieder verändern. Bis ins 19. Jahrhundert gehört er - zusammen mit einer kleinen Meierei - dem Kloster St. Peter. Nach wechselnden Eigentümern ist das Anwesen für weitere fast 150 Jahre in Besitz der Familie Frey, bis es schließlich 2009 der Industrielle Matthias Kaindl kauft und renoviert. Ähnlich ausführliche Informationen bekommen wir im Laufe des Spaziergangs zum „Kupelwieser-Schlössl“ mit dem Falkenturm, der „Grasmayr-Villa“, dem „Sigmundstor“ und dem Wassermuseum „Wasser.Spiegel“. 

 

© Theresia Friedl
© Theresia Friedl

Begleitet vom Duft des blühenden Holunders werden Berg- Feld- und Spitzahorn, Wachholder, Linde, Walnuss und eine 110-Jährige Blutbuche bestimmt, bevor Herr Brawisch erklärt, dass der Ausdruck „Das ist ein Hainbuchener“ auf das harte Holz der Hainbuche schließen lässt. Am Weg zur Richterhöhe werfen wir einen Blick auf den Südhang und sind überrascht, dass hier erfolgreich Wein angebaut wird.

Wir begegnen streng geschützten Eiben, Birken, Eichen, Wildem Liguster, Weißdorn,  Vogelkirschbäumen, der Mehlbeere sowie Kanadischen Tulpenbäumen, Japanlärchen und Robinien aus dem Gebiet der Donau-Auen und aus Ex-Jugoslawien. Zu beinahe jeder Baumart hören wir Anekdoten, die uns helfen die vielen Informationen miteinander zu verknüpfen.

 

Schöne Aussichten

Die Aussichtsplattformen werden mit großem Bedacht angelegt und je nach Bedarf verlegt. Der Schutz von Altbaumbeständen, natürliche Verjüngung sowie die genaue Beobachtung und Entfernung von kranken Bäumen haben Priorität. Zurzeit greift ein - durch einen Pilz  („Falsches Weißes Stengelbecherchen“) verursachtes - Eschentriebsterben um sich.

Stets ist darauf zu achten, welche Grundstücke am Berg in Privatbesitz sind und daher nicht bewirtschaftet werden dürfen. Gerade Schneisen will man zum Erhalt des Landschaftsbildes unbedingt vermeiden.

„Müsset im Naturbetrachten, immer eins wie alles achten…“ (Goethe)

Am Weg zurück erfreuen wir uns - bei der im Jahr 2011 eingeweihten buddhistischen Stupa - noch einmal an dem wunderbaren Ausblick. Unser (Forst-) Meister vermisst eine Lindenallee, die einem Sturm weichen musste und darf sich großer Anteilnahme seiner heutigen Gefolgschaft sicher sein.

 

© Theresia Friedl
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Bericht von NH-Reporterin Theresia