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Lebensgespräch mit Paul Pirker

Freitag, 6. 6. 2019, 19:00 Uhr.
Komment (Gesellschaft für Kommunikation / Entwicklung / dialogische Bildung) in Kooperation mit d. Bildungswerk. Reihe Lebensgespräche.

Gast: Paul Pirker
Moderation: Jean-Marie Krier.

© Theresia Friedl

 

Geschickt führt Jean-Marie Krier das Publikum durch die verschiedenen Stationen des Lebens von Paul Pirker.

Ein politischer Geist, der mit 72 Jahren viel zu erzählen weiß.

Geboren in Wolfsberg / Kärnten besucht der Sohn eines ehemaligen Priesters das Gymnasium und anschließend die Lehrerbildungsanstalt in Villach. Durch das soziale Engagement und das religiös geprägte Umfeld der Familie, merkt er früh, dass er zu jenen gehört, die „auf die Butterseite des Lebens“ gefallen sind.

 

Jugend und Studium

Ein Stipendium ermöglicht P. Pirker ein Jahr in Dänemark. Dieser Aufenthalt wird zum persönlichkeitsprägendsten Abschnitt seines Lebens. Politisch von zu Hause konservativ sozialisiert, ist er mit 20 Jahren militant antiklerikal eingestellt, tritt aus der Kirche aus und schätzt die offene Gesellschaft des Nordens hoch. Als umso schrecklicher empfindet er die darauf folgenden Erfahrungen beim Bundesheer. „Korporäle und Leutnants, die es darauf anlegten brüllend und schreiend jeden zu brechen…“

Pirker inskribiert Politikwissenschaften und engagiert sich sehr erfolgreich in der Jungen Generation der SPÖ. Seine Diplomarbeit möchte er in der damaligen Sowjetunion schreiben. Da ihm hierfür unerwartet das Stipendium verwehrt bleibt, kommt es zu keinem Abschluss. Zeit damit zu hadern bleibt nicht.

 

Familie und Beruf

Er gründet eine Familie und unterrichtet u. a. Deutsch und Geschichte in der Pflichtschule. Angesprochen auf die Unterrichtssituation in seiner ehemaligen Salzburger Schule, die immer mehr zu einer sogenannten „Brennpunktschule“ geworden ist, kritisiert er offen unser Bildungssystem, an dem sich nichts ändern wird, solange es für LehrerInnen und deren Verwaltung ein Zweiklassensystem (AHS und Pflichtschule) gibt.

 

© Theresia Friedl
© Theresia Friedl

 

Salzburg – León – Nachhaltigkeit?

Aus einer Solidaritätsbewegung mit den Revolutionären Mittel- und Südamerikas wird 1978 das Lateinamerika-Komitee gegründet und Anfang der 1980er-Jahre eine Städtepartnerschaft mit Salzburg und León in Nicaragua initiiert. Seit 35 Jahren wird in den Bau von Schulen und Kindergärten, in die Ausbildung junger Menschen und den Tourismus investiert. Paul Pirker ist Vorstand des Vereins Städtepartnerschaft Salzburg – León und war Vorsitzender des entwicklungspolitischen Beirats der Salzburger Landesregierung. Auf 27 engagierte Nicaragua-Reisen kann er heute mit vorwiegend positiven Gefühlen zurückblicken. Wie nachhaltig diese Initiative weiterhin ist, hängt sowohl von der politischen Situation in Nicaragua als auch maßgeblich von der hiesigen Politik und dem Willen zur Förderung ab.

 

Demenzprophylaxe und Blick in die Zukunft

Neben Dänisch und Spanisch will sich das Sprachentalent Pirker weiterhin – er sagt: „zur Demenzprophylaxe“ - mit Russisch und Griechisch befassen.

Für sein Leben nach der Städtepartnerschaft möchte er einen Ort in Salzburg schaffen, den es derzeit nicht gibt. Einen Ort für einen anspruchsvollen politischen Diskurs. Ein Ausblick, der beim Publikum zustimmendes, klar wahrnehmbares Aufatmen auslöst und in einen von Hoffnung und Dank inspirierten Applaus mündet.

 

Bericht von NH-Reporterin Theresia