Flohmarkt von Nachbar/innen für Nachbar/innen im Nachbarschaftszentrum Leopoldstadt

Am 2. Juni 2017 besuchte ich den Nachbarschaftsflohmakt im Nachbarschaftszentrum Leopoldstadt. Ich wurde sofort von Iris Heinrich willkommen geheißen, einer der vier hier hauptamtlich arbeitenden Frauen. Wir plauderten über die Arbeit des Nachbarschaftszentrums und über die Initiative dieses Flohmarkts. Natürlich stöberte ich auch selbst beim Flohmarkt herum und sprach mit den VerkäuferInnen.

Das Nachbarschaftszentrum ist für alle da!

Auch wenn die zugeteilten Bezirke der 1.,2 und 20. Bezirk sind, kann jeder – auch aus Niederösterreich – bei den Aktivitäten vom Nachbarschaftszentrum mitmachen. Die MitarbeiterInnen haben ein offenes Ohr für alle Anliegen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Sei es, ob jemand in einer akuten Lebenskrise steckt oder sich in der Großstadt Wien einsam fühlt und sozialen Anschluss sucht. Das Nachbarschaftszentrum führt Gespräche, leitet bei Bedarf weiter, entwirft gemeinsam Haushaltspläne und bietet eine sehr große Bandbreite an Aktivitäten an. So gibt es für Kinder Kasperltheater, Backstuben, Impro-Theater, Lernclubs, für Eltern Babyshiatsu, Sing und – Tanzgruppen und für Erwachsene ein vielfältiges Sportprogramm, Cafés oder Deutsch-Konversationsgruppen. Das Angebot ist bedarfsorientiert und 65 ehrenamtliche MitarbeiterInnen gestalten mit. Das Schöne daran ist, dass auch jeder ehrenamtlich mitarbeiten kann. Es benötigt keine spezielle Ausbildung und oft hilft es Menschen, wenn sie sich engagieren können und das Gefühl haben, gebraucht zu werden. So gibt es eine Dame, der es vor drei Jahren psychisch sehr schlecht ging. Heute leitet sie selbst ein Malatelier im Nachbarschaftszentrum und kann hier aufblühen. Vor drei Jahren wäre das noch undenkbar gewesen - ein schöner Erfolg!

Flohmarkt von NachbarInnen für NachbarInnen

Die gesammelten Kleider und Materialspenden werden nicht nur direkt weitergegeben, sondern auch regelmäßig bei einem Flohmarkt verkauft.

Anlässlich des Tages der Nachbarschaft und der Nachhaltigkeit wurde der dieses Mal anders organisiert. Die NachbarInnen konnten diesmal selbst ihre Waren an andere NachbarInnen verkaufen.

Verkauft wurde alles mögliche – von Büchern, Spielzeug, Kleidung, Umstandsmode bis über Uhren, Schmuck und Geschirr. Zwei ältere Damen verkauften zum ersten Mal an einem Flohmarkt ihre Sachen. Selber gingen sie so zwei bis dreimal im Jahr zu Flohmärkten, nahmen sich dafür Zeit und stöberten herum. Sie erzählten mir, dass man meist lange suchen muss, aber dann findet man doch etwas Passendes. Dieses Mal haben sich die beiden zusammengeschlossen und verkauften ihre Sachen. Sie hatten viel schöne Kleidung mit sehr guter Quailtät, die ihnen allerdings nicht mehr passt, mitgenommen. Wegschmeißen wollten sie ihre schönen Stücke auf keinen Fall, denn darum wäre es viel zu schade gewesen. Daher hoffen sie, dass jemand anderer nun Freude daran findet.

Auch das Integrationshaus verkaufte selbstgemachte Rucksäcke, Schmuck, Schürzen, Hauben, …. Diese werden in ihren bunt gemischten Frauengruppen hergestellt, die sich 1 bis 2x in der Woche treffen. So sind die Sommerhauben von einer über 70jährigen Afrikanerin gehäkelt worden. Mittlerweile gibt es auch eine motivierte Mädchengruppe, die eifrig am Werken ist. Das Material, das sie verwenden ist zum teils gespendet, teils neu gekauft und viel Gebrauchtes wird auch wieder upgecyclet.

Ein Bericht von NH-Reporterin Julia.

Fotocredit: © MA 22

„Morgen und Anderswo“ Ich habe genug!

