AKTIONSTAGE HIGHLIGHT (Gewinneraktion) - 2. Chance für Bio-Obst & -Gemüse


 

Hochwertige Lebensmittel für bedürftige Menschen

Der Wunsch, etwas gegen Lebensmittelverschwendung zu unternehmen in Kombination mit dem Bestreben, bedürftigen Wienerinnen und Wienern Zugang zu Bio-Lebensmitteln zu geben, führten den ADAMAH BioHof und das Hilfswerk-Nachbarschaftszentrum 22 im Jahr 2017 zum gemeinsamen Projekt „Zweite Chance für Bio-Obst und -Gemüse“.

© Wiener Hilfswerk / Veronika Steinberger
© Wiener Hilfswerk / Veronika Steinberger

 

Hintergrund ist, dass der ADAMAH BioHof täglich große Mengen an Obst und Gemüse auszusortieren hat. Das liegt unter anderem daran, dass auch bei Bio-Obst und –Gemüse die Optik der Produkte für die Konsumenten eine immer größere Rolle spielt. Dem sozial engagierten ADAMAH BioHof-Gründerehepaar Sigrid und Gerhard Zoubek war eine sinnvolle Verwendung der aus verschiedenen Gründen aussortierten Produkte ein besonderes Anliegen.

 

© Wiener Hilfswerk
© Wiener Hilfswerk

 

Gemeinsam mit dem Hilfswerk-Nachbarschaftszentrum 22, das in der Stadtrandsiedlung Rennbahnweg neben vielen anderen Aktivitäten auch soziale Orientierungsberatung anbietet, wurde das ökologisch und sozial nachhaltige Projekt ins Leben gerufen.

Dieses trägt im wahrsten Sinne des Wortes Früchte: Besucher/innen des NZ 22, insbesondere Familien und Pensionisten/innen mit geringem Einkommen haben die Möglichkeit, sich zum Pauschalpreis von einem Euro
Bio-Obst und -Gemüse abzuholen.
Im Vorjahr wurden bei 26 Terminen insgesamt 1.750 kg Bio-Obst und -Gemüse verteilt.

 

 

 

Interkultureller Austausch an Rezepten und Tipps

Die Ausgabetermine im Hilfswerk-Nachbarschaftszentrum sind ein beliebter sozialer Treffpunkt unterschiedlicher Menschen aus der Nachbarschaft. In einem demokratischen Prozess entscheiden die Anwesenden über die Aufteilung der zur Verfügung stehenden Bio-Waren und kümmern sich gewissenhaft um alle Tätigkeiten bis hin zur Reinigung der geleerten Kisten. Mittlerweile findet auch ein spannender interkultureller Austausch an Rezepten und Tipps statt, denn die teilnehmenden Frauen und Männer stammen aus Österreich, Deutschland, Ägypten, Serbien, Ukraine, Rumänien und Tschetschenien.

 

© Wiener Hilfswerk
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Aktion: 2. Chance für Bio-Obst & -Gemüse

 

WeltStammTisch

Jedes Jahr ziehen tausende von Menschen aus unterschiedlichsten Gründen nach Wien. Viele davon kommen aus anderen Ländern und Kulturen. Ob aus Flucht zur Wahrung der eigenen Existenz, getrieben durch die Hoffnung auf eine bessere Perspektive und einen würdigen Arbeitsplatz, oder schlicht um diese großartige Hauptstadt und seine Bevölkerung kennenzulernen – Menschen verschiedener Ursprünge versuchen in Wien dauerhaft oder vorübergehend eine Heimat zu finden. Doch bedeutet Heimat eben nicht nur ein physisches Zuhause, sondern auch eine soziale Mitwelt, die jedes Leben erst lebenswert macht und Inklusion ermöglicht.

Deutsch lernen ist nicht genug

Andrea Krakora gibt Deutschkurse am internationalen Kulturinstitut (IKI). Vor etwa eineinhalb Jahren hat Sie gemeinsam mit der Agenda Wieden und Vertretern aus dem befreundeten Netzwerk, wie der Diakonie und dem Projekt „Vollkommen Willkommen“, den WeltStammTisch ins Leben gerufen. Doch warum einen Stammtisch gründen, wenn doch Deutschkurse angeboten werden? „Es gibt Menschen, die Deutsch lernen wollen und Österreicher*innen, die Menschen kennenlernen möchten. Es geht um Begegnungen und einen lockeren sozialen Austausch, bei dem erste Deutschkenntnisse in einem geschützten Umfeld angewandt werden und Beziehungen entstehen können“, erzählt Andrea Krakora von ihrer Idee.

Willkommen bei Freunden

Es ist Montag der 4. Juni. In einem gemütlichen Seitenzimmer im Café Standard in Wien Margareten findet heute abermals der WeltStammTisch statt. Wo man Angespanntheit und anfängliche Nervosität vermuten könnte – treffen hier schließlich Menschen verschiedenster Hintergründe aufeinander – herrscht eine wohlige Stimmung von Respekt, Interesse am Gegenüber und Ungezwungenheit. Dies spiegelt sich auch in der Konsumfreiheit wieder, welche gepaart mit dem offenen Selbstverständnis der Anwesenden, diesem Raum einen wohnzimmerhaften Charakter verleiht. Dementsprechend dehnen sich auch die Gesprächsthemen vom aufrichtigen Austausch über Befindlichkeiten, über den gemütlichen Kaffeetratsch bis hin zu gesellschaftskritischen Auseinandersetzungen und philosophischen Debatten.

