BOKU Nachhaltigkeitstag & BOKU Tag des Lehrens und Lernens

Am 1. Juni besuchte ich den "BOKU Nachhaltigkeitstag & BOKU Tag des Lehrens und Lernens" im Schwackhöfer Haus der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien. Von 10 bis 24 Uhr wurden verschiedenste Programmpunkte für Studierende und Lehrende angeboten, wobei ich einige genauer unter die Lupe nahm.

Vielfältige Infostände des Nachhaltigkeitstages

Gleich zu Beginn sprach ich mit Birgit Roßmanith, der Leiterin des LERNgangs Pioneers of Change. Dieser findet jährlich statt und jeder, der Projektideen hat oder sein Potenzial entfalten möchte, kann hier teilnehmen. Im Laufe eines Jahres wird man bei der Umsetzung seiner Ideen unterstützt, von anderen TeilnehmerInnen inspiriert und man lernt, in die Eigenverantwortung zu gehen. So entstehen jährlich spannende, neue und nachhaltige Projekte!

Am Infostand nebenan stellte sich der Verein VISIpedia vor. Hier sprach ich mit Valerie. Auch sie und ihre Kollegin waren einst Teilnehmerinnen von Pioneers of Change und lernten sich dort kennen. VISIpedia ist wie ein bildliches Nachschlagewerk für Begriffe des globalen Wandels. Zum Beispiel kreierte Valerie nach langen Recherchen ein anschauliches Poster über den Klimawandel, das die komplexe Thematik übersichtlich darstellt. Die Poster dienen als Lern - und Anschauungsmaterial, um sich mit der Thematik auseinandersetzen und sind für Schulen, Unternehmen und Interessierte gedacht.

Ein paar Infostände weiter traf ich auf Tabea vom „Ökologischen Fußabdruck“.

Der Ökologische Fußabdruck misst wie viel Fläche der Erde (gemessen in globalen Hektar) wir durch unseren Lebensstil verbrauchen. So benötigen wir zum Beispiel Wohnfläche und landwirtschaftliche Fläche für Lebensmittel und Kleidung. Alles was wir konsumieren und an Energie verbrauchen hinterlässt demnach einen "ökologischen Fußabdruck", da Ressourcen verbraucht werden. Je mehr wir konsumieren, desto größer ist er. ForscherInnen berechneten den ökologischen Fußabdruck für verschiedenste Länder und stellten fest, dass wir Europäer weit mehr Fläche verbrauchen als die Erde eigentlich bietet. 

Das heißt wir überschreiten die Kapazitäten und müssen dringend weniger konsumieren. Diese Botschaft vermittelt Tabea in Schulen. Spielerisch berechnet sie mit SchülerInnen ihren ökologischen Fußabdruck und regt zum Nachdenken an, wie sie weniger Ressourcen verbrauchen können. Zum Beispiel lieber mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren anstatt mit dem Auto!

Kleidertauschmarkt – Clothes Change not Climate Change

Reges Treiben herrschte beim Kleidertauschmarkt! Studierende brachten Kleidungsstücke, die sie nicht mehr tragen, vorbei und konnten sich dafür welche von anderen mitnehmen. So freut man sich einerseits, dass seine alten Kleidungsstücke einen neuen Besitzer finden und andererseits, dass man auch etwas Neues mit nach Hause bringt. Das Tauschen von Kleidung spart Ressourcen, da nichts extra neu produziert wird und tut somit der Umwelt gut!

Workshops, Workshops, Workshops

Am Vormittag und am Nachmittag fanden Workshops zu verschiedensten Themen statt. So leitete Sebastian Milla von der ÖH BOKU einen Workshop zum Thema „Nachhaltigen Lernen“. Studierende kennen das Problem, dass sie zwar viel lernen, aber das meiste leider wieder vergessen. Gemeinsam erarbeiteten die TeilnehmerInnen Ideen, wie sie für das Leben lernen und Wissen länger behalten können.

Bei einem anderen Workshop stellten sich studentische Initiativen vor. Ich sprach mit engagierten Mentoren von SINDBAD. Diese Organisation arbeitet mit Kindern aus sozial schwachen Familien, die nur einen geringen Zugang zu Bildung haben. Ziel von SINDBAD ist es, die SchülerInnen dabei zu unterstützen einen Bildungsweg einzuschlagen, der ihren Fähigkeit und Interessen entspricht. Immerhin werden 25% der Lehren abgebrochen, da sie nicht passend ausgewählt wurden. SINDBAD möchte dem entgegen wirken und die SchülerInnen bei der Gestaltung ihrer Zukunft zu unterstützen. So trifft sich ein Mentor mit einem Schüler ca. alle zwei Wochen. Er hilft ihm bei der Entdeckung seiner Talente und Interessen und unternimmt auch gemeinsame Ausflüge.

Ich fand den Tag auf der BOKU super spannend und war begeistert, wie viele verschiedene Initiativen es bereits zum Thema Nachhaltigkeit gibt! Leider kann ich euch in diesem Blog nicht alle vorstellen, aber hier der Link zur Veranstaltung: https://www.nachhaltigesoesterreich.at/?aktion=boku-nachhaltigkeitstag-boku-tag-des-lehrens-und-lernens

Ein Beitrag von Nachhaltigkeits-Reporterin Julia Führer.

