AKTIONSTAGE HIGHLIGHT - Konsumkritischer Spaziergang

  

© Theresia Friedl

Freitag, 24.05.2019, 16:00 Uhr, Salzburg Hauptbahnhof – Vorplatz.
 

„Her mit dem guten Leben“

 … steht auf den Stofftaschen, mit denen uns Lisa-Marie Hiebl-Rausch, Praktikantin vom afroasiatischen Institut, Anita Rötzer von Südwind und Markus Roßkopf vom Referat für Weltkirchen empfangen.

2 x im Jahr findet in Salzburg ein konsumkritischer Spaziergang zu verschiedenen Themen statt. Passend dazu werden für jedes Thema symbolisch Orte für spannende Kurzvorträge als Reflexions- und Diskussionsgrundlage für interessierte BürgerInnen ausgewählt.

 

 

 

Quo vadis?

Der Bahnhof - perfekter Treffpunkt für den Einstieg von Markus in das Thema „Mobilität“, jener Sektor mit dem größten Verbrauch von endlichen Energiereserven. Es folgen Fakten und Statistiken. Von 10 Anwesenden ist nur eine Person mit dem PKW angereist. Zug, Bus, Lokalbahn, Fahrrad und die eigenen Beine werden heute von den TeilnehmerInnen bevorzugt frequentiert. Ein guter Schnitt, wenn man bedenkt, dass  jeder 4. Österreicher öffentliche Verkehrsmittel benutzt und bei mittlerweile 5 Mio. PKW-Zulassungen im Land. Größtes Problem in Bezug auf Treibhausgasemissionen ist immer noch der Flugverkehr. Kerosin doch endlich besteuern? Kurzflüge besteuern? Abschaffen? Mit Gedanken, wem denn der öffentliche Raum gehört, und wer wie viel Platz einnimmt begeben wir uns achtsam zur zweiten Station.

 

© Theresia Friedl

Elektroschrott

Anita inspiriert der Turm aus Elektrogeräten vor der Elisabethkirche um auf das Thema Elektroschrott bzw. faire Elektronik einzugehen. (ad Turm: Kunstprojekt von Hr. Lerch, in Erinnerung an den Turmbau zu Babel, wird soeben abgebaut. Wie passend!)

Die Devise lautet: Rethink, Recycle, Reduce, Repair + Reuse! Die Gewinnung der Rohstoffe, die vielen verschiedenen Metalle, sowie deren Verarbeitung geht auf Kosten der menschlichen Gesundheit, des Friedens und der Natur.  Angesichts der Tatsache, dass jährlich weltweit fast 50 Mio. Tonnen Elektromüll anfallen und nur 20 % davon recycled werden, könnte man ernsthaft darüber nachdenken, ob wirklich alle 18 Monate ein neues Smartphone her muss. Am Weg über den Pioniersteg fragen wir uns, wie groß das Potential von „fairer“ Elektronik ist.  Wann ist ein „phone“ fair? Südwind plant eine Veranstaltung zum Thema für den Herbst 2019.

 

Foodcoop Bonau Delta

Beim Sommerfest des Vereins „Foodcoop Bonau Delta“ (food-cooperation), in der Hans- Sachs-Gasse, erwartet uns Elisabeth Buchner und führt uns in einen kleinen Kellerladen. Sie erklärt, es gehe darum, als Konsument die Souveränität über das Einkaufsverhalten zurückzuerobern. Eine stabile Zusammenarbeit mit Bauern aus dem nahen Umkreis ermöglicht die Verfügbarkeit von saisonalen und regionalen Produkten. Auch Produkte aus internationalen Handelskooperationen werden ein- und verkauft. Ohne Gewinnspanne. Auch Produkte aus internationalen Handelskooperationen werden ein- und verkauft. Ohne Gewinnspanne. Jedes Mitglied hat 2 x pro Monat Ladendienst. Durch den Mitgliedsbeitrag (beträgt je nach Ermessen 7-15 €) wird die Ladenmiete bezahlt. Die Aufgaben werden basisdemokratisch aufgeteilt. 