Buntes Miteinander

Die Leute, die den an jedem ersten Montag im Monat stattfindenden WeltStammTisch besuchen, sind aus Syrien, Afghanistan, Mazedonien, Bosnien, Türkei, Ukraine, Spanien, Iran, natürlich Österreich und anderen Ländern. Doch nicht nur die Herkünfte, auch Alter, Geschlecht und Familienstatus sind gut durchmischt. Vom türkischen Papa mit seiner kleinen Tochter, der aufgeweckten Ukrainerin, dem österreichischen Rentner oder dem jungen charismatischen Iraner – der WeltStammTisch ist auch ein Paradebeispiel wie Multikulturalismus nicht nur funktionieren, sondern auch bereichern kann. So haben einige Besucher*innen im vergangenen Jahr auch bereits einen gemeinsamen Ausflug gemacht – und zwar ins Haus des Meeres.

Brücken bauen

Ihre anfängliche Sorge, genug Muttersprachler zu finden, hat Andrea Krakora überwunden. Denn im Agenda-Netzwerk gab es viele Engagierte, die das Projekt von Anfang an unterstützen und mitmachten. Andrea Krakora will Brücken bauen und ruft auf: „Seid neugierig aufeinander!“. Die Neugierde sei die treibende Kraft, durch die alles Weitere zustande komme und für die man auch belohnt und beschenkt werde, ist sie überzeugt. Neugierig geworden?

 

Bericht von NH-Reporter Hannes

Fotos: © MA22

DIE ZUKUNFT IST BESSER ALS IHR RUF – Filmvorführung mit anschließender Dialogveranstaltung

Ein Wort hat die Medien in den vergangenen Jahren dominiert wie wohl kaum ein anderes: die Krise. Negative Meldungen über aktuelle und zukünftige Entwicklungen prägen die Nachrichten und erzeugen ein allgemeines Gefühl der Ohnmacht und Unsicherheit. „Die Zukunft ist besser als ihr Ruf“ – ein Film von Teresa Distelberger, Niko Mayr, Gabi Schweiger und Nicole Scherg – zeigt anhand von konkreten Menschen und Initiativen positive Lebensentwürfe, die Antworten auf viele Problemstellungen unserer Zeit bieten.
Am 29.5. wurde im Rahmen der Schultour 2017 der Film im Village Cinema in der Landstraßer Hauptstraße in Wien einigen Schulklassen vorgeführt. Im Anschluss diskutierten Konradin Schuchter vom Polyfilm Verleih und Gudrun Zecha vom Forum ViA mit den 13-14jährigen Schüler*innen über persönliche Anknüpfungspunkte und Ideen, sich selbst für ein gutes Leben für alle zu engagieren.

Gudrun Zecha und Konradin Schuchter gestalteten die nach dem Film anschließende Dialogveranstaltung.

Hoffnung, Mitbestimmung und Menschlichkeit

Der Dokumentarfilm, der seit Mitte Mai in den Kinos läuft, portraitiert sechs Menschen, die auf unterschiedliche Weise versuchen die Welt ein kleines Stück besser zu machen. Die wohl größte Stärke des Films ist es, Hoffnung und Zuversicht zu stiften, indem gezeigt wird, dass Lebensmodelle abseits des blinden Konsumrausches nicht nur möglich, sondern auch erfüllend und freudvoll sein können.
Rita hat den „BürgerInnen-Rat“ ins Leben gerufen, bei dem Menschen aus der Bevölkerung für eineinhalb Tage zusammenkommen, um gemeinsam zu einem bestimmten Thema zu diskutieren und schließlich eine eigens formulierte Erklärung zu präsentieren. Dies gibt Menschen die Möglichkeit, politische Entscheidungen aktiv mitzugestalten und Demokratie abseits vom Urnengang zu leben. Andrea hat die „Pannonische Tafel“ ins Leben gerufen, bei der einwandfreie Lebensmittel, die sonst im Müll gelandet werden, an Menschen weitergegeben werden, die durch widrige Umstände in die Armut geraten sind. Das Sozialprojekt „Wohnzimmer“ bietet zudem einen Raum ohne Konsumzwang, der zum Kennenlernen und gemeinsamen Essen, Trinken und Musizieren einlädt und auch Asylwerber*innen die Möglichkeit eröffnet, in einem vorurteilsfreien Umfeld anzukommen.