Fotocredit: MA 22

Theaterstück "ACHTUNG"

Am 3.6.2017 besuchte ich als Nachhaltigkeitsreporterin das Theaterstück „Achtung“ im Ateliertheater in Wien. Dargestellt wurden die Geschichten von fünf jungen Irakern, die aus ihrer Heimat geflohen sind und sich auf den Weg nach Österreich begaben. Vor allem vermittelten sie die erlebten Emotionen während den Episoden der Flucht. Die Schauspieler sprachen in ihrer Muttersprache, also auf Arabisch. Die deutsche Übersetzung wurde auf die Wand projiziert.

Der gefährliche Weg über das Meer

Anspannung. Angst. Beten. Mit Rettungswesten ausgestattet begaben sich die Flüchtlinge auf den Weg über das Meer. Die Angst war groß und sie beteten zu Gott, dass sie die Reise überstehen würden. „Gott ist groß“ sangen sie gemeinsam, um sich zu beruhigen, denn die Stimmung war angespannt. Sie ermahnten sich gegenseitig leise zu sein, damit sie ja niemand hörte und den Weg nach Europa unentdeckt schaffen würden.

Laufen

Sie waren sich unsicher, ob sie angekommen waren und hielten Ausschau nach der blauen Fahne mit den Sternen. Erst wenn sie diese sehen, hätten sie Gewissheit in Europa zu sein. Der Hunger war riesig, doch war nebensächlich, denn sie mussten weiter laufen.

Die Befragung

Die Szene stellte das Verhör dar. Woher kommen Sie? Sind Sie verheiratet? Die Flüchtlinge erzählten hier ihre Geschichten, die sehr unterschiedlich waren.

Ein Mann beschrieb detailliert wie die Ziegeln in seiner Heimat hergestellt werden. Es stellte sich jedoch heraus, das damit nicht Häuser gebaut, sondern Köpfe von Menschen zertrümmert werden. Von denjenigen, die homosexuell oder Transvestiten sind.

Ein gläubiger Mann, der flüchtet, da er im Irak laut ausspricht, dass die Interpretation und Auslebung der Religion dort schlichtweg falsch ist. Die Religion sieht nicht vor, Menschen zu schlachten und Menschen zu vertreiben. Das alles wird dennoch getan und davor rufen sie „Gott ist groß“. Das ist verrückt. Das ist nicht die Religion, das ist bizarr und falsch. Religion hat andere Werte.

Ein Mann gilt als Verbrecher im Irak, da er Alkohol trinkt. Raki mag er besonders gerne, aber sein Alkoholkonsum wird als Schande für die Gesellschaft gesehen. Ginge er in seine Heimat zurück, würden sie ihn aufspüren und töten, denn auf seinen Kopf ist Geld gesetzt.

Im Kino

Als abschließende Szene sitzen sie auf Stühlen, trinken Cola und essen Popcorn. Was sie schauen, erfährt man als Zuschauer nicht. Die Interpretation bleibt frei, ob sie im Kino, Theater oder vielleicht einfach in ihrer neuen Unterkunft einen netten gemeinsamen Abend verbringen. Es wird kaum gesprochen, aber sie scheinen endlich wieder Freude gefunden zu haben!

Wer hat gespielt?

Das Team besteht aus 10 Irakern, die nach Österreich geflüchtet sind. Sie kannten sich zum Teil schon zuvor aus Zeiten im Irak, da sie dort Kunst studierten.  In Österreich trafen sie sich wieder und bereiteten ein Monat lang das Stück vor. Es wurde auch bereits in anderen Theatern aufgeführt.

Ich fand es besonders spannend, mal verstärkt in die Gefühlswelt von Flüchtlingen einzudringen und wie sie ihre Erlebnisse schauspielerisch inzensierten! Toll umgesetzt! Nach dem Theaterstück hörte ich sogar eine Zuschauerin mit Akzent sagen: „Dieses Theater zu sehen ist wie Therapie!“

Ein Beitrag von Nachhaltigkeits-Reporterin Julia Führer.

Fotocredit: © MA 22

Kann die große Transformation gelingen?

Mit dem 1.1.2016 sind die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals – SDGs) in Kraft getreten. Um Wissen, Austausch und Engagement rund um die 17 globalen Ziele zu fördern, veranstaltete oikos Vienna gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum für Nachhaltigkeit der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) und der Initiative Wachstum im Wandel des Lebensministeriums am 8. Juni 2017 die Global Goals Konferenz. Diese bestach neben den spannenden inhaltlichen Inputs vor allem durch ihr vielseitiges interaktives Programm, das sich die Konferenzteilnehmer*innen nach ihren persönlichen Interessen zusammenstellen konnten. Die modernen und hellen Räumlichkeiten der Wirtschaftsuniversität eigneten sich hervorragend, um die teilweise zeitgleich stattfindenden Workshops abzuhalten. Den abendlichen Abschluss der Konferenz bildeten der Vortrag und die Podiumsdiskussion mit Dr. Christoph Müller, in denen die SDGs als Chance für Österreich diskutiert wurden.

Fred Luks vom Kompetenzzentrum für Nachhaltigkeit moderierte durch die Konferenz.