© Theresia Friedl

Steigt die Anzahl der Mitglieder über 50,  so sollte eine neue Foodcoop gegründet werden. In Salzburg gibt es mittlerweile vier davon. Alle kritischen Spaziergänger werden freundlich zum heute sattfindenden Sommerfestpicknick des Vereins im Hans-Sachs-Park eingeladen. Doch wir müssen weiter, Hilde Wanner erwartet uns bereits im prächtigen Marmorsaal im Schloss Mirabell mit ausgewählten Kostproben von Produkten mit dem „Fair-Trade“-Gütesiegel.

 

 

 

© Theresia Friedl

Fair-Trade Stadt Salzburg

Seit 2014 wird Salzburg wiederholt mit dem Titel Fair-Trade-Stadt ausgezeichnet. Durch den Kauf von Produkten mit dem Fair-Trade-Gütesiegel soll den Bauern ferner Länder ein selbständiges Leben zu fairen Arbeitsbedingungen und fairen Preisen für ihre Produkte ermöglicht werden. Im Bereich Gesundheit und Bildung sorgt Heidi für die Verfügbarkeit von Faire-trade-Produkten und kooperiert mit verschiedenen Veranstaltern in Salzburg, um diese wichtige Entwicklungszusammenarbeit der Stadt  auch zu bewerben. Wieder werden wir eingeladen. Diesmal zu einem „Biofairen“ Frühstück.

 

 

 

Wann bist du glücklich?

Das fragt Anita zum Abschluss und lässt die Antworten auf rosa Kärtchen schreiben. Es wird von menschlichen Begegnungen und von Naturerfahrungen erzählt. Nicht aber von Dingen, die man kaufen kann. Diesmal nicht.

 

Bericht von NH-Reporterin Theresia

Aktion: Kaufen ohne Ende? Konsumkritische Spaziergänge

Besuch der Bio-Hofkäserei Fürstenhof in Kuchl / Salzburg

BIO-Hofkäserei Fürstenhof

In Kuchl, nur zehn Minuten vom Bahnhof Golling, am Fuße des Hohen Göll, bewirtschaften Michi und Maria Rettenbacher ihren Bio-Bauernhof. Die engagierte Bäuerin, Mutter und Pädagogin Maria hält Kurse zur Herstellung von Käse und Bio-Molke-Kosmetik.

Bis zu 70 Schulklassen jährlich

SchülerInnen der 3. Klasse der Tourismusschule Klessheim, tauchen am 22.5.2019 von 14:00-16:00 Uhr in die Welt des Käsens ein und produzieren eigenhändig in 2 Stunden Rohmilch-Frischkäse aus der gehaltvollen Milch von Jersey-Rindern und bekommen einen Einblick in die Bio-Landwirschaft.

 

© Leonie Schmitzberger

Wie geht das?

10 Jugendliche stehen vor 10 Kupferkesseln, gefüllt mit jeweils 2,5 Litern Milch. Maria, die das „Kasn“ bei ihrer Oma als Sennerin auf der Loseggalm in Annaberg gelernt hat, weiß wie’s geht.

Die ideale Temperatur der Rohmilch beträgt 39 Grad. Zum Ansäuern der Milch kann Sauerrahm oder Buttermilch verwendet werden. Hier jedoch wird, wie in Käsereien üblich, die Milch mit isolierten Bakterienkulturen „geimpft“, so sinkt der ph-Wert, die Milch wird sauer und es entsteht ein Milieu, in dem sich keine unerwünschten Bakterien vermehren.

Statt Lab, ein Enzym aus dem Kälbermagen, werden mit einer Pipette 25 Tropfen Essenz von mit Pilzen angereichertem Labkraut eingerührt. Würde mit pasteurisierter Milch gearbeitet, müsste für die Säuregerinnung Kalzium beigemengt werden. Die Rohmilch jedoch enthält davon genug. Laut Rezept wird nun eine halbe Stunde gewartet. Die SchülerInnen jedoch erwartet eine Hofführung mit kompakten Informationen über den Betrieb und die Milchwirtschaft.