 

Zukunftsfähiges Essen, Wirtschaften, Bauen und Leben

Judith hat die Initiative „SpeiseLokal!“ mitgegründet, die mittels saisonaler und lokaler Ernährung sowie solidarischen Verteilungssystemen auf die Nicht-Nachhaltigkeit der konventionellen Lebensmittelproduktion antwortet. Walter versucht Studierenden an Universitäten einen reflektierten und kritischen Zugang zu Wirtschaft zu vermitteln, der über die neoliberal geprägte Lehrbuch-Ökonomie hinausgeht. Anna erforscht und realisiert „kompostierbare“ Bauprojekte, die aus lokalen Ressourcen wie Lehm errichtet werden und auch im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit nachhaltige Wege des Bauens und Wohnens aufzeigen. Andi ist ein Mut machendes Beispiel dafür, dass ein gutes Leben keineswegs teuer sein muss. Menschliche Beziehungen, naturverbundenes Reisen auf dem Fahrrad oder auch selbstgemachte Kleidung vermögen mehr Zufriedenheit und Selbstwirksamkeit zu stiften, als so manch erworbenes Konsumgut.

MENSCHEN.MACHEN.MORGEN – Das Motto der Aktionstage Nachhaltigkeit 2017 trifft exakt die Aussage des Films.

Die Organisator*innen

Konradin Schuchter, welcher auch im Anschluss an den Film die Diskussion moderierte, sieht die Stärke des Films vor allem in der Botschaft, dass jeder und jede eine bessere Zukunft mitgestalten kann. Es werden Leute „wie du und ich“ abgebildet, wodurch Menschen befähigt werden Veränderung zu leben. Gudrun Zecha stellte nach dem Film außerdem ihr Projekt Erdpapiere vor, bei dem versucht wird, den ökologischen Fußabdruck in den Preis von Waren einzurechnen, um deren wahre Kosten abzubilden und die regionale Wertschöpfung zu fördern. Sie findet es schön, wie gelungen der Film positive Alternativen eines nachhaltigeren Zusammenlebens und Wirtschaftens ins Bewusstsein rückt und damit Mut macht.

Im Sommersemester 2017 wird „Die Zukunft ist besser als ihr Ruf“ an ca. 10 Terminen einer Vielzahl von Schüler*innen die Freude am eigenen Tun nahelegen. Für Lehrpersonen gibt es außerdem Unterrichtsmaterialen zur Vor- und Nachbereitung, um ein möglichst tiefes Verständnis der angesprochenen Themen zu vermitteln. Natürlich ist der Film auch abseits der Schultour seit Mitte Mai in den Kinos zu sehen. Möge der Film noch viele Menschen – um es mit den Worten Gudrun Zecha’s zu sagen – „motivieren anzupacken und im Tun gescheiter zu werden!“

Bei den Schülervorstellungen wird eine Vielzahl junger Hoffnungsträger für zukunftsfähige Lebensweisen sensibilisiert.

Ein Bericht von Nachhaltigkeits-Reporter Hannes.

Fotocredit: © MA 22

SUPERTRAMPS: Eine Tour – zwei Welten

Am frühsommerlich warmen Nachmittag des 9. Juni empfing ein ungleiches, jedoch wunderbar harmonierendes Duo eine Schar interessierter Menschen an den Ufern des Wiener Donaukanals.  Katrin Kadletz ist staatlich geprüfte Fremdenführerin und entführte als solche die Teilnehmer*innen auf einen vielseitigen Ausflug in Wiens Kunst, Kultur und Geschichte. Ferdinand, der zweite Guide, hat über Jahre am eigenen Leib erfahren müssen, was es heißt, kein Dach über dem Kopf zu haben und teilte Fakten, tragische Episoden aber auch das ein oder andere humoristische Schmankerl aus der Welt der Obdachlosigkeit mit der gebannt lauschenden Zuhörerschaft. Der von den beiden abwechslungsreich gestaltete Spaziergang entlang des lebhaften Donaukanals hinein ins stille Servitenviertel des 9. Wiener Bezirks eröffnete einen höchst kontrastreichen Einblick in unterschiedliche Lebenswirklichkeiten und in eine Stadt mit vielen Gesichtern.

Die Guides Ferdinand und Katrin vor der mit Graffiti-Kunst gestalteten „Wienerwand“ am Donaukanal.

Die eine Welt … Historie und Glanz einer Weltstadt

Das vom weltberühmten Wiener Architekten der Belle Époque Otto Wagner erdachte Schützenhaus beim Donaukanalausgang der U-Bahn-Station Schottenring bildet den Ausgangspunkt der Exkursion. Entlang der sogenannten „Wienerwand“, die legal von Künstler*innen der Graffitiszene im steten Wandel gestaltet wird, spazieren wir das Donaukanalufer der „Mazzesinsel“ entlang – wie der 2. Bezirk historisch auf seine jüdischen Wurzeln verweisend genannt wurde. Geschichten vom heiligen Nepomuk, der Rossauer Kaserne und den schiffziehenden Treidlern lauschend, überqueren wir schließlich auf der Rossauer Brücke den Donaukanal. An der „Summer Stage“ vorbeischlendernd, die in den Sommermonaten hier von Creolisch bis Wienerisch zu einer kulinarischen Weltreise einlädt, erreichen wir die ebenfalls von Otto Wagner gestaltete U-Bahn Station Rossauer Lände – ein Hauch Nostalgie weht durch die moderne Weltstadt.

Ferdinands lebhafte Ausführungen luden auch immer wieder zum Schmunzeln ein.