Eröffnung

Julia Schwarzbauer von oikos Vienna eröffnete die Konferenz mit freundlichen Grußworten und leitete schließlich zu Fred Luks vom Kompetenzzentrum für Nachhaltigkeit über, der das Publikum mit seinen Denkanstößen in die Thematik einführte. Anders als bei der vom österreichischen Wirtschaftswissenschaftler Karl Polanyi beschriebenen „Great Transformation“, die den Wandel der vergangenen Jahrhunderte hin zum Kapitalismus beschreibt, geht es bei der anstehenden sozio-ökologischen Transformation nicht um die Analyse eines fortgeschrittenen Prozesses, sondern um die aktive Gestaltung der Zukunft. Die Transformation ist tatsächlich ein zentraler Begriff in der „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ der Vereinten Nationen. Auch wenn die SDGs mit ihrer ambitionierten angestrebten Erreichung in 13 Jahren unter anderem als „Fake Goals“ kritisiert werden, machen sie doch Lust auf Veränderung und stellen mit ihrer Transformationsagenda ein Narrativ für eine friedvolle und nachhaltige globale Entwicklung dar.

Der Festsaal sowie der Clubraum der Wirtschaftsuniversität boten Platz und Equipment für die vielseitigen Programmpunkte.

Get active!

Von nachhaltiger Stadtentwicklung und verantwortungsbewusstem Konsum über die Themen Bildung und Ungleichheiten bis hin zu den SDGs im unternehmerischen sowie politischen Kontext – das vielfältige Workshop-Angebot  hatte wohl für jeden Geschmack etwas zu bieten. Die Workshop-Sessions wurden von den vielen fleißigen helfenden Händen von oikos Vienna gemeinsam mit Vertreter*innen aus Wirtschaft, Wissenschaft und dem Nonprofit-Sektor gestaltet. Im Workshop zu „Bildung und Ungleichheiten“ – Themen die durch die SDGs 4, 5 und 10 behandelt werden – präsentierten vier Expert*innen ihre Arbeitsschwerpunkte und luden ein, in Kleingruppen tiefer ins Detail zu gehen, um konkrete Herausforderungen und Transformationspfade zu identifizieren.

Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und dem NGO-Bereich konfrontierten das Publikum mit ihren Arbeitsschwerpunkten.

In Kleingruppen beschäftigten sich die Teilnehmer*innen mit gesellschaftlichen Herausforderungen, wie hier bei Toni Kronke von Teach for Austria.

Entwicklungshilfe an österreichischen Schulen

Toni Kronke von Teach for Austria erzählte in einer der Arbeitsgruppen wie er als im globalen Süden tätiger Kulturwissenschafter schließlich an Brennpunktschulen in Deutschland und Österreich gelandet ist, um mit Kindern sozioökonomisch schwächer gestellter Familien zu arbeiten. Denn der Schritt von Neuen Mittelschulen zu weiterführenden Ausbildungen ist oft ein sehr schwerer. Bildungs- und Chancengerechtigkeit bleiben dabei unverwirklichte Ansprüche.
Die „Fellows“ von Teach for Austria sollen nach ihrer intensiven Vorbereitungs- und Praxisphase, in der sie für zwei Jahre als Lehrpersonen an sogenannte Problemschulen fungieren, eine Lobby für zurückgelassene junge Menschen bilden. Dabei geht es durch die Einnahme einer Vorbildfunktion neben der reinen Wissensvermittlung vorranging um das Aufzeigen von Perspektiven. Die Rolle der Lehre wird dabei überdacht und der Fokus auf die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder und Jugendlichen gelegt. Es geht darum eine Haltung des „Ich versuch das mal“ statt des „Ich kann das nicht“ zu etablieren, um eine frühe Segregation zu verhindern und der Kreativität und den Potentialen der Schüler*innen zur Entfaltung zu verhelfen.

Idee und Motivation

Als eine der Organisatorinnen der Global Goals Konferenz liegt Julia Schwarzbauer von oikos Vienna vor allem das Schaffen von Bewusstsein zur ökosozialen Transformation und den SDGs am Herzen. Neben diesem pragmatischen Zugang will die Studierendenorganisation intern aber auch kritische Aspekte der nachhaltigen Entwicklung diskutieren. Julia Schwarzbauer sieht die hochstilisierten SDGs als wichtigen Handlungsrahmen sowohl für Politik als auch für Unternehmen. Die Konferenz selbst sei eine Chance zum interdisziplinären Austausch der Teilnehmer*innen und involvierten Akteur*innen. Dieser ermögliche es, sich über gewohnte gesellschaftliche Kreise und Denkmuster hinaus von engagierten Persönlichkeiten inspirieren zu lassen und über eigene Haltungen zu reflektieren. Jetzt ist die Zeit zu handeln, denn „Future is now!“.

In den vielen Workshops wurde über Ursachen und Lösungen globaler Herausforderungen diskutiert.

Ein Beitrag von Nachhaltigkeits-Reporter Hannes Reitberger.

Fotocredit: MA 22

EMAS-Konferenz 2017 „circular economy“

Am Mittwoch den 7. Juni lud das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW) zur diesjährigen EMAS-Konferenz in den Festsaal der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien ein. EMAS ist die Abkürzung für "Eco-Management and Audit Scheme" – dabei handelt es sich um ein Instrument der Europäischen Union zur kontinuierlichen Verbesserung des Umweltmanagements diverser Unternehmen und Organisationen. Heuer drehte sich alles um die „circular economy“ oder auch Kreislaufwirtschaft – wie sie auf Deutsch oft genannt wird. Der folgende Artikel gibt einen Einblick in die abwechslungsreichen Programmpunkte und Persönlichkeiten der Konferenz, die ein buntes Publikum aus EMAS-Organisationen, öffentlicher Verwaltung, Umweltberater*innen und Studierenden ansprach.

