„Wir sind Klima“ - Aktionstag

Am 04. Juni fand in Bregenz eine spektakuläre Demonstration mit Gehzeugen und anschließender Petitionsübergabe für die Finanzierung der Energieautonomie statt. Ziel war ein wirksamer Auftritt von Organisationen und