Beim Denkmal der im Zweiten Weltkrieg vertriebenen und ermordeten Juden und Jüdinnen, die in der Servitengasse lebten und arbeiteten, erzählt Ferdinand wie Ausgrenzung im Wien von heute Obdachlose trifft.

Grätzloase?

Dann tauchen wir ein in die stillen Gassen des Servitenviertels. Die Gemeindebauten, die nicht nur hier sondern in der ganzen Stadt bereits ab den 1920er Jahren erbaut wurden, galten damals als internationales Vorzeigeprojekt. Vertreter aus verschiedensten Ländern kamen, um die mit Wasseranschlüssen ausgestatteten Wohnungen sowie die Innenhöfe, Kindergärten und kleinräumigen Infrastrukturen der zukunftsträchtigen Wohnformen zu begutachten. Ein Highlight der Führung ist der im Häuserdickicht verborgene älteste erhaltene jüdische Friedhof Wiens, dessen Anfänge ins 16. Jahrhundert zurückreichen. Vorbei an einer ehemaligen Synagoge, die im Zuge des Novemberpogroms 1938 vernichtet wurde, erreichen wir schließlich die für das Grätzl namensgebende barocke Servitenkirche. Die charmanten Gassen mit ihren vielen Cafés und Läden werden auch gerne „Petit Paris“ genannt, immerhin ist hier unweit auch das Französische Gymnasium beheimatet.

Die andere Welt … über Leben und Überleben auf der Straße

An der Kreuzung Berggasse/Porzellangasse endete die Führung, die bereichert wurde durch die bewegenden Ausführungen Ferdinands, der durch unglückliche Umstände das Leben als Obdachloser erfahren musste. Von den Strapazen der Delogierung über die mühsame tägliche Schlafplatzsuche, die Nahrungsbeschaffung, die Bedeutung von Hunden zur mentalen Stütze, die Wahrnehmung von Kontrollterminen bis hin zum stets schwerer werdenden Zugang zu öffentlichen Toiletten ließ uns Ferdinand in eine Welt eintauchen, über deren zähe Lebensrealität wohl nur die Wenigsten je bewusst nachgedacht haben. Dabei kann Obdachlosigkeit jeden treffen, ob durch Unfälle, traumatische Erlebnisse oder teure Scheidungen. Gleichzeitig ist niemand auf ein derartiges psychisch und physisch immens belastendes Schicksal vorbereitet. So sind Obdachlose auch keine homogene Gruppe und ist der Dosenbier trinkende und den Ausweg im Alkoholrausch suchende „Sandler“ am Praterstern nicht der typische Obdachlose.

Ferdinand lädt die Teilnehmer*inner der SUPERTRAMPS-Tour ein, differenzierter über Obdachlosigkeit und ihre Gesichter nachzudenken.

Nachwirken

Wir stehen im Halbschatten vor dem französischen Café „La Mercerie“. Die Stimmung bei der Verabschiedung ist locker, die Gespräche sind aufgeschlossen und respektvoll. Ferdinand reflektiert über die Würde, die darin liegt, für Dinge selbst zu bezahlen und damit ein Stück Normalität zu erleben. Einen Moment später bringt er uns mit einem Sarkasmus geladenen Witz zum Lachen. Katrin Kadletz bewundert ihn für seinen Mut als „SUPERTRAMP“ Menschen für das Leben und Leiden in der Obdachlosigkeit zu sensibilisieren. Doch wer hat die beiden eigentlich zusammengeführt und was ist SUPERTRAMPS genau?

SUPERTRAMPS kann dem Anspruch, eine Plattform des Austausches verschiedener Lebenswelten und –wirklichkeiten zu sein, gerecht werden.

Das Sozialprojekt SUPERTRAMPS

Getragen durch den 2015 von Katharina Turnauer ins Leben gerufenen Verein „SUPERTRAMPS – Verein zur Unterstützung von obdachlosen und ausgegrenzten Menschen“ knüpft die Initiative vor allem an den sozialen Nachhaltigkeitsaspekt an. Seit Oktober letzten Jahres hat Teresa Bodner die Fäden bei SUPERTRAMPS in der Hand. Die angebotenen Stadtführungen sieht sie als Chance, eine Plattform des Austausches zu schaffen und obdachlosen Menschen ein Gesicht zu geben um somit zukünftig eine andere, verständnisvollere Art der Begegnung zu ermöglichen. Außerdem gehe es um die Unterstützung der betroffenen Individuen, um wieder im Leben Fuß zu fassen.
Der Slogan der Aktionstage Nachhaltigkeit 2017 „Menschen. Machen. Morgen“ passe daher auch wunderbar zu den vielseitigen und stets etwas anders verlaufenden SUPERTRAMPS-Touren. Ob Wiener*innen, die ihre Stadt aus einem anderen Blickwinkel kennenlernen möchten, Tourist*innen, die Wien abseits von Ruhm und Glanz entdecken wollen oder Schüler*innen, die schon früh über die Themen Ausgrenzung und Armut lernen können – SUPERTRAMPS will die Augen vieler Zielgruppen öffnen, um ein gutes Zusammenleben für alle zu fördern.