Zahlreiche Teilnehmer*innen aus verschiedenen Bereichen füllten den Festsaal der Wirtschaftsuniversität Wien

Der Appell eines Pioniers

Nach den offiziellen Begrüßungsworten betrat ein österreichisches Urgestein der Kreislaufwirtschaftszene die Bühne. Sepp Eisenriegler ist Geschäftsführer vom Reparatur- und Service-Zentrum R.U.S.Z – dem größten unabhängigen Reparaturbetrieb für E-Geräte. Außerdem hat er das ReparaturNetzWerk Wien ins Leben gerufen, veranstaltet ein wöchentliches Reparatur-Cafe und engagiert sich darüber hinaus auf verschiedenen Wegen für ein anderes, in Kreisläufen funktionierendes Wirtschaften. Mit dem provokanten Titel „Circular Economy: Die geplante Obsoleszenz des Kapitalismus“ machte er in seinem Vortrag auf die Mensch und Natur ausbeutende Praxis internationaler profitorientierter Unternehmen aufmerksam. Diese stellen kurzlebige, billige und von den Konsumenten des globalen Nordens wenig wertgeschätzte Produkte her, die schließlich auf problematischen Mülldeponien in den ärmsten Ländern der Welt landen. Die Leidenschaft, die Sepp Eisenriegler bei seinen Ausführungen ausstrahlt, ist im ganzen Raum spürbar. Gleichzeitig ist er sich auch des Einflusses der Sprache bewusst, wenn er für den Gebrauch des englischen Begriffs „circular economy“ plädiert, um einer Verwechslung mit der im österreichischen Abfallgesetz erwähnten Kreislaufwirtschaft vorzubeugen.

Stefan Giljum, Sepp Eisenriegler und Fred Luks diskutieren die Fragen des Publikums

Design für die Zukunft?

Denn „circular economy“ bedeutet weit mehr als das Recyceln oder Upcyceln von Produkten. Sonja Eser hat bereits im Jahr 2003 das Unternehmen „SinnenWandel“ für zukunftsfähiges Wirtschaften gegründet. Einer ihrer Schwerpunkte ist das „circular design“, bei dem es darum geht, Wirtschaftsprozesse bereits in der Planung als Kreisläufe zu verstehen, um so dem Anspruch gerecht zu werden, langlebige, reparaturfähige, hochwertige und im Kern nachhaltige Produkte zu entwerfen. Sie ist überzeugt, dass wenn sogenannte „cradle to cradle“-Produkte (deutsch: von der Wiege zur Wiege) auf dem Markt präsenter werden, sich auch Konsumenten für diese neue Form des Wirtschaftens, bei der es mehr um Nutzung und weniger um Eigentum geht, begeistern lassen.

Studierende der WU hatten die Möglichkeiten die Unternehmer*innen auszufragen

Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft

Stefan Giljum vom Institut für „Ecological Economics“ der WU spannte den Bogen von den Trends des globalen Ressourcenverbrauchs – dieser hat sich seit 1970 verdreifacht – hin zu den Herausforderungen der Umsetzung in der europäischen und österreichischen Wirtschaft. Der 2015 beschlossene Aktionsplan der EU für die Kreislaufwirtschaft etwa sieht die Kreislaufwirtschaft als Chance lokale Arbeitsplätze zu schaffen und den sozialen Zusammenhalt zu fördern, aber auch, um bei verringertem Ressourcenverbrauch wettbewerbsfähiger zu sein.  Erfolgsfaktoren sind schließlich das Setzen klarer Ziele in einem konsistenten Politikrahmen, in dem auch notwendige strukturelle Veränderungen thematisiert werden.

Verschiedene Unternehmen stellen in kurzen Impulsvorträgen ihren Beitrag im Bereich Umweltmanagement vor

Best of “circular economy”

Zwischen den Vorträgen gab es auch immer wieder Platz für Vorreiter*innen der Kreislaufwirtschaft, die in 5-minütigen Impulsvorstellungen versuchten ihre Erfolgsgeschichten und Erfahrungen auf den Punkt zu bringen. Studierende der WU hatten im Anschluss zudem die Gelegenheit, mit ihren Fragen noch mehr zu den verschiedenen Unternehmungen zu erfahren.
Nachdem sich die Teilnehmer*innen am köstlichen, vegetarischen und mit dem Fahrrad gelieferten Mittagsbuffet von „Rita bringt’s“ gelabt hatten, stellte die Verleihung der EMAS-Preise 2017 den Hauptprogrammpunkt des Nachmittages dar. Unter der gewohnt professionellen und stilvollen Moderation von Fred Luks, überreichte Bundesminister Andrä Rupprechter höchstpersönlich die Urkunden und Preise an die innovativen Unternehmer*innen. Trotz der vielen offenen Fragen und Herausforderungen bei der Umsetzung ist die Kreislaufwirtschaft eine konkrete und positiv-stimmende Idee, wie ökonomische Nachhaltigkeit auf einem begrenzten Planeten gelebt werden kann.

Bundesminister Andrä Rupprechter überreichte die EMAS-Preise und Urkunden an engagierte Unternehmer*innen

Fotocredit: MA22

Ein Beitrag von Nachhaltigkeits-Reporter Hannes Reitberger.

Material-Koje

Am 8.6.2017 machte ich mich auf dem Weg zur „Material Koje“, ein Umschlagplatz für Materialien jeglicher Art. Angekommen in der Ottakringer Straße in Wien merkte ich, dass die Material Koje klein, aber fein ist! Früher waren in diesem Raum Glücksspielautomaten – heute ist er ein Materiallager.

