Logo: Nachhaltiges Österreich
Menü
< zur Blog Übersicht

World Clean Up Day - Interview mit dem TOP 3 Aktionstage Highlight 2021

Frau Wittmann, die Aktion, die Donauinsel von Müll zu befreien, wurde unter die Top 3 Aktionstage Nachhaltigkeit Highlights gewählt. Ihre Idee ist sowohl bei der Aktionstage Jury als auch beim anschließenden Voting der Aktionstage Gemeinschaft sehr gut angekommen. Wie kam es zu Ihrer Idee und in weiterer Folge zur Umsetzung?

Die Idee zum Müllsammeln hatte ich, da ich Migrationshintergrund mütterlicherseits aus Kroatien habe. Ich sah den Plastikmüll vor 25 Jahren, der an der Küste an der Insel ankam, wo mein Cousin ein Haus hat, aber keine Müllabfuhr stattfindet. Dort sah ich auch zum ersten Mal eine Möwe, die sich in einem Angelflachs verheddert hatte und die verendet wäre, hätte mein Mann damals nicht die Möwe entwirrt. Damals warfen wir dann den Plastikmüll in eine Schafstränke und zündeten ihn - sowie es auch Leute in armen Ländern machen- an. Wir konnten nämlich nicht die große Müllmenge mit dem kleinen Boot hin und herfahren, dann hätten wir den ganzen Urlaub damit verbraucht und die Kosten konnten wir uns natürlich auch nicht leisten. Eine Überfahrt kostete 100 Euro. Heutzutage weiß ich natürlich, dass das nicht gut ist, denn das Plastik wird gasförmig und setzt sich dann auf Blüten ab und wird so mit den Beinen der Bienen in den Honig gebracht.

Nachdem ich die Dokumentation Plastic Planet von Werner Boote 2009 gesehen hatte, sammelte ich weiter alleine, doch ich hatte den Gedanken, einen Verein zu gründen, was dann im Februar 2018 geschah. Der World Clean Up Day wurde zum ersten Mal bereits 2018 vom Verein Plastic Planet in Österreich durchgeführt.

Ich habe vom World Clean Up Day auf der internationalen Seite erfahren und meine Stellvertreterin nahm sogar im Urlaub auf Mauritius am WCD 2018 damals teil. Somit wurde diese Bewegung immer größer und auch in den Bundesländern begannen verschiedene Organisationen Müll zu sammeln.

Gruppenfoto von Müllsammler:innen auf einem Strand der Insel Mauritius.
© Franz Müller

Über welche Kanäle haben Sie auf Ihr Projekt aufmerksam gemacht? Und wie gelang es Ihnen, die lokale Bevölkerung dazu zu bewegen, mitzumachen? Wie viele Menschen haben sich an der Aktion beteiligt?

Meine Kanäle zum Motivieren der Teilnehmenden sind Facebook/Twitter/Instagram/LinkedIn/Meinbezirk.at und direktes Telefonieren und E-mailen. Außerdem sind wir Mitglied von "SDG Watch Austria", die uns auch in Facebook mit dem Teilen unterstützen. Weiters haben wir unsere Sammelstelle bei der U1 auch bei "Nachhaltiges Österreich" und "Ökoevent" angemeldet. Teilgenommen 2021 haben 40 Erwachsene und 2 Kinder, davon Mitglieder der Vereine: Ploggerei, Wiener Naturwacht, Wiener Saubermacherinnen, Verein Mirkollektiv, Alpenverein, UUGS, Initiative Oase Korbweidenweg und erstmalig auch Mitglieder der Kirche Jesu Christi HLT.

Verraten Sie uns, was (welche Produkte) Sie am häufigsten unter dem gesammelten Müllberg vorfanden?

Plastik/Dosen/Glaseinweggebinde/Essensverpackungen

  • 75 Plastikflaschen
  • 247 Dosen
  • 12 Glasflaschen
  • 24000 Zigarettenfilter

Das alles wurde in 2 Stunden gesammelt!

Gruppenfoto von Müllsammler:innen mit gelben Warnwesten, Greifzangenn und Müllsäcken
© Franz Müller

Erzählen Sie uns von Ihrem interessantesten, herausragenden oder originellsten Fund bzw. Sammelstück.

Der traurigste Fund ist eine Butangasaluminiumdose zum Auffüllen von Feuerzeugen. Es wird zwar das Feuerzeug aufgefüllt, aber nur zu dem Zweck, Geld zu sparen, hätte die Person ein Umweltbewusstsein gehabt, hätte sie die Dose nicht achtlos ins Gebüsch geworfen.

Wie reagieren die Leute auf Ihre Müll Sammelaktion? Können Sie uns von besonderen Erlebnissen oder Vorkommnissen berichten? Schließen sich vielleicht Leute spontan an oder Ähnliches?

Selten schließen sich Leute vereinzelt an. Dieses Mal schloss sich ein Obdachloser an. Leute, die vorbeigehen, informieren sich über unser Tun, da wir gelbe Warnwesten tragen und es somit auffällig ist, wenn eine große Gruppe auf der Donauinsel herumgeht. Dieses Jahr haben wir verstärkt auf Zigarettenstummel das Augenmerk gelegt, da ich bei der letzten "Lets do it" Konferenz dazu animiert wurde.

Vor einem Mistkübel liegen Zigarettenstummel auf dem Boden. Diese wurden mit Kreide umrandet und mit Pfeilen und dem Wort "Aschenrohr" in Richtung des Mistkübels versehen.
"Schandkreise" © Franz Müller

Nun sind sicherlich viele Leute auf Ihren Verein Plastic Planet Austria aufmerksam geworden und wollen ebenfalls aktiv werden und sich eventuell einbringen. Wie machen sie das am, besten?

Gerne können uns Leute entweder per E-mail oder über die Vereinswebsite kontaktieren, um sich aktiv einzubringen. Außerdem ist es angebracht, Supermärkte und Regionalpolitikerinnen und -politiker wegen der bereits vorgeschriebenen Verpackungsveränderung selbständig anzuschreiben. Wir freuen uns über neue Ideen zur Müllvermeidung sowie dessen Beseitigung und sind gerne bereit, per Flyer oder persönlich zu informieren.

Weitere Möglichkeiten, selbst aktiv zu werden:

  • Pfandflaschen verwenden
  • Hundekotsäcke verwenden und entsprechend entsorgen
  • Zigarettenverpackungen abbaubar und ohne Plastik, Alu
  • Plastik von Feuerwerkskörpern
  • Mikroplastikabrieb/Gewand etc
  • Reduktion von Plastikflaschen und Aludosen - umstellen auf Glas, etc

Wann und wo gibt’s die nächste Müll Sammelaktion?

Der nächste World Clean Up Day findet am 20. März 2022 wieder auf der Donauinsel statt.

***
Interview mit Stella Wittmann, Vorständin des Vereins Plastic Planet Austria
Hier geht´s zum Aktionstage-Beitrag.