Ein Beitrag von Nachhaltigkeits-Reporter Hannes Reitberger.

Fotocredit: © MA 22

Nachhaltiges Einkaufen bei "Einer für alle" Liezen

Das Unternehmen pro mente steiermark nahm heuer über den gesamt Aktionszeitraum hinweg mit seinen Läden an den Nachhaltigkeitstagen teil. So verteilen die Nahversorgungsgeschäfte an jeden Kunden ein Flugblatt mit wertvollen Tipps für nachhaltiges Einkaufen und mit Rezeptideen zur optimalen Resteverwertung. An dieser Aktion nahmen die „Einer für alle“-Nahversorger aus Kapfenberg, Liezen und Weiz teil. Um mir selbst davon einen Überblick zu verschaffen besuchte ich nach Rücksprache mit der Filialleiterin kurzerhand den Laden in Liezen.

Flugblatt für jeden Kunden

Nach der Ankunft im Geschäft wurde ich von der Leiterin herzlich begrüßt und schnell durch das Geschäft geführt, den anwesenden Mitarbeitern vorgestellt und mit den wichtigsten Details der Aktion vertraut gemacht. Danach wurde mir das aktuelle Flugblatt mit den Tipps gezeigt, welches jeder Kunde zum Einkauf dazu erhält. Auf der Vorderseite fanden sich Praxistipps für nachhaltiges Einkaufen, wie zum Beispiel: „Gehen Sie nicht hungrig einkaufen“; „Schreiben Sie sich einen Einkaufszettel“; „Überprüfen Sie abgelaufene Ware darauf ob diese noch essbar ist und werfen Sie diese nicht gleich weg“; „Achten Sie auf die geeignete Lagerung ihrer Lebensmittel“. Die Tipps mögen auf den ersten Blick zwar einfach, plausibel und ohnehin klar erscheinen, ihre Umsetzung und Wirkung ist es jedoch ebenso und wenn sich mehr Menschen daran halten würden, würden weit weniger Lebensmittel im Abfall landen.  Auf der Rückseite sind auch noch zwei Rezepte für die Verwertung von Resten zu finden. Ein Rezept für ein Wurstgröstl und ein Armer-Ritter-Kuchen mit Früchten stehen hier am „Speiseplan“. Die Rezepte stammen vom Bistro SuppKultur, einem weiteren Laden von pro mente steiermark.

Nachhaltig das ganze Jahr lang

Die „Eine für alle“-Läden zeichnen sich hinsichtlich Nachhaltigkeit jedoch nicht nur durch die Teilnahme an den Aktionstagen aus. Die Geschäfte können als sozialer Nahversorger angesehen werden. Auf Angestelltenseite helfen sie dabei Menschen mit psychischen Problemen durch Arbeitstraining bzw. Anstellungen den Wiedereinstieg ins Arbeitsleben zu erleichtern. Auf Kundenseite richtet sich die Zielgruppe speziell auf einkommensschwache Personen bzw. Haushalte. Menschen aus der Region, welche ein bestimmtes Mindesteinkommen nicht überschreiten, können sich eine spezielle Vorteilskarte ausstellen lassen. Diese Karte bietet ihnen dann einige lebenserleichternde Begünstigungen. Neben Informationen über Angebote und Extras per SMS und einem Treuepass bietet die Karte auf alle Artikel im Geschäft Rabatt.

Ein weiterer besondere Service der „Eine für alle“-Nahversorger ist die Lebensmittelzustellung. Nach Bestellung vor Ort oder per Telefon werden die Waren direkt zum Kunden nach Hause geliefert. Bezahlt wird bei Übergabe der Ware, gleichzeitig kann allfälliges Leergut zurückgegeben werden. Dieser Service ist für das Stadtgebiet verfügbar und ab einem Einkauf von zehn Euro kostenlos. Zusätzlich dazu werden auch Botendienste, zum Beispiel zu Post oder Apotheke, angeboten. Ein solcher Service kommt vorallem mobileingeschränkten Menschen zugute. Außerdem wird eine Büchertauschbörse inklusive Sitzecke, ein Wäsche- und Bügelservice, eine Änderungsschneiderei und ein „FAIR(Ständer)“ angeboten. Bei diesem Ständer können die Kunden bei Bedarf kostenlos Mäntel oder Jacken entnehmen. Jene die helfen wollen können selbige Kleidungsstücke dort aufhängen.

Langfristiger Erfolg

Im Geschäft wird auch allgemein darauf Wert gelegt, dass die angebotenen Produkte soweit wie möglich von regionalen Betrieben stammen. Der Laden in Liezen, unter der Dachmarke „Nah und Frisch“, besteht seit Jänner 2010. Somit ist bewiesen, dass sich ein Nahversorger sowohl sozial, ökologisch und ökonomisch nachhaltig führen lässt, als auch sich langfristig etablieren kann.   

Ein Beitrag von Nachhaltigkeits-Reporter Benjamin Pauscher.