Die Material Koje hatte eine Stunde lang offen und Personen konnten Sachen hinbringen oder mitnehmen. Vor Ort waren zwei ehrenamtliche Mitarbeiterinnen, die schon seit einigen Monaten dabei sind und Materialien in den Öffnungszeiten entgegennehmen. Sie selber sind Pädagoginnen in einem Kindergarten und in einem Hort und setzen die Werkstoffe als Bastelmaterial in der Arbeit mit den Kindern ein.  Zum Beispiel war eines der letzten Bastelprojekte Osterhasennester aus alten größeren Joghurtbechern zu bauen. So werden alte Verpackungsmaterialien nicht zu Müll, sondern können upgecyclet, d.h. in ein neues Produkt verwandelt werden. Das spart Ressourcen und ist umweltfreundlich!

Allerhand an Materialien!

Werkstoffe werden nicht nur von Privatpersonen vorbei gebracht, sondern auch einige Unternehmen haben sich bereits engagiert. So haben Restaurants, Eissalons, Papierhersteller, Kostümraume, Reperaturtischler und Labore wertvolle Materialien vorbei gebracht anstatt sie wegzuwerfen. Demnach gab es vor Ort allerhand: ehemalige Laborutensilien, Joghurtbecher, Kartoffelsäcke, leere Klopapierrollen, Mappen, Stoffe, Metalle, Bücher bis hin zu Elektronikteilen.

Meine Mitbringsel für die Material-Koje

Ich hatte von daheim auch etwas für die Material-Koje mitgebracht. Zwei Kugellager, von denen ich gar nicht mehr wusste, wie diese ihren Weg ursprünglich zu mir nach Hause fanden bzw. von was sie Bestandteil waren. Ich hatte sie lange aufgehoben, falls ich sie eines Tages verwerten kann. Nun dachte ich aber, dass sie bei der Material-Koje vielleicht eher einen neuen kreativen Besitzer finden, der etwas Schönes daraus schafft!

Abfall als Ressource

In der Material-Koje lernt man, dass nichts zu schade ist, weggeworfen zu werden. Viele kreative Köpfe gestalten die Abfallmaterialien um und geben ihnen einen neuen Zweck! Weiterverwenden und weiterverwerten statt wegwerfen. Das vermeidet Müll und spart auch noch Geld, da die Werkstoffe kostenlos sind. Und die Umwelt freut sich auch!

Ein Beitrag von Nachhaltigkeits-Reporterin Julia Führer.

Fotocredit: © MA 22

Flohmarkt von Nachbar/innen für Nachbar/innen im Nachbarschaftszentrum Leopoldstadt

Am 2. Juni 2017 besuchte ich den Nachbarschaftsflohmakt im Nachbarschaftszentrum Leopoldstadt. Ich wurde sofort von Iris Heinrich willkommen geheißen, einer der vier hier hauptamtlich arbeitenden Frauen. Wir plauderten über die Arbeit des Nachbarschaftszentrums und über die Initiative dieses Flohmarkts. Natürlich stöberte ich auch selbst beim Flohmarkt herum und sprach mit den VerkäuferInnen.

Das Nachbarschaftszentrum ist für alle da!

Auch wenn die zugeteilten Bezirke der 1.,2 und 20. Bezirk sind, kann jeder – auch aus Niederösterreich – bei den Aktivitäten vom Nachbarschaftszentrum mitmachen. Die MitarbeiterInnen haben ein offenes Ohr für alle Anliegen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Sei es, ob jemand in einer akuten Lebenskrise steckt oder sich in der Großstadt Wien einsam fühlt und sozialen Anschluss sucht. Das Nachbarschaftszentrum führt Gespräche, leitet bei Bedarf weiter, entwirft gemeinsam Haushaltspläne und bietet eine sehr große Bandbreite an Aktivitäten an. So gibt es für Kinder Kasperltheater, Backstuben, Impro-Theater, Lernclubs, für Eltern Babyshiatsu, Sing und – Tanzgruppen und für Erwachsene ein vielfältiges Sportprogramm, Cafés oder Deutsch-Konversationsgruppen. Das Angebot ist bedarfsorientiert und 65 ehrenamtliche MitarbeiterInnen gestalten mit. Das Schöne daran ist, dass auch jeder ehrenamtlich mitarbeiten kann. Es benötigt keine spezielle Ausbildung und oft hilft es Menschen, wenn sie sich engagieren können und das Gefühl haben, gebraucht zu werden. So gibt es eine Dame, der es vor drei Jahren psychisch sehr schlecht ging. Heute leitet sie selbst ein Malatelier im Nachbarschaftszentrum und kann hier aufblühen. Vor drei Jahren wäre das noch undenkbar gewesen - ein schöner Erfolg!

Flohmarkt von NachbarInnen für NachbarInnen

Die gesammelten Kleider und Materialspenden werden nicht nur direkt weitergegeben, sondern auch regelmäßig bei einem Flohmarkt verkauft.

Anlässlich des Tages der Nachbarschaft und der Nachhaltigkeit wurde der dieses Mal anders organisiert. Die NachbarInnen konnten diesmal selbst ihre Waren an andere NachbarInnen verkaufen.