Ein paar Kilometer vom Zentrum der steirischen Hauptstadt trifft sich regelmäßig eine Gruppe von Menschen, welche an die absolute Notwendigkeit einer nachhaltigen Entwicklung glauben. In einem privaten Haus fand also das Treffen von SOL Graz und die Präsentation der aktuellen Kampagne „Morgen und anderswo“ statt. Jeder Programmpunkt brachte einen kleinen Ortswechsel mit sich, sodass teils im Garten und teils drinnen bei Essen und Trinken etwas besprochen wurde.

SOL steht für Solidarität, Ökologie und Lebensstil.

„Das 21. Jahrhundert erfordert einen neuen Lebensstil“, so beginnt der Text über das Selbstverständnis des Vereins. Eine Kommunikation auf Augenhöhe ist den Mitgliedern sehr wichtig. Vorleistungen sind zur Mitarbeit nicht wichtig, rein die Motivation für das Engagement für eine bessere Welt für alle ist essentiell.

„Morgen und anderswo“

Diese Kampagne wurde beim Treffen im Garten unter einem blühenden Busch vorgestellt. Es geht darum kleine Taten auszuführen, um so einen Beitrag für eine nachhaltige Entwicklung zu leisten. Denn es sind die kleinen Taten jedes und jeder Einzelnen, die zählen im Kampf gegen Klimawandel, Hunger & Armut oder Wasserknappheit. SOL hat eine bewusste Bekennung zu etwas, das man „Generationengerechtigkeit“ nennt und im Endeffekt nur bedeutet, dass wir heute nicht auf Kosten zukünftiger Generationen leben dürfen. Doch genau das tun wir durch die übermäßige Ausbeute der natürlichen Ressourcen.

In Graz und ganz Österreich

Der Verein in Graz ist schon 8 Jahre aktiv und nutzt die Aktionstage Nachhaltigkeit als Anlass, die 1-jährige Pause zu überwinden und sich wieder besser zu vernetzen und frischen Wind rein zu bringen. Die Mitglieder stellten ihre spannenden Ideen und auch bereits laufende Projekte vor oder hielten sich auf dem aktuellen Stand und planten gemeinsame Exkursionen.

Fortbildungen

Es gibt einen offiziellen SOL-Kurs den man machen kann. Hier geht es allein um Theorie. Die Fragestellungen und Inhalte sind nach den Maximen der Solidarität und Ökologie aufgearbeitet.

Nicht plappern, tun!

Es geht den Menschen im Verein um die Änderung der eigenen Lebensweise und Bewusstseinsbildung anderer Menschen! Denn nur so kann es gelingen die Zukunft zu ändern, wenn wir unseren Lebensstil anpassen, und das am besten heute noch: nachhaltiger Konsum auf allen Ebenen. Weniger kaufen für den Müll und stattdessen erfüllende Inhalte. „Garteln“, Fair-Trade-Kleidung und gute Ernährung. Nachhaltigkeit ist das oberste Ziel. Das ist das 21. Jhd., da sind sich die SOL-Menschen sicher…

Das Treffen ist in sehr gemütlichem Rahmen verlaufen und als Reporter habe ich mich sehr wohl und willkommen gefühlt. Mir wurde sofort Essen und Trinken angeboten. Die Kommunikation unter den Mitgliedern läuft unkompliziert und beim Treffen erfährt man von vielen spannenden Dingen. Auf nachhaltig.at kannst du dir selbst ein Bild machen oder das Angebot von SOL erkunden. Dort sind alle nötigen Informationen und auch Kontakte, falls du schon bereit bist den ersten kleinen Schritt für eine grandiose Zukunft zu tun.

Ein Bericht von NH-Reporter Dominik.

Fotocredit: © Land Steiermark

 

Shades Tour

Am 4.6.2017 nahm ich als Nachhaltigkeitsreporterin bei einer Shades-Tour in Wien teil. Bei diesen Stadtführungen wird Wien von seiner Schattenseite beleuchtet und zwar aus der Sicht der Obdachlosigkeit. Dieter, ehemaliger Obdachloser, führte uns durch den ersten Bezirk und erzählte uns wie viele Obdachlose es in Wien gibt, wie es um deren Versorgung steht, erklärte uns einige Tipps und Tricks und erzählte uns seine ganz persönliche Geschichte, wie er in die Obdachlosigkeit kam und es wieder hinaus schaffte.