Fotocredit: Land Steiermark

Shades Tour

Am 4.6.2017 nahm ich als Nachhaltigkeitsreporterin bei einer Shades-Tour in Wien teil. Bei diesen Stadtführungen wird Wien von seiner Schattenseite beleuchtet und zwar aus der Sicht der Obdachlosigkeit. Dieter, ehemaliger Obdachloser, führte uns durch den ersten Bezirk und erzählte uns wie viele Obdachlose es in Wien gibt, wie es um deren Versorgung steht, erklärte uns einige Tipps und Tricks und erzählte uns seine ganz persönliche Geschichte, wie er in die Obdachlosigkeit kam und es wieder hinaus schaffte.

Zerissene Jeans, Billa-Sackerl und ein Dosenbier - der typische Obdachlose?

Zu Beginn der Tour bat uns Dieter Obdachlose zu beschreiben. Verwahrlost, schäbige Kleidung, mit einem Billa Sackerl in der Hand, Alkohol dabei und viele weitere der Vorurteile wurden bedient. Dieter erzählte uns, dass das auf die wenigsten zutrifft. Während seiner Zeit als Obdachloser hat er nicht anders ausgeschaut als er heute vor uns steht. Er war immer gepflegt und hatte saubere Kleidung an. Obdachlosigkeit ist mit Scham besetzt und daher möchte man vermeiden, als Obdachloser erkannt zu werden. Vor allem Frauen versuchen ihre Obdachlosigkeit stark zu verbergen und sind deswegen in der Öffentlichkeit kaum sichtbar, obwohl 40% aller Obdachlosen Frauen sind.

Wie viele Obdachlose gibt es in WIen?

Offiziell gibt es 1.800 Obdachlose in Wien. Diese sind bei Einrichtungen für Obdachlose gemeldet. Es wird geschätzt, dass es dieselbe Anzahl an "versteckt Obdachlosen" gibt. Das sind diejenigen, die wohnungslos sind, aber zum Beispiel bei Freunden vorübergehend unterkommen. Insgesamt mit den Personen, die nirgends aufscheinen, rechnet man mit 8.000 - 10.000 obdachlosen Menschen in Wien.

Wie schlittert man in die Obdachlosigkeit?

Die Gründe sind vielseitig, wie Arbeitslosigkeit, Schulden, Scheidung, Sucht, Haftentlassung, psychische oder physische Erkrankungen. Man schlittert schneller in die Obdachlosigkeit als man glaubt. Wohnt man in Wien in einem Gemeindebau und der (Ehe-) Partner ist nicht offiziell im Mietvertrag bei Wiener Wohnen eingetragen, dann muss dieser die Wohnung verlassen sobald der Partner, der im Mietvertrag steht, stirbt. Selbst wenn man schon 30 Jahre lang in dieser Wohnung wohnt und einem dieser Fehler passiert, muss man aus der Wohnung raus.

Dieter erzählt uns auch von dem Teufelskreis der Obdachlosigkeit. Wenn jemand bei einer Bewerbung als Meldeadresse die Anschrift einer Einrichtung für Obdachlose angibt, hat man wenig Chancen. Sucht man allerdings eine Wohnung, verlangen die Vermieter einen Einkommensnachweis und wird ohne Job nicht genommen. So ist es schwierig eine Wohnung ohne einen Job und einen Job ohne einer Wohnung zu finden.

Wie Dieter obdachlos wurde

Dieter ist ein sehr gut ausgebildeter Österreicher, war verheiratet und hat einen Sohn. Er hatte 28 Jahre lang denselben Job, wobei er davon in seinen letzten Berufsjahren von Kärnten nach Wien zog und nun dort im Ministerium tätig war. Er stand kurz vorm Burnout und wurde unbezahlt karenziert. Er fühlte sich mit seiner Arbeit sehr verbunden und schaffte es daher anfangs nicht endgültig zu kündigen. Dadurch erhielt er lange kein Arbeitslosengeld und wurde mit seiner Miete rückständig. 2015 musste er daher aus seiner Wohnung raus und kam zuerst als "versteckt Obdachloser" bei Freunden unter. Das funktionierte nicht lange gut und so schlitterte er in die völlige Obdachlosigkeit und kam in Notschlafstellen unter.

Dieters Geschichte zeigt auf, dass Obdachlosigkeit jeden treffen kann! Schön ist, dass er aber auch erzählte, wie gut das Sozialsystem für Obdachlose in Wien ausgebaut ist. Es gibt hier keinen Menschen, der hungern müsste. Natürlich sind die Notschlafstellen alles andere als ein Honigschlecken, wenn bis zu 57 Menschen in einem Raum schlafen, aber für die Grundbedürfnisse ist gesorgt. Danke Dieter für die tolle Tour und deine Offenheit! Jedem, der mehr über das Leben von Obdachlosen in Wien erfahren möchte, ist die Tour wärmstens zu empfehlen!

Bericht von NH-Reporterin Julia.

Fotocredit: © MA 22

Mini-Interview mit Joe Taucher, Lokale Agenda 21 Wien & Ökosoziales Forum Wien

Mag. Joe Taucher ist Vorsitzende-Stellvertreter der „Lokalen Agenda 21 in Wien“ und Generalsekretär des „Ökosozialen Forums Wien“.