Verkauft wurde alles mögliche – von Büchern, Spielzeug, Kleidung, Umstandsmode bis über Uhren, Schmuck und Geschirr. Zwei ältere Damen verkauften zum ersten Mal an einem Flohmarkt ihre Sachen. Selber gingen sie so zwei bis dreimal im Jahr zu Flohmärkten, nahmen sich dafür Zeit und stöberten herum. Sie erzählten mir, dass man meist lange suchen muss, aber dann findet man doch etwas Passendes. Dieses Mal haben sich die beiden zusammengeschlossen und verkauften ihre Sachen. Sie hatten viel schöne Kleidung mit sehr guter Quailtät, die ihnen allerdings nicht mehr passt, mitgenommen. Wegschmeißen wollten sie ihre schönen Stücke auf keinen Fall, denn darum wäre es viel zu schade gewesen. Daher hoffen sie, dass jemand anderer nun Freude daran findet.

Auch das Integrationshaus verkaufte selbstgemachte Rucksäcke, Schmuck, Schürzen, Hauben, …. Diese werden in ihren bunt gemischten Frauengruppen hergestellt, die sich 1 bis 2x in der Woche treffen. So sind die Sommerhauben von einer über 70jährigen Afrikanerin gehäkelt worden. Mittlerweile gibt es auch eine motivierte Mädchengruppe, die eifrig am Werken ist. Das Material, das sie verwenden ist zum teils gespendet, teils neu gekauft und viel Gebrauchtes wird auch wieder upgecyclet.

Ein Bericht von NH-Reporterin Julia.

Fotocredit: © MA 22

Shades Tour

Am 4.6.2017 nahm ich als Nachhaltigkeitsreporterin bei einer Shades-Tour in Wien teil. Bei diesen Stadtführungen wird Wien von seiner Schattenseite beleuchtet und zwar aus der Sicht der Obdachlosigkeit. Dieter, ehemaliger Obdachloser, führte uns durch den ersten Bezirk und erzählte uns wie viele Obdachlose es in Wien gibt, wie es um deren Versorgung steht, erklärte uns einige Tipps und Tricks und erzählte uns seine ganz persönliche Geschichte, wie er in die Obdachlosigkeit kam und es wieder hinaus schaffte.

Zerissene Jeans, Billa-Sackerl und ein Dosenbier - der typische Obdachlose?

Zu Beginn der Tour bat uns Dieter Obdachlose zu beschreiben. Verwahrlost, schäbige Kleidung, mit einem Billa Sackerl in der Hand, Alkohol dabei und viele weitere der Vorurteile wurden bedient. Dieter erzählte uns, dass das auf die wenigsten zutrifft. Während seiner Zeit als Obdachloser hat er nicht anders ausgeschaut als er heute vor uns steht. Er war immer gepflegt und hatte saubere Kleidung an. Obdachlosigkeit ist mit Scham besetzt und daher möchte man vermeiden, als Obdachloser erkannt zu werden. Vor allem Frauen versuchen ihre Obdachlosigkeit stark zu verbergen und sind deswegen in der Öffentlichkeit kaum sichtbar, obwohl 40% aller Obdachlosen Frauen sind.

Wie viele Obdachlose gibt es in WIen?

Offiziell gibt es 1.800 Obdachlose in Wien. Diese sind bei Einrichtungen für Obdachlose gemeldet. Es wird geschätzt, dass es dieselbe Anzahl an "versteckt Obdachlosen" gibt. Das sind diejenigen, die wohnungslos sind, aber zum Beispiel bei Freunden vorübergehend unterkommen. Insgesamt mit den Personen, die nirgends aufscheinen, rechnet man mit 8.000 - 10.000 obdachlosen Menschen in Wien.

Wie schlittert man in die Obdachlosigkeit?

Die Gründe sind vielseitig, wie Arbeitslosigkeit, Schulden, Scheidung, Sucht, Haftentlassung, psychische oder physische Erkrankungen. Man schlittert schneller in die Obdachlosigkeit als man glaubt. Wohnt man in Wien in einem Gemeindebau und der (Ehe-) Partner ist nicht offiziell im Mietvertrag bei Wiener Wohnen eingetragen, dann muss dieser die Wohnung verlassen sobald der Partner, der im Mietvertrag steht, stirbt. Selbst wenn man schon 30 Jahre lang in dieser Wohnung wohnt und einem dieser Fehler passiert, muss man aus der Wohnung raus.

Dieter erzählt uns auch von dem Teufelskreis der Obdachlosigkeit. Wenn jemand bei einer Bewerbung als Meldeadresse die Anschrift einer Einrichtung für Obdachlose angibt, hat man wenig Chancen. Sucht man allerdings eine Wohnung, verlangen die Vermieter einen Einkommensnachweis und wird ohne Job nicht genommen. So ist es schwierig eine Wohnung ohne einen Job und einen Job ohne einer Wohnung zu finden.

Wie Dieter obdachlos wurde

Dieter ist ein sehr gut ausgebildeter Österreicher, war verheiratet und hat einen Sohn. Er hatte 28 Jahre lang denselben Job, wobei er davon in seinen letzten Berufsjahren von Kärnten nach Wien zog und nun dort im Ministerium tätig war. Er stand kurz vorm Burnout und wurde unbezahlt karenziert. Er fühlte sich mit seiner Arbeit sehr verbunden und schaffte es daher anfangs nicht endgültig zu kündigen. Dadurch erhielt er lange kein Arbeitslosengeld und wurde mit seiner Miete rückständig. 2015 musste er daher aus seiner Wohnung raus und kam zuerst als "versteckt Obdachloser" bei Freunden unter. Das funktionierte nicht lange gut und so schlitterte er in die völlige Obdachlosigkeit und kam in Notschlafstellen unter.