Zerissene Jeans, Billa-Sackerl und ein Dosenbier - der typische Obdachlose?

Zu Beginn der Tour bat uns Dieter Obdachlose zu beschreiben. Verwahrlost, schäbige Kleidung, mit einem Billa Sackerl in der Hand, Alkohol dabei und viele weitere der Vorurteile wurden bedient. Dieter erzählte uns, dass das auf die wenigsten zutrifft. Während seiner Zeit als Obdachloser hat er nicht anders ausgeschaut als er heute vor uns steht. Er war immer gepflegt und hatte saubere Kleidung an. Obdachlosigkeit ist mit Scham besetzt und daher möchte man vermeiden, als Obdachloser erkannt zu werden. Vor allem Frauen versuchen ihre Obdachlosigkeit stark zu verbergen und sind deswegen in der Öffentlichkeit kaum sichtbar, obwohl 40% aller Obdachlosen Frauen sind.

Wie viele Obdachlose gibt es in WIen?

Offiziell gibt es 1.800 Obdachlose in Wien. Diese sind bei Einrichtungen für Obdachlose gemeldet. Es wird geschätzt, dass es dieselbe Anzahl an "versteckt Obdachlosen" gibt. Das sind diejenigen, die wohnungslos sind, aber zum Beispiel bei Freunden vorübergehend unterkommen. Insgesamt mit den Personen, die nirgends aufscheinen, rechnet man mit 8.000 - 10.000 obdachlosen Menschen in Wien.

Wie schlittert man in die Obdachlosigkeit?

Die Gründe sind vielseitig, wie Arbeitslosigkeit, Schulden, Scheidung, Sucht, Haftentlassung, psychische oder physische Erkrankungen. Man schlittert schneller in die Obdachlosigkeit als man glaubt. Wohnt man in Wien in einem Gemeindebau und der (Ehe-) Partner ist nicht offiziell im Mietvertrag bei Wiener Wohnen eingetragen, dann muss dieser die Wohnung verlassen sobald der Partner, der im Mietvertrag steht, stirbt. Selbst wenn man schon 30 Jahre lang in dieser Wohnung wohnt und einem dieser Fehler passiert, muss man aus der Wohnung raus.

Dieter erzählt uns auch von dem Teufelskreis der Obdachlosigkeit. Wenn jemand bei einer Bewerbung als Meldeadresse die Anschrift einer Einrichtung für Obdachlose angibt, hat man wenig Chancen. Sucht man allerdings eine Wohnung, verlangen die Vermieter einen Einkommensnachweis und wird ohne Job nicht genommen. So ist es schwierig eine Wohnung ohne einen Job und einen Job ohne einer Wohnung zu finden.

Wie Dieter obdachlos wurde

Dieter ist ein sehr gut ausgebildeter Österreicher, war verheiratet und hat einen Sohn. Er hatte 28 Jahre lang denselben Job, wobei er davon in seinen letzten Berufsjahren von Kärnten nach Wien zog und nun dort im Ministerium tätig war. Er stand kurz vorm Burnout und wurde unbezahlt karenziert. Er fühlte sich mit seiner Arbeit sehr verbunden und schaffte es daher anfangs nicht endgültig zu kündigen. Dadurch erhielt er lange kein Arbeitslosengeld und wurde mit seiner Miete rückständig. 2015 musste er daher aus seiner Wohnung raus und kam zuerst als "versteckt Obdachloser" bei Freunden unter. Das funktionierte nicht lange gut und so schlitterte er in die völlige Obdachlosigkeit und kam in Notschlafstellen unter.

Dieters Geschichte zeigt auf, dass Obdachlosigkeit jeden treffen kann! Schön ist, dass er aber auch erzählte, wie gut das Sozialsystem für Obdachlose in Wien ausgebaut ist. Es gibt hier keinen Menschen, der hungern müsste. Natürlich sind die Notschlafstellen alles andere als ein Honigschlecken, wenn bis zu 57 Menschen in einem Raum schlafen, aber für die Grundbedürfnisse ist gesorgt. Danke Dieter für die tolle Tour und deine Offenheit! Jedem, der mehr über das Leben von Obdachlosen in Wien erfahren möchte, ist die Tour wärmstens zu empfehlen!

Bericht von NH-Reporterin Julia.