Herr Taucher ist seit Beginn der Aktionstage im Jahr 2013 mit vollem Engagement Teil der Initiative. Wir haben ihn kurz vor dem fünfjährigen Jubiläum der Aktionstage Nachhaltigkeit zum Interview gebeten.

>> Sie sind ja seit Anbeginn der Aktionstage Nachhaltigkeit ein umtriebiger Partner der Initiative und Mit-Organisator von vielen Veranstaltungen, die bisher von der Lokalen Agenda 21 oder dem Ökosozialen Forum durchgeführt wurden.
Was ist Ihr Tipp für die Aktionstage Community für das Organisieren oder Durchführen von Aktivitäten im Bereich Nachhaltige Entwicklung?

Am besten ist, wenn man Aktionen startet, die Nachhaltigkeit erlebbar, angreifbar, genießbar und spürbar machen. Also die Menschen selbst in Aktion zu setzen ist wichtig! Wie beispielsweise ein Biopicknick im Paradiesgartl, Repaircafés zum selber machen, Pflanzaktionen für Obstbäume und Naschbeeren-Hecken oder auch Radtouren zu Biotopen.

>> Was motiviert Sie persönlich für eine Nachhaltige Entwicklung einzutreten?

Weil ich in einer gesunden Umwelt leben möchte und mir auch für meine Tochter eine gute und gesunde Zukunft wünsche!

>> Was bedeutet Nachhaltige Entwicklung für Sie ganz persönlich in Ihrem privaten, oder beruflichem Leben?

Für mich bedeutet Nachhaltige Entwicklung, dass wir zuerst auf unsere Erde achtgeben müssen, dann auf ein gedeihliches Miteinander in unserer Gesellschaft, geprägt von Respekt und Achtsamkeit. Und auf Basis dieser 2 wichtigsten Dimensionen müssen wir ein Wirtschaftssystem bauen, das dem Menschen und der Umwelt dient!

>> Haben Sie Vorbilder für einen nachhaltigen Lebensstil? Oder anders gefragt: Wer sind Ihre Helden und Heldinnen der Nachhaltigkeit?

Mahatma Gandhi – die „große Seele“ Er hat durch sein Wirken und sein Sein positive Veränderung für viele Millionen Menschen gebracht und wirkt weit über seinen Tod hinaus!

>> Wie leben Sie Nachhaltigkeit in Ihrem Alltag?

Ich kombinieren, wann immer es geht Rad und öffentlicher Verkehr! Versuche bei der Ernährung achtsam auf die Herkunft und die Produktionsbedingungen der Lebensmittel zu achten und so wenig wie möglich Abfälle zu produzieren.
Ich unterstütze seit 14 Jahren die Lokale Agenda 21 in Wien für eine nachhaltige Entwicklung vor Ort gemeinsam mit den BürgerInnen, das macht unheimlich Spaß und ist befriedigend, wenn man am Ende die vielen kleinen und großen Erfolge sieht!

>> Wie können wir uns die Tätigkeiten der Lokalen Agenda 21 vorstellen?

Die lokale Agenda 21 Wien unterstützt mit vielen Projekten und Veranstaltungen die Aktionstage Nachhaltigkeit, weil die Verdichtung des Themas eine gemeinsame Aufmerksamkeit schafft und weil es eine gute Gelegenheit ist nachhaltige Projekte Österreichweit bzw. Wien weit herzuzeigen und NachahmerInnen zu gewinnen!

>> Warum unterstützen Sie als PartnerIn die Aktionstage Nachhaltigkeit?

Weil dadurch das wichtigste Zukunftsthema breit dargestellt wird und noch mehr Aufmerksamkeit bekommt!

>> Welche Kompetenzen und neue Entwicklungen brauchen wir für eine nachhaltige Entwicklung unseres Lebensraums und unserer Gesellschaft?

Ich meine eine der wichtigsten Eigenschaften, die wir für die Bewältigung zukünftiger Herausforderungen brauchen, ist die GENÜGSAMKEIT! Genuss und Freude entsteht eben nicht dadurch, dass wir jeden Tag den besten Wein trinken und Fleisch essen, sondern erst wenn wir gezielt und ausgewählt und hie und da uns etwas Besonderes gönnen.
Wir leben in einer Zeit, wo es von allem laufend immer mehr gibt, daher müssen wir Wohlstand und Lebensqualität von Konsum immer neuer Produkte und Dienstleistungen entkoppeln.

>> Wie sieht für Sie die ideale Zukunft in 100 Jahren aus?

Die ideale Zukunft ist eine, die wir heute nicht einmal ausdenken können. Wenn wir den Turnaround schaffen, werden wir wahrscheinlich stärker im Einklang mit den natürlichen Kreisläufen unserer Erde leben und arbeiten.

>> Was würden wir dann in 100 Jahren anders machen und woraus hätten wir gelernt? Oder auch nicht?

Vielleicht schaffen wir es zukünftig mehr Güter und Dinge gemeinsam zu nutzen und weniger selbst zu besitzen! Tauschen- Teilen – gemeinsam Besitzen.

>> Welches Ziel sollten wir als Gesellschaft als erstes anstreben, um kommenden Generationen eine lebenswerte Welt zu hinterlassen?