Dieters Geschichte zeigt auf, dass Obdachlosigkeit jeden treffen kann! Schön ist, dass er aber auch erzählte, wie gut das Sozialsystem für Obdachlose in Wien ausgebaut ist. Es gibt hier keinen Menschen, der hungern müsste. Natürlich sind die Notschlafstellen alles andere als ein Honigschlecken, wenn bis zu 57 Menschen in einem Raum schlafen, aber für die Grundbedürfnisse ist gesorgt. Danke Dieter für die tolle Tour und deine Offenheit! Jedem, der mehr über das Leben von Obdachlosen in Wien erfahren möchte, ist die Tour wärmstens zu empfehlen!

Bericht von NH-Reporterin Julia.

Fotocredit: © MA 22

Sustainable Development Goals umsetzen – Aber wie? Österreichs Weg und Beispiele aus Europa

Am 1. Juni fand die Veranstaltung „Sustainable Development Goals umsetzen – Aber wie? Österreichs Weg und Beispiele aus Europa“ im Haus der Europäischen Union in Wien statt. Hier wurde von Vertretern aus Österreich, Deutschland, Finnland und der Tschechischen Republik im Zuge der European Sustainable Development Week (auf Deutsch: Woche der europäischen nachhaltigen Entwicklung) berichtet, wie die Sustainable Development Goals in ihren Ländern umgesetzt werden.

Was sind Sustainable Development Goals?

Im September 2015 haben sich 193 Regierungen weltweit gemeinsam auf 17 Ziele für eine bessere Welt geeinigt. Diese Ziele sind die sogenannten SDGs – die Sustainable Development Goals (auf Deutsch: Nachhaltigen Entwicklungsziele) und sollen bis 2030 erreicht werden. Daher spricht man auch von der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. Zu diesen Zielen gehören Armut und Hunger weltweit zu beenden sowie für jeden Menschen ein gesundes Leben, dieselben Rechte für Männer und Frauen und die Verfügbarkeit von Wasser in jedem Land zu gewährleisten. Das sind nur einige wenige Ziele, die nun umgesetzt werden sollen.

Natürlich ist das ein schweres und komplexes Unterfangen die Welt zu verbessern und es liegt vor allem an Regierenden sich zu überlegen, wie diese Ziele erreicht werden können.

Im Haus der Europäischen Union in Wien war genau das Thema. Was planen die einzelnen Länder, um ihre Ziele zu erreichen?

Finnland

Für Finnland sprach Jussi Kanner, Koordinator von KEHYS, einer Entwicklungsplattform für die EU. Finnland fokussiert sich bei der AGENDA 2030 darauf CO2 neutral und ressourcenschonend zu werden. Ziel von KEHYS ist auch, Armut und Ungleichheit auf der Welt zu reduzieren und Menschenrechte voranzutreiben. Sie möchten ein Finnland, das frei von Diskriminierung ist und für Gleichheit steht. Als ich ihn nach dem Vortrag nach seiner Take-Home-Messsage frage, sagt er mir, dass es am wichtigsten ist bei der Umsetzung der Agenda 2030 alle Stakeholder miteinzubeziehen, d.h. Personen, die im sozialen Sektor, in der Entwicklungsarbeit, Kinderarbeit, Armut und weiteren relevanten Bereichen arbeiten, müssen gemeinsam sicherstellen, dass die Grundprinzipien der Agenda 2030 umgesetzt werden.

Österreich

Für Österreich sprachen Sylvia Meier-Kajbic (Botschafterin und Leiterin der Abteilung Multilaterale Entwicklungszusammenarbeit im Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres) und Norbert Feldhofer (Leiter der Abteilung Wirtschaft, Arbeit, Energie im Bundeskanzleramt). Beide heben hervor, dass die SDGs nicht nur relevant für Entwicklungsländer, sondern auch für Industrieländer wie Österreich sind. Es ist die Aufgabe der Regierung in den Bereichen nachhaltiger Energie, Wasser, Bildung und nachhaltiger Wirtschaft in Österreich Verbesserungen umzusetzen. Länder, Gemeinden, Ministerien, Unternehmen und Wissenschaft müssen ein Bewusstsein für die Nachhaltigkeitsziele schaffen und Aktionen setzen.

In Österreich wurden alle Bundesministerien 2016 bereits zur Umsetzung der SDGs beauftragt und haben deren Ziele und geplanten Schritte in "Beiträge der Bundesministerien zur Umsetzung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung durch Österreich" publiziert. Arbeitsgruppen sind am Laufen!

We all have to do something to develop our world!

Dann sind wir einmal gespannt, was in den nächsten Jahren passieren wird und hoffen auf ein erfreuliches Resultat im Jahr 2030! Bis dahin sollten wir uns an Sylvia Meier-Kajbics Aussage halten: "We all have to do something to develop our world!"

Bericht von NH-Reporterin Julia

Fotocredit: © MA 22

Mini-Interview mit Joe Taucher, Lokale Agenda 21 Wien & Ökosoziales Forum Wien

Mag. Joe Taucher ist Vorsitzende-Stellvertreter der „Lokalen Agenda 21 in Wien“ und Generalsekretär des „Ökosozialen Forums Wien“.