Fotocredit: © MA 22

Mini-Interview mit Joe Taucher, Lokale Agenda 21 Wien & Ökosoziales Forum Wien

Mag. Joe Taucher ist Vorsitzende-Stellvertreter der „Lokalen Agenda 21 in Wien“ und Generalsekretär des „Ökosozialen Forums Wien“.

Herr Taucher ist seit Beginn der Aktionstage im Jahr 2013 mit vollem Engagement Teil der Initiative. Wir haben ihn kurz vor dem fünfjährigen Jubiläum der Aktionstage Nachhaltigkeit zum Interview gebeten.

>> Sie sind ja seit Anbeginn der Aktionstage Nachhaltigkeit ein umtriebiger Partner der Initiative und Mit-Organisator von vielen Veranstaltungen, die bisher von der Lokalen Agenda 21 oder dem Ökosozialen Forum durchgeführt wurden.
Was ist Ihr Tipp für die Aktionstage Community für das Organisieren oder Durchführen von Aktivitäten im Bereich Nachhaltige Entwicklung?

Am besten ist, wenn man Aktionen startet, die Nachhaltigkeit erlebbar, angreifbar, genießbar und spürbar machen. Also die Menschen selbst in Aktion zu setzen ist wichtig! Wie beispielsweise ein Biopicknick im Paradiesgartl, Repaircafés zum selber machen, Pflanzaktionen für Obstbäume und Naschbeeren-Hecken oder auch Radtouren zu Biotopen.

>> Was motiviert Sie persönlich für eine Nachhaltige Entwicklung einzutreten?

Weil ich in einer gesunden Umwelt leben möchte und mir auch für meine Tochter eine gute und gesunde Zukunft wünsche!

>> Was bedeutet Nachhaltige Entwicklung für Sie ganz persönlich in Ihrem privaten, oder beruflichem Leben?

Für mich bedeutet Nachhaltige Entwicklung, dass wir zuerst auf unsere Erde achtgeben müssen, dann auf ein gedeihliches Miteinander in unserer Gesellschaft, geprägt von Respekt und Achtsamkeit. Und auf Basis dieser 2 wichtigsten Dimensionen müssen wir ein Wirtschaftssystem bauen, das dem Menschen und der Umwelt dient!

>> Haben Sie Vorbilder für einen nachhaltigen Lebensstil? Oder anders gefragt: Wer sind Ihre Helden und Heldinnen der Nachhaltigkeit?

Mahatma Gandhi – die „große Seele“ Er hat durch sein Wirken und sein Sein positive Veränderung für viele Millionen Menschen gebracht und wirkt weit über seinen Tod hinaus!

>> Wie leben Sie Nachhaltigkeit in Ihrem Alltag?

Ich kombinieren, wann immer es geht Rad und öffentlicher Verkehr! Versuche bei der Ernährung achtsam auf die Herkunft und die Produktionsbedingungen der Lebensmittel zu achten und so wenig wie möglich Abfälle zu produzieren.
Ich unterstütze seit 14 Jahren die Lokale Agenda 21 in Wien für eine nachhaltige Entwicklung vor Ort gemeinsam mit den BürgerInnen, das macht unheimlich Spaß und ist befriedigend, wenn man am Ende die vielen kleinen und großen Erfolge sieht!

>> Wie können wir uns die Tätigkeiten der Lokalen Agenda 21 vorstellen?

Die lokale Agenda 21 Wien unterstützt mit vielen Projekten und Veranstaltungen die Aktionstage Nachhaltigkeit, weil die Verdichtung des Themas eine gemeinsame Aufmerksamkeit schafft und weil es eine gute Gelegenheit ist nachhaltige Projekte Österreichweit bzw. Wien weit herzuzeigen und NachahmerInnen zu gewinnen!

>> Warum unterstützen Sie als PartnerIn die Aktionstage Nachhaltigkeit?

Weil dadurch das wichtigste Zukunftsthema breit dargestellt wird und noch mehr Aufmerksamkeit bekommt!

>> Welche Kompetenzen und neue Entwicklungen brauchen wir für eine nachhaltige Entwicklung unseres Lebensraums und unserer Gesellschaft?

Ich meine eine der wichtigsten Eigenschaften, die wir für die Bewältigung zukünftiger Herausforderungen brauchen, ist die GENÜGSAMKEIT! Genuss und Freude entsteht eben nicht dadurch, dass wir jeden Tag den besten Wein trinken und Fleisch essen, sondern erst wenn wir gezielt und ausgewählt und hie und da uns etwas Besonderes gönnen.
Wir leben in einer Zeit, wo es von allem laufend immer mehr gibt, daher müssen wir Wohlstand und Lebensqualität von Konsum immer neuer Produkte und Dienstleistungen entkoppeln.