 

© Leonie Schmitzberger

Jersey Rinder – eine nachhaltige Option

Auf der nahe gelegenen Weide treffen wir auf 20 Jersey Kühe. Verglichen mit anderen Milchkühen, sind sie klein und zart, geben aber Milch mit besonders hohem Fett- und Eiweißgehalt. Ideal für die Käseherstellung. Zudem sind sie widerstandsfähig, langlebig und brauchen wenig Futter, aber frisches Gras. Wir begleiten die Herde in den Stall und sind bei der Fütterung durch Bauer Michi und seinen Vater dabei. Der Freilaufstall mit Melkstand und bequemen sowie hygienisch sinnvollen Liegestädten. Maria erklärt, warum eine mittlerweile zehn Jahre alte, aber sehr intelligente Kuh, ein Nasenclip tragen muss. Sie habe entdeckt, dass die Milch ihrer Genossinnen gut schmecke und das Trinken dieser sei ihr anders nicht abzugewöhnen.

Zurück in der Stube wird nach gründlichem Händewaschen und erneutem Anlegen der Schürze der Frischkäse weiter verarbeitet.

 

© Leonie Schmitzberger

Weitere Schritte:

Allenfalls könnte jetzt mit Chili, Kräutern, Nüssen oder Kürbiskernen verfeinert werden. Heute bevorzugt „Natur“. Die Bruchstücke werden in kleine Siebgefäße gefüllt. Nach dem Abtropfen wird der Käse auf die offene Handfläche gestürzt, abgelegt und wieder in den Behälter gegeben. Nach zehn Minuten wird der Vorgang wiederholt. 30 Minuten ruhen lassen. Nicht jedoch die Gäste!

 

Verkostung

Es folgt eine Führung durch die Käserei und den Hofladen mit anschließender Verkostung von Käseproben mit Chutney- und Marmeladenbegleitung.

Zurück in der Stube wird der Frischkäse vor dem Abpacken noch einmal umgedreht und in ein kleines Tässchen für Aufbewahrung und Transport gegeben. Bei Zimmertemperatur muss der Käse nun mind. 12 bis max. 24 Stunden liegen. Dann mit 1 TL Salz eingerieben, umgedreht und in den Kühlschrank gegeben werden. Fertig.

Mit einem Geburtstagständchen für Maria bedanken sich die Schülerinnen und verlassen sichtlich inspiriert und motiviert den idyllischen Bio-Bauernhof.

 

Bericht von NH-Reporterin Theresia

Mini-Interview mit Marianna Lingg vom Salzburger Institut für Raumordnung und Wohnen

 

© M. Paar

Kurzbeschreibung Ihrer Tätigkeit

Mein Name ist Marianna Lingg. Ich arbeite am SIR- Salzburger Institut für Raumordnung und Wohnen im Fachbereich „Umweltbildung“. Mein Auftraggeber ist das Land Salzburg, Abteilung 5 für Natur und Umweltschutz

Was bedeutet eine Nachhaltige Entwicklung für Sie?

Kinder sind die Konsumentinnen und Konsumenten sowie Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger von morgen, umso wichtiger ist es, bereits heute ihr Bewusstsein für unsere Lebensgrundlage zu schärfen. Da die Auswirkungen des Klimawandels vor allem künftige Generationen zu spüren bekommen werden ist es ein dringendes Anliegen, ebendiese schon von Kindesalter an zu informieren und zu sensibilisieren. Meine Aufgabe ist es, Kindern und Jugendlichen die nötigen Kompetenzen für verantwortungsvolles Handeln gegenüber Mitmenschen, Umwelt und Natur nachhaltig zu vermitteln und Lehrerinnen und Lehrer dabei zu unterstützen, relevante Umweltthemen wie Klimawandel, verantwortungsvolles Konsumverhalten, Übernutzung natürlicher Ressourcen etc., im Unterricht im Rahmen von Workshops zu vertiefen.

In welchem Bereich ist Nachhaltigkeit in den kommenden Jahren besonders gefragt

Die größte Herausforderung in meinem Arbeitsumfeld liegt meiner Meinung nach darin, Kinder und Jugendliche das Thema Natur-und Umweltschutz auf positive und motivierende Art und Weise zu vermitteln und ein Bewusstsein zu schaffen, dass ihr eigenes Verhalten im Alltag in Bezug auf Klimaschutz vieles bewirken kann. 

Was ist aktuell die größte Herausforderung in Ihrem Arbeitsumfeld

Klimaschutz betrifft uns jedoch alle und sämtliche Ebenen müssen gleichermaßen ihren Beitrag leisten: von der Weltgemeinschaft über den Bund bis hin zu den Gemeinden, von Betrieben und Organisationen bis letztlich hin zu jede(m) einzelne(n) Bürgerin(in)!