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Kaufen ohne Ende? - konsumkritischer Stadtspaziergang

Unsere täglichen Kaufentscheidungen haben ökologische und soziale Auswirkungen. Wie die Zusammenhänge genau aussehen und wie/wo es alternative Einkaufsmöglichkeiten gibt, wollen die konsumkritischen Stadtspaziergänge zeigen. In einer Kooperation der entwicklungspolitischen Organisationen Südwind Salzburg, Intersol (Verein zur Förderung internationaler Solidarität), Afro-Asiatisches Institut Salzburg und Referat Weltkirche der Erzdiözese Salzburg fanden bereits letztes Jahr 3 solche Aktionen statt, heuer war es der bislang 2. Durchgang.
 
Als erstes ging es um das Thema Ernährung und so führte unser Weg zu einem Supermarkt in der Kaigasse, wo unsere Referentinnen über scheinbare Vielfalt, Fülle und Freiheit für die KonsumentInnen auf der einen Seite sprachen, denen aber die Konzentration der Marktmacht in den Händen weniger Konzerne gegenübersteht. Natürlich ging es beim Thema Ernährung auch um den zu hohen und weltweit noch immer steigenden Fleischkonsum, denn mit der so verlorenen Energie könnten 3,5 Mrd. Menschen ernährt werden. Hier wurde uns auch die neu entwickelte App „Map your meal“ vorgestellt: Man gibt einfach die Zutaten ein und erhält einen Wert für die ökologische und soziale Fairness der eigenen Mahlzeit. Als Abschluss des 1. Themas besuchten wir die Food Coop „Salzkörndl“, ebenfalls in der Kaigasse. Dieser Verein, dessen Ziel es ist, den Supermarkt als Zwischenschritt zu übergehen und direkt bei den Produzenten zu bestellen, hat 50 Mitglieder. Jede/r zahlt einen Monatsbeitrag, der die Miete für den Lagerraum abdeckt und übernimmt einen der notwendigen Dienste wie Abholung, Ladendienst oder auch Öffentlichkeitsarbeit. In Salzburg gibt es 3 solche Kooperativen, österreichweit sind es ca. 50.

Der Spaziergang führte uns weiter zum Mozartplatz und zum Wackersdorfdenkmal, das 1999 von der 1986 gegründeten Plage (Plattform gegen Atomgefahren) errichtet wurde. Hier ging es um das unsichtbare Konsumgut Strom. Weltweit stammt Energie noch immer zu 76% aus fossilen Rohstoffen, 50% sind es in Europa. Dafür liegt die Kernenergie in Europa mit 27% gegenüber weltweit 12% klar voran. Auch wenn Österreich seinen Energiebedarf zu 90% aus erneuerbaren Quellen deckt, heißt das nicht automatisch, dass wir atomstromfrei sind und ohne fossile Energieträger auskommen. Bedenklich ist vor allem, dass der Energiebedarf jährlich um 2% wächst. 1800 Kilowattstunden verbraucht ein durchschnittlicher Haushalt jährlich, ein Singlehaushalt 1000. Die größte Einsparungsmöglichkeit für den/die Einzeln/n ergibt sich beim bewussten Vermeiden des Standy-Modus.
 
Über den Mozartsteg auf die andere Salzachseite und die Imbergstraße entlang erreichten wir unsere 4. Station im „Das Kino“. Dort befindet sich derzeit die Ausstellung „Faserschmeichler“ von Südwind. Es geht um Baumwolle und somit den Stoff, aus dem ein Großteil unserer Kleidung gefertigt wird. Das Problem in diesem Bereich ist die schwere Nachvollziehbarkeit, weil so viele Länder in die Produktion eines einzelnen Kleidungsstückes involviert sind. Neben dem Kauf fair gehandelter Mode, die man bereits etwa in den Weltläden erwerben kann, sind Aktionen der Clean Clothes Kampagne sehr wichtig. Es geht darum, konventionelle Hersteller und Vermarkter durch öffentlichen Druck, dazu zu bringen, ihre ökologische und soziale Verantwortung wahrzunehmen.
 
Wer mehr darüber wissen will, welche Firmen sich in diesem Bereich bereits engagieren, kann sich im Internet beim Marken- und Labelcheck schlaumachen. Unsere Referentinnen gaben uns 6 Handlungsoptionen mit auf den Weg:

Die Linzergasse aufwärts erreichten wir die letzte Station dieses sehr interessanten und informativen Nachmittags, einen Weltladen. Dort bekamen wir Einblick in Entstehung und aktuelle Projekte der EZA, die 1975 als erste Initiative für fairen Handel (damals noch alternativer Handel genannt) gegründet wurde. Ausgangsprodukt war Kaffee, da dieser nach Erdöl der wichtigste Rohstoff im Welthandel ist und damit sehr stark Spekulationen ausgesetzt. Man wollte die kleinbäuerliche Produktion fördern und brachte so 1976 den ersten fair gehandelten Kaffee von guatemaltekischen Kleinbauern auf den Markt.

Die entscheidenden Kriterien für fairen Handel sind ein garantierter Mindestpreis + Prämien, die Vorauszahlung von 60% an die Genossenschaften sowie die Langfristigkeit der Handelsbeziehungen. Neben diesen wirtschaftlichen Kriterien (die EZA ist ein Handelsunternehmen und keine entwicklungspolitische NGO) geht es aber ganz klar auch darum, die Menschen hinter den Produkten sichtbar zu machen und sie damit zu „ermächtigen“.

Quintessenz des konsumkritischen Spaziergangs ist für mich: Jede/r einzelne kann etwas für eine gerechtere Welt tun, aber ohne Strukturveränderungen über politische Gestaltung wird es nicht gehen.
 
Ein Bericht von NH-Reporterin Aglavaine Lakner
 
 
Fotocredit für alle Bilder: Land Salzburg