>> Wie sieht für Sie die ideale Zukunft in 100 Jahren aus?

Die ideale Zukunft ist eine, die wir heute nicht einmal ausdenken können. Wenn wir den Turnaround schaffen, werden wir wahrscheinlich stärker im Einklang mit den natürlichen Kreisläufen unserer Erde leben und arbeiten.

>> Was würden wir dann in 100 Jahren anders machen und woraus hätten wir gelernt? Oder auch nicht?

Vielleicht schaffen wir es zukünftig mehr Güter und Dinge gemeinsam zu nutzen und weniger selbst zu besitzen! Tauschen- Teilen – gemeinsam Besitzen.

>> Welches Ziel sollten wir als Gesellschaft als erstes anstreben, um kommenden Generationen eine lebenswerte Welt zu hinterlassen?

Wir brauchen wieder eine Wirtschaftssystem, das den Menschen dient und nicht umgekehrt. Das Menschliche soll wieder zum Maß werden und nicht die Anhäufung von Materie!

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Bedingungsloses Grundeinkommen: ökosozial oder fatal?

Das Ökosoziale Studierendenforum veranstaltete am 1.6.2016 die Podiumsdiskussion „Bedingungsloses Grundeinkommen: Ökosozial oder fatal?“. 770 BesucherInnen verfolgten die Diskussion im Audimax der Wiener Wirtschaftsuniversität und weitere von zu Hause via Livestream.
 
Ein Anlass für die Diskussion war die bevorstehende Schweizer Volksabstimmung am 5.6.2016. Hier wurde weltweit zum ersten Mal über ein bedingungsloses Grundeinkommen abgestimmt. Das bedeutet, dass jedem Bürger bedingungslos eine Mindestabsicherung von 1000 € im Monat für ein menschenwürdiges Leben zustehen soll.
 
"Ist das eine gescheite Idee?", fragte die Moderatorin Michaela Hickersberger die Gäste am Podium. Der Kabarettist Roland Düringer antwortete: "Ist Weltfrieden eine gescheite Idee? Ist der Ende des Welthungers eine gescheite Idee? Eine gescheite Idee ja, aber eine Idee ist halt eine Idee."

Auch die anderen Podiumsgäste, Monika Köppl-Turyna, Helmo Pape, Michael Soder und Clemens Wallner beantworteten diese Frage. Die Meinungen gingen dabei auseinander: Von einer brillanten Idee bis hin zu einem utopischen Modell.
 
So hieß es, dass das bedingungslose Grundeinkommen ca. 1% des BIP dem Staat zusätzlich kosten würde, wenn diejenigen, die heute weniger als das Grundeinkommen verdienen, 1000€ erhalten würden. Dies wäre finanzierbar. Würden jedoch mehrere Menschen dann das bedingungslose Grundeinkommen in Anspruch nehmen und statt zu arbeiten zu Hause bleiben? Der Punkt ist, dass man eine Erwerbsarbeit, die man nicht erledigen will, ablehnen könnte. Die Löhne müssten somit höher werden, denn zum ersten Mal gäbe es tatsächlich einen Arbeitsmarkt, da nicht nur der Arbeitgeber, sondern auch der Arbeitnehmer nein sagen kann.
 
Die Frage, ob die Menschen trotzdem arbeiten würden, hängt auch von unserem Menschenbild ab. Verhält sich der Mensch wie der Homo Oeconomicus, der nur von finanziellen Anreizen geleitet ist und auf seine eigene Nutzenmaximierung bedacht ist? Ist er faul, scheut die Arbeit und lässt sich nur durch Be- und Entlohnung motivieren?
 
Monika Köppl-Turyna erzählt, dass es kleine Gemeinden in Asien gibt, die sich sehr gut organisieren und für öffentliche Güter für alle Mitglieder sorgen. Dies gilt aber meist nicht für große Gesellschaften, denn diese agieren eher entsprechend dem Homo Oeconomicus.
 
