EMAS-Konferenz 2017 „circular economy“

Am Mittwoch den 7. Juni lud das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW) zur diesjährigen EMAS-Konferenz in den Festsaal der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien ein. EMAS ist die Abkürzung für "Eco-Management and Audit Scheme" – dabei handelt es sich um ein Instrument der Europäischen Union zur kontinuierlichen Verbesserung des Umweltmanagements diverser Unternehmen und Organisationen. Heuer drehte sich alles um die „circular economy“ oder auch Kreislaufwirtschaft – wie sie auf Deutsch oft genannt wird. Der folgende Artikel gibt einen Einblick in die abwechslungsreichen Programmpunkte und Persönlichkeiten der Konferenz, die ein buntes Publikum aus EMAS-Organisationen, öffentlicher Verwaltung, Umweltberater*innen und Studierenden ansprach.

Zahlreiche Teilnehmer*innen aus verschiedenen Bereichen füllten den Festsaal der Wirtschaftsuniversität Wien

Der Appell eines Pioniers

Nach den offiziellen Begrüßungsworten betrat ein österreichisches Urgestein der Kreislaufwirtschaftszene die Bühne. Sepp Eisenriegler ist Geschäftsführer vom Reparatur- und Service-Zentrum R.U.S.Z – dem größten unabhängigen Reparaturbetrieb für E-Geräte. Außerdem hat er das ReparaturNetzWerk Wien ins Leben gerufen, veranstaltet ein wöchentliches Reparatur-Cafe und engagiert sich darüber hinaus auf verschiedenen Wegen für ein anderes, in Kreisläufen funktionierendes Wirtschaften. Mit dem provokanten Titel „Circular Economy: Die geplante Obsoleszenz des Kapitalismus“ machte er in seinem Vortrag auf die Mensch und Natur ausbeutende Praxis internationaler profitorientierter Unternehmen aufmerksam. Diese stellen kurzlebige, billige und von den Konsumenten des globalen Nordens wenig wertgeschätzte Produkte her, die schließlich auf problematischen Mülldeponien in den ärmsten Ländern der Welt landen. Die Leidenschaft, die Sepp Eisenriegler bei seinen Ausführungen ausstrahlt, ist im ganzen Raum spürbar. Gleichzeitig ist er sich auch des Einflusses der Sprache bewusst, wenn er für den Gebrauch des englischen Begriffs „circular economy“ plädiert, um einer Verwechslung mit der im österreichischen Abfallgesetz erwähnten Kreislaufwirtschaft vorzubeugen.

Stefan Giljum, Sepp Eisenriegler und Fred Luks diskutieren die Fragen des Publikums

Design für die Zukunft?

Denn „circular economy“ bedeutet weit mehr als das Recyceln oder Upcyceln von Produkten. Sonja Eser hat bereits im Jahr 2003 das Unternehmen „SinnenWandel“ für zukunftsfähiges Wirtschaften gegründet. Einer ihrer Schwerpunkte ist das „circular design“, bei dem es darum geht, Wirtschaftsprozesse bereits in der Planung als Kreisläufe zu verstehen, um so dem Anspruch gerecht zu werden, langlebige, reparaturfähige, hochwertige und im Kern nachhaltige Produkte zu entwerfen. Sie ist überzeugt, dass wenn sogenannte „cradle to cradle“-Produkte (deutsch: von der Wiege zur Wiege) auf dem Markt präsenter werden, sich auch Konsumenten für diese neue Form des Wirtschaftens, bei der es mehr um Nutzung und weniger um Eigentum geht, begeistern lassen.

Studierende der WU hatten die Möglichkeiten die Unternehmer*innen auszufragen

Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft

Stefan Giljum vom Institut für „Ecological Economics“ der WU spannte den Bogen von den Trends des globalen Ressourcenverbrauchs – dieser hat sich seit 1970 verdreifacht – hin zu den Herausforderungen der Umsetzung in der europäischen und österreichischen Wirtschaft. Der 2015 beschlossene Aktionsplan der EU für die Kreislaufwirtschaft etwa sieht die Kreislaufwirtschaft als Chance lokale Arbeitsplätze zu schaffen und den sozialen Zusammenhalt zu fördern, aber auch, um bei verringertem Ressourcenverbrauch wettbewerbsfähiger zu sein.  Erfolgsfaktoren sind schließlich das Setzen klarer Ziele in einem konsistenten Politikrahmen, in dem auch notwendige strukturelle Veränderungen thematisiert werden.

Verschiedene Unternehmen stellen in kurzen Impulsvorträgen ihren Beitrag im Bereich Umweltmanagement vor

Best of “circular economy”

Zwischen den Vorträgen gab es auch immer wieder Platz für Vorreiter*innen der Kreislaufwirtschaft, die in 5-minütigen Impulsvorstellungen versuchten ihre Erfolgsgeschichten und Erfahrungen auf den Punkt zu bringen. Studierende der WU hatten im Anschluss zudem die Gelegenheit, mit ihren Fragen noch mehr zu den verschiedenen Unternehmungen zu erfahren.
Nachdem sich die Teilnehmer*innen am köstlichen, vegetarischen und mit dem Fahrrad gelieferten Mittagsbuffet von „Rita bringt’s“ gelabt hatten, stellte die Verleihung der EMAS-Preise 2017 den Hauptprogrammpunkt des Nachmittages dar. Unter der gewohnt professionellen und stilvollen Moderation von Fred Luks, überreichte Bundesminister Andrä Rupprechter höchstpersönlich die Urkunden und Preise an die innovativen Unternehmer*innen. Trotz der vielen offenen Fragen und Herausforderungen bei der Umsetzung ist die Kreislaufwirtschaft eine konkrete und positiv-stimmende Idee, wie ökonomische Nachhaltigkeit auf einem begrenzten Planeten gelebt werden kann.

Bundesminister Andrä Rupprechter überreichte die EMAS-Preise und Urkunden an engagierte Unternehmer*innen

Fotocredit: MA22

Ein Beitrag von Nachhaltigkeits-Reporter Hannes Reitberger.