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Mini-Interview mit Joachim Schreiber von der Einkaufsgruppe

>> Was ist Ihr Tipp für die Aktionstage Community beim Organisieren oder Durchführen von Aktivitäten im Bereich Nachhaltige Entwicklung?

Aus meiner Sicht benötigt es maximalen Druck auf Entscheidungsträger und Lobby-Verbände sowie eine maximale Unterstützung der Zivilgesellschaft durch die progressive Politik. Die „Plastiksackerl“-Diskussion hat zum Beispiel wieder einmal gezeigt dass die Industrie und das Gewerbe der Politik oftmals sogar davonpreschen, während diese sich scheut Konsequenzen zu ziehen. Das gescheiterte Verbot von Plastiktragetaschen oder die immer noch erlaubte Werbung & Subventionen für Ölheizungen etc…sind hier traurige Mahnmale. Es ist geradezu erbärmlich wie Österreich als „Umweltmusterland“ hier international bei fast allen Nachhaltigkeitsthemen zu den Schlusslichtern zählt – seien das nun in der nachhaltigen Ressourcen-Nutzung und Treibhausgas-Emissionen oder der sozialen Nachhaltigkeit mit der immer noch himmelschreienden Ungleichbehandlung von weiblichen Angestellten bei Löhnen & Gehältern. Wir brauchen Ansätze mit IMPACT, also REALEN und STARKEN Auswirkungen. Keinen Schnick-Schnack für einen Fototermin dessen Impact-Halbwertszeit man am besten mit der Stoppuhr misst.

>> Wer sind Ihre Helden und Heldinnen der Nachhaltigkeit?

Ganz klar die Konsumverweigerer und jene die sich entgegen allem Gruppenzwang zu alternativen Lebenskonzepten durchringen oder in der Politik wie Bernie Sanders konsequent ihren Weg gehen und sich nicht kaufen lassen. Wir leben heute in einer Welt in der die meisten von uns 40h oder länger in Jobs arbeiten in denen sie zu wenig verdienen oder unglücklich sind, damit sie sich Mist kaufen können den sie nicht brauchen, mit Geld das sie nicht haben. Nur um dann Schulden anzuhäufen die uns bis zur Pensionierung an der Galeere festschmieden, auf der wir mit aller Kraft in den Zusammenbruch rudern: Egal ob das den Raubbau an der Natur betrifft, die Tatsache dass bald 1/3 der Menschen im Leben Probleme mit Burnout oder Antidepressiva hat oder all den anderen augenscheinlich unfassbaren Zuständen. Sei dein eigener Held – sapere aude!

>> Warum unterstützen Sie als PartnerIn die Aktionstage Nachhaltigkeit?

Wir dürfen keine Zeit verlieren. Wir sollten uns endlich mehr mit den MÖGLICHEN und WICHTIGEN Dingen befassen als mit Feigenblätter. Ich bin dafür dass man hier viel „awareness“ schafft und nach Lösungen sucht indem man möglichst viele Menschen anspricht und aufzeigt wie hier die Lage ist: Keinen FairTrade-kaffee zu trinken weil er ja „so teuer ist“ aber Alu-Kapsel-kaffee um 60€/ Kilo heimzutragen muss sich einfach aufhören. Man kann das garnicht oft genug betonen, erklären oder klar machen.

>> Bitte vervollständigen Sie folgenden Satz: „ Aktionstage Nachhaltigkeit steht für mich für...

„Es gibt nichts Gutes- außer man tut es“: Meckern reicht nicht. Man muss den Wandel den man gerne sehen möchte aktiv herbeiführen. ….“

>> Welches Ziel sollten wir als Gesellschaft als erstes anstreben, um kommenden Generationen eine lebenswerte Welt zu hinterlassen?

Zunächst einmal denke ich dass wir einen GEISTIGEN SCHRITT benötigen. Wir haben eine wilde und unsicher Vergangenheit hinter uns: Penicillin gibt es erst seit den 30-er-Jahren und die moderne Wissenschaft hat uns das erste Mal ermöglicht, vom „Mangelwesen“ dass seiner Natur unterworfen ist zum „Kulturmenschen“ im solidarischen Sozialstaat aufzusteigen. Wir müssen lernen dass wir keine Angst mehr zu haben brauchen, dass wir morgen verhungern müssen, wieder wie ein Strassenköter an einer simplen Blinddarmentzündung oder schon im Kindbett sterben. Und wir müssen unser Handeln nach dieser erstrebenswerten Welt ausrichten. Das geht aber VON SELBST wenn der GEISTIGE SCHRITT getan ist: Wir erleben gerade eine Gesellschaft die sich in ihrer Selbstfindung dieser Vergangenheit auf einem sehr tiefen emotionalen Level wird stellen müssen, um nicht wie eine dramatische Figur im Wiederholungszwang ihr eigenes Schicksal aus Vermeidender Angst wieder in den Abgrund zu lenken: Wenn wir Krieg nicht abschaffen sondern die Korken knallen, sobald Deutschland zum 3.größten Rüstungsexporteur aufsteigt oder wir die kostbaren Antibiotika in der Landwirtschaft sprichwörtlich „den Schweinen zum Fraß vorwerfen“, sodass wir immer mehr resistenten Keimen ausgesetzt sind,  dann werden wir am Ende genau DAS heraufbeschwören wovor wir uns am meisten fürchten: Krieg, Elend, Hunger und Tod. Dazu müssen wir die Friedensarbeit der Nachkriegszeit wieder aufnehmen anstatt eine Internationale Politik zu betreiben die an rivalisierende Straßengangs erinnert.

 

Mini-Interview mit Joachim Schreiber von der Einkaufsgruppe, einer öko-sozialen Beschaffungsplattform zur Abwicklung & Optimierung des gemeinsamen, möglichst sozial & ökologisch nachhaltigen, strategischen Einkaufes.

http://einkaufsgruppe.com/