Das freiwillige Engagement der ÖsterreicherInnen widerspricht dem allerdings, denn fast jeder zweite ist ehrenamtlich aktiv. Es gibt viele Gründe warum sich Menschen engagieren – hauptsächlich, weil es ihnen Spaß macht und sie anderen helfen, ihre Fähigkeiten einbringen, Erfahrungen teilen und etwas zum Gemeinwohl beitragen wollen. Menschen, die sich nicht ehrenamtlich engagieren, geben oft an, ihnen fehle es an der notwendigen Zeit. Demnach fehlt die Zeit und nicht die Arbeit. Durch das bedingungslose Grundeinkommen kann Zeit freigesetzt werden, z.B. zum Nachdenken, wie die Gesellschaft besser gestaltet werden kann. Es können neue Lösungsansätze entwickelt werden anstatt weiterhin im Hamsterrad zu laufen und im System gefangen zu sein.
 
Dennoch, wir leben in einer arbeitsteiligen Gesellschaft, die auf Nehmen und Geben beruht. Trittbrettfahrer wären bei dem bedingungslosen Grundeinkommen möglich.
Schließlich wurden auch Fragen an das Publikum gestellt:

Die Hände gingen bei beiden Fragen in die Höhe. Hier ist natürlich anzumerken, dass das anwesende Publikum wohl kaum für die Gesamtbevölkerung repräsentativ ist.
Roland Düringer merkte auch an, dass wir schließlich alle bereits einmal das bedingungslose Grundeinkommen hatten. Wir kamen auf die Welt und erhielten ein bedingungsloses Grundeinkommen beruhend auf der bedingungslosen Liebe der Eltern. Dann kam eines Tages das Taschengeld. Wenn man brav war, bekam man es, wenn nicht, dann bekam man weniger. Es begannen also die Bedingungen...
 
 
Ein Bericht von NH-Reporterin Julia.

Fotocredits: MA22

 
PS: Die Schweiz hat gegen ein bedingungsloses Grundeinkommen gestimmt.

fairgoods - Deine Messe für nachhaltigen Lebensstil

Am 4. und 5. Juni war es soweit und es fand in der Grazer Seifenfabrik die Veggienale und fairgoods, die Messe für nachhaltigen Lebensstil statt. Dort wirden die “besten grünen Produkte”, Ideen und Trends und alles für einen gesunden, veganen nd nachhaltigen Lebensstil vorgestellt
 
Es wurde grüne Mode, ethische Finanzen, bio-vegane Ernährung, Gemeinwohl-Ökonomie, Upcycling, neue Mobilität, Fairer Handel und erneuerbare Energien präsentiert. Man konnte an eine Umfrage der Universität Graz teilnehmen, sich über die Zukunft des Essens informieren oder sich einen “green Job” angeln.

Ein Highlight war die Diskussion zwischen Niko Rittenau, einem Koch und Ernährungscoach und Tina Wimsberger, die die Kampagne Graz-isst-Graz leitet. Thematisiert wurde vor allem wie wir uns zukünftig gesund und nachhaltig ernähren können. Einigkeit herrschte vor allem dabei, dass das grundsätzliche Bewusstsein dafür gestärkt werden soll und, dass Ernährung stark mit Bildung zusammenhängt.

#daswarendieAktionstageNachhaltigkeit2016
 

Fotocredit: Land Steiermark

Kaufen ohne Ende? - konsumkritischer Stadtspaziergang

Unsere täglichen Kaufentscheidungen haben ökologische und soziale Auswirkungen. Wie die Zusammenhänge genau aussehen und wie/wo es alternative Einkaufsmöglichkeiten gibt, wollen die konsumkritischen Stadtspaziergänge zeigen. In einer Kooperation der entwicklungspolitischen Organisationen Südwind Salzburg, Intersol (Verein zur Förderung internationaler Solidarität), Afro-Asiatisches Institut Salzburg und Referat Weltkirche der Erzdiözese Salzburg fanden bereits letztes Jahr 3 solche Aktionen statt, heuer war es der bislang 2. Durchgang.
 