Wir brauchen wieder eine Wirtschaftssystem, das den Menschen dient und nicht umgekehrt. Das Menschliche soll wieder zum Maß werden und nicht die Anhäufung von Materie!

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Bedingungsloses Grundeinkommen: ökosozial oder fatal?

Das Ökosoziale Studierendenforum veranstaltete am 1.6.2016 die Podiumsdiskussion „Bedingungsloses Grundeinkommen: Ökosozial oder fatal?“. 770 BesucherInnen verfolgten die Diskussion im Audimax der Wiener Wirtschaftsuniversität und weitere von zu Hause via Livestream.
 
Ein Anlass für die Diskussion war die bevorstehende Schweizer Volksabstimmung am 5.6.2016. Hier wurde weltweit zum ersten Mal über ein bedingungsloses Grundeinkommen abgestimmt. Das bedeutet, dass jedem Bürger bedingungslos eine Mindestabsicherung von 1000 € im Monat für ein menschenwürdiges Leben zustehen soll.
 
"Ist das eine gescheite Idee?", fragte die Moderatorin Michaela Hickersberger die Gäste am Podium. Der Kabarettist Roland Düringer antwortete: "Ist Weltfrieden eine gescheite Idee? Ist der Ende des Welthungers eine gescheite Idee? Eine gescheite Idee ja, aber eine Idee ist halt eine Idee."

Auch die anderen Podiumsgäste, Monika Köppl-Turyna, Helmo Pape, Michael Soder und Clemens Wallner beantworteten diese Frage. Die Meinungen gingen dabei auseinander: Von einer brillanten Idee bis hin zu einem utopischen Modell.
 
So hieß es, dass das bedingungslose Grundeinkommen ca. 1% des BIP dem Staat zusätzlich kosten würde, wenn diejenigen, die heute weniger als das Grundeinkommen verdienen, 1000€ erhalten würden. Dies wäre finanzierbar. Würden jedoch mehrere Menschen dann das bedingungslose Grundeinkommen in Anspruch nehmen und statt zu arbeiten zu Hause bleiben? Der Punkt ist, dass man eine Erwerbsarbeit, die man nicht erledigen will, ablehnen könnte. Die Löhne müssten somit höher werden, denn zum ersten Mal gäbe es tatsächlich einen Arbeitsmarkt, da nicht nur der Arbeitgeber, sondern auch der Arbeitnehmer nein sagen kann.
 
Die Frage, ob die Menschen trotzdem arbeiten würden, hängt auch von unserem Menschenbild ab. Verhält sich der Mensch wie der Homo Oeconomicus, der nur von finanziellen Anreizen geleitet ist und auf seine eigene Nutzenmaximierung bedacht ist? Ist er faul, scheut die Arbeit und lässt sich nur durch Be- und Entlohnung motivieren?
 
Monika Köppl-Turyna erzählt, dass es kleine Gemeinden in Asien gibt, die sich sehr gut organisieren und für öffentliche Güter für alle Mitglieder sorgen. Dies gilt aber meist nicht für große Gesellschaften, denn diese agieren eher entsprechend dem Homo Oeconomicus.
 
Das freiwillige Engagement der ÖsterreicherInnen widerspricht dem allerdings, denn fast jeder zweite ist ehrenamtlich aktiv. Es gibt viele Gründe warum sich Menschen engagieren – hauptsächlich, weil es ihnen Spaß macht und sie anderen helfen, ihre Fähigkeiten einbringen, Erfahrungen teilen und etwas zum Gemeinwohl beitragen wollen. Menschen, die sich nicht ehrenamtlich engagieren, geben oft an, ihnen fehle es an der notwendigen Zeit. Demnach fehlt die Zeit und nicht die Arbeit. Durch das bedingungslose Grundeinkommen kann Zeit freigesetzt werden, z.B. zum Nachdenken, wie die Gesellschaft besser gestaltet werden kann. Es können neue Lösungsansätze entwickelt werden anstatt weiterhin im Hamsterrad zu laufen und im System gefangen zu sein.
 
Dennoch, wir leben in einer arbeitsteiligen Gesellschaft, die auf Nehmen und Geben beruht. Trittbrettfahrer wären bei dem bedingungslosen Grundeinkommen möglich.
Schließlich wurden auch Fragen an das Publikum gestellt:

Die Hände gingen bei beiden Fragen in die Höhe. Hier ist natürlich anzumerken, dass das anwesende Publikum wohl kaum für die Gesamtbevölkerung repräsentativ ist.
Roland Düringer merkte auch an, dass wir schließlich alle bereits einmal das bedingungslose Grundeinkommen hatten. Wir kamen auf die Welt und erhielten ein bedingungsloses Grundeinkommen beruhend auf der bedingungslosen Liebe der Eltern. Dann kam eines Tages das Taschengeld. Wenn man brav war, bekam man es, wenn nicht, dann bekam man weniger. Es begannen also die Bedingungen...
 
 
Ein Bericht von NH-Reporterin Julia.

Fotocredits: MA22

 
PS: Die Schweiz hat gegen ein bedingungsloses Grundeinkommen gestimmt.