Herr Taucher ist seit Beginn der Aktionstage im Jahr 2013 mit vollem Engagement Teil der Initiative. Wir haben ihn kurz vor dem fünfjährigen Jubiläum der Aktionstage Nachhaltigkeit zum Interview gebeten.

>> Sie sind ja seit Anbeginn der Aktionstage Nachhaltigkeit ein umtriebiger Partner der Initiative und Mit-Organisator von vielen Veranstaltungen, die bisher von der Lokalen Agenda 21 oder dem Ökosozialen Forum durchgeführt wurden.
Was ist Ihr Tipp für die Aktionstage Community für das Organisieren oder Durchführen von Aktivitäten im Bereich Nachhaltige Entwicklung?

Am besten ist, wenn man Aktionen startet, die Nachhaltigkeit erlebbar, angreifbar, genießbar und spürbar machen. Also die Menschen selbst in Aktion zu setzen ist wichtig! Wie beispielsweise ein Biopicknick im Paradiesgartl, Repaircafés zum selber machen, Pflanzaktionen für Obstbäume und Naschbeeren-Hecken oder auch Radtouren zu Biotopen.

>> Was motiviert Sie persönlich für eine Nachhaltige Entwicklung einzutreten?

Weil ich in einer gesunden Umwelt leben möchte und mir auch für meine Tochter eine gute und gesunde Zukunft wünsche!

>> Was bedeutet Nachhaltige Entwicklung für Sie ganz persönlich in Ihrem privaten, oder beruflichem Leben?

Für mich bedeutet Nachhaltige Entwicklung, dass wir zuerst auf unsere Erde achtgeben müssen, dann auf ein gedeihliches Miteinander in unserer Gesellschaft, geprägt von Respekt und Achtsamkeit. Und auf Basis dieser 2 wichtigsten Dimensionen müssen wir ein Wirtschaftssystem bauen, das dem Menschen und der Umwelt dient!

>> Haben Sie Vorbilder für einen nachhaltigen Lebensstil? Oder anders gefragt: Wer sind Ihre Helden und Heldinnen der Nachhaltigkeit?

Mahatma Gandhi – die „große Seele“ Er hat durch sein Wirken und sein Sein positive Veränderung für viele Millionen Menschen gebracht und wirkt weit über seinen Tod hinaus!

>> Wie leben Sie Nachhaltigkeit in Ihrem Alltag?

Ich kombinieren, wann immer es geht Rad und öffentlicher Verkehr! Versuche bei der Ernährung achtsam auf die Herkunft und die Produktionsbedingungen der Lebensmittel zu achten und so wenig wie möglich Abfälle zu produzieren.
Ich unterstütze seit 14 Jahren die Lokale Agenda 21 in Wien für eine nachhaltige Entwicklung vor Ort gemeinsam mit den BürgerInnen, das macht unheimlich Spaß und ist befriedigend, wenn man am Ende die vielen kleinen und großen Erfolge sieht!

>> Wie können wir uns die Tätigkeiten der Lokalen Agenda 21 vorstellen?

Die lokale Agenda 21 Wien unterstützt mit vielen Projekten und Veranstaltungen die Aktionstage Nachhaltigkeit, weil die Verdichtung des Themas eine gemeinsame Aufmerksamkeit schafft und weil es eine gute Gelegenheit ist nachhaltige Projekte Österreichweit bzw. Wien weit herzuzeigen und NachahmerInnen zu gewinnen!

>> Warum unterstützen Sie als PartnerIn die Aktionstage Nachhaltigkeit?

Weil dadurch das wichtigste Zukunftsthema breit dargestellt wird und noch mehr Aufmerksamkeit bekommt!

>> Welche Kompetenzen und neue Entwicklungen brauchen wir für eine nachhaltige Entwicklung unseres Lebensraums und unserer Gesellschaft?

Ich meine eine der wichtigsten Eigenschaften, die wir für die Bewältigung zukünftiger Herausforderungen brauchen, ist die GENÜGSAMKEIT! Genuss und Freude entsteht eben nicht dadurch, dass wir jeden Tag den besten Wein trinken und Fleisch essen, sondern erst wenn wir gezielt und ausgewählt und hie und da uns etwas Besonderes gönnen.
Wir leben in einer Zeit, wo es von allem laufend immer mehr gibt, daher müssen wir Wohlstand und Lebensqualität von Konsum immer neuer Produkte und Dienstleistungen entkoppeln.

>> Wie sieht für Sie die ideale Zukunft in 100 Jahren aus?

Die ideale Zukunft ist eine, die wir heute nicht einmal ausdenken können. Wenn wir den Turnaround schaffen, werden wir wahrscheinlich stärker im Einklang mit den natürlichen Kreisläufen unserer Erde leben und arbeiten.

>> Was würden wir dann in 100 Jahren anders machen und woraus hätten wir gelernt? Oder auch nicht?

Vielleicht schaffen wir es zukünftig mehr Güter und Dinge gemeinsam zu nutzen und weniger selbst zu besitzen! Tauschen- Teilen – gemeinsam Besitzen.

>> Welches Ziel sollten wir als Gesellschaft als erstes anstreben, um kommenden Generationen eine lebenswerte Welt zu hinterlassen?

Wir brauchen wieder eine Wirtschaftssystem, das den Menschen dient und nicht umgekehrt. Das Menschliche soll wieder zum Maß werden und nicht die Anhäufung von Materie!

Vielen Dank für das Gespräch!