Als erstes ging es um das Thema Ernährung und so führte unser Weg zu einem Supermarkt in der Kaigasse, wo unsere Referentinnen über scheinbare Vielfalt, Fülle und Freiheit für die KonsumentInnen auf der einen Seite sprachen, denen aber die Konzentration der Marktmacht in den Händen weniger Konzerne gegenübersteht. Natürlich ging es beim Thema Ernährung auch um den zu hohen und weltweit noch immer steigenden Fleischkonsum, denn mit der so verlorenen Energie könnten 3,5 Mrd. Menschen ernährt werden. Hier wurde uns auch die neu entwickelte App „Map your meal“ vorgestellt: Man gibt einfach die Zutaten ein und erhält einen Wert für die ökologische und soziale Fairness der eigenen Mahlzeit. Als Abschluss des 1. Themas besuchten wir die Food Coop „Salzkörndl“, ebenfalls in der Kaigasse. Dieser Verein, dessen Ziel es ist, den Supermarkt als Zwischenschritt zu übergehen und direkt bei den Produzenten zu bestellen, hat 50 Mitglieder. Jede/r zahlt einen Monatsbeitrag, der die Miete für den Lagerraum abdeckt und übernimmt einen der notwendigen Dienste wie Abholung, Ladendienst oder auch Öffentlichkeitsarbeit. In Salzburg gibt es 3 solche Kooperativen, österreichweit sind es ca. 50.

Der Spaziergang führte uns weiter zum Mozartplatz und zum Wackersdorfdenkmal, das 1999 von der 1986 gegründeten Plage (Plattform gegen Atomgefahren) errichtet wurde. Hier ging es um das unsichtbare Konsumgut Strom. Weltweit stammt Energie noch immer zu 76% aus fossilen Rohstoffen, 50% sind es in Europa. Dafür liegt die Kernenergie in Europa mit 27% gegenüber weltweit 12% klar voran. Auch wenn Österreich seinen Energiebedarf zu 90% aus erneuerbaren Quellen deckt, heißt das nicht automatisch, dass wir atomstromfrei sind und ohne fossile Energieträger auskommen. Bedenklich ist vor allem, dass der Energiebedarf jährlich um 2% wächst. 1800 Kilowattstunden verbraucht ein durchschnittlicher Haushalt jährlich, ein Singlehaushalt 1000. Die größte Einsparungsmöglichkeit für den/die Einzeln/n ergibt sich beim bewussten Vermeiden des Standy-Modus.
 
Über den Mozartsteg auf die andere Salzachseite und die Imbergstraße entlang erreichten wir unsere 4. Station im „Das Kino“. Dort befindet sich derzeit die Ausstellung „Faserschmeichler“ von Südwind. Es geht um Baumwolle und somit den Stoff, aus dem ein Großteil unserer Kleidung gefertigt wird. Das Problem in diesem Bereich ist die schwere Nachvollziehbarkeit, weil so viele Länder in die Produktion eines einzelnen Kleidungsstückes involviert sind. Neben dem Kauf fair gehandelter Mode, die man bereits etwa in den Weltläden erwerben kann, sind Aktionen der Clean Clothes Kampagne sehr wichtig. Es geht darum, konventionelle Hersteller und Vermarkter durch öffentlichen Druck, dazu zu bringen, ihre ökologische und soziale Verantwortung wahrzunehmen.
 
Wer mehr darüber wissen will, welche Firmen sich in diesem Bereich bereits engagieren, kann sich im Internet beim Marken- und Labelcheck schlaumachen. Unsere Referentinnen gaben uns 6 Handlungsoptionen mit auf den Weg:

Die Linzergasse aufwärts erreichten wir die letzte Station dieses sehr interessanten und informativen Nachmittags, einen Weltladen. Dort bekamen wir Einblick in Entstehung und aktuelle Projekte der EZA, die 1975 als erste Initiative für fairen Handel (damals noch alternativer Handel genannt) gegründet wurde. Ausgangsprodukt war Kaffee, da dieser nach Erdöl der wichtigste Rohstoff im Welthandel ist und damit sehr stark Spekulationen ausgesetzt. Man wollte die kleinbäuerliche Produktion fördern und brachte so 1976 den ersten fair gehandelten Kaffee von guatemaltekischen Kleinbauern auf den Markt.

Die entscheidenden Kriterien für fairen Handel sind ein garantierter Mindestpreis + Prämien, die Vorauszahlung von 60% an die Genossenschaften sowie die Langfristigkeit der Handelsbeziehungen. Neben diesen wirtschaftlichen Kriterien (die EZA ist ein Handelsunternehmen und keine entwicklungspolitische NGO) geht es aber ganz klar auch darum, die Menschen hinter den Produkten sichtbar zu machen und sie damit zu „ermächtigen“.

Quintessenz des konsumkritischen Spaziergangs ist für mich: Jede/r einzelne kann etwas für eine gerechtere Welt tun, aber ohne Strukturveränderungen über politische Gestaltung wird es nicht gehen.
 
Ein Bericht von NH-Reporterin Aglavaine Lakner
 
 
Fotocredit für alle Bilder: Land Salzburg

Storytelling-Abend zum Thema Nachbarschaft

In der Stadtbücherei Dornbirn fand am 8. Juni ein Erzählabend der besonderen Art statt: Rund 20 TeilnehmerInnen lernten das Format des „Storytelling“ kennen und probierten es gleich aus.
 
Beim Storytelling & Creative Story Harvesting geht es darum - unterstützt durch bestimmte Fragen - mit verschiedenen „Ohren“ einer Geschichte zuzuhören und so durch den daran anschließenden Austausch in der Gruppe aus einer Geschichte zu lernen. Als Thema des Abends wurde „Nachbarschaft“ gewählt: Was steckt in unserer Nachbarschaft?
 
Für diesen Anlass waren Richard Steiner (Grafiker & Kommunikationsberater) & Florian Oberforcher (inszemo-Büro für Erlebnisgeschichten) zu Gast. Sie haben sich im Sommer 2014 als Nachbarn zusammengefunden und ergriffen die Initiative, ihre gemeinsame Nachbarschaft weiter zu erkunden und kennen zu lernen. Sie luden persönlich ihre Nachbarschaft zum Austausch ein, ob man nicht ein gemeinsames Nachbarschaftsfest machen wollte…

Nach ihrer großartigen, facettenreichen und vor allem auch kurzweiligen Geschichte tauschten sich die TeilnehmerInnen zu den vom Storytelling vorgegebenen Fragen aus. Welche Fragen tauchten beim Zuhören auf? Wann ereigneten sich Durchbrüche in der Geschichte? Wie haben sich die Nachbarschaft wie auch die Initiatoren in der Geschichte verändert? Wo in der Geschichte liegt das Potential für eine nachhaltige Veränderung?

Sofort ergab sich ein reger Austausch und vieles vom Gesagten wurde sofort auf das eigene „System“, eigene Themenbereiche übertragen werden. Die Einen brachten das Thema des eigenen Nachbarschaftsfestes ein, die anderen das System Schule oder auch Familientreffs. Die Aha’s und neuen Ansätze, wie man an Projekte herangehen kann bewegte die Gruppe sehr. Ebenfalls wurden wichtige Gelingensfaktoren sichtbar, die sonst nicht so üblich sind.
 
Der Initiator & Vorarlbergs Nachhaltigkeitskoordinator Bertram Meusburger war begeistert, was da in gemütlicher Runde an Erkenntnissen, Gefühlen, Sehnsüchten geweckt wurden, wie alles ineinander geflossen ist und wie die Gäste mitgenommen wurden. Sein Resumée: „Ich hoffe, dass das nicht das letzte Mal war. Und ich bin froh, dass wir in den Rahmen der Aktionstage Nachhaltigkeit so was Kostbares packen konnten.“

Alle Fotos: (C) Büro für Zukunftsfragen
 
 
Bericht von NH-Reporterin Lydia

Mini-Interview mit Franz Prettenthaler und Marianne Hofer, Joanneum Research Forschungsgesellschaft mbH

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>> Was bedeutet Nachhaltige Entwicklung für Sie?

Nachhaltige Entwicklung bedeutet mit Menschen fair und mit der Umwelt ressourcenschonend umzugehen.

>> Wer sind Ihre Helden und Heldinnen der Nachhaltigkeit?

Die Held/innen der Nachhaltigkeit sind all jene, die für andere die oft gar nicht so verschlungenen und recht ebenen Wege zu mehr Nachhaltigkeit und Fairness sichtbar und (er)lebbar machen.

>> Was motiviert Sie, für die Aktionstage Nachhaltigkeit einzutreten?

Die „Aktionstage Nachhaltigkeit“ sind eine tolle Plattform um die bunte Vielfalt an Nachhaltigkeit die es in Österreich schon gibt, zu präsentieren und um auch andere mit diesen Ideen und Aktionen zum Umdenken und mehr nachhaltigen Handeln zu bewegen.

Die JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbH ist mit den Ländern STEIERMARK und TIROL Organisatorin der Aktion „friends of FAIR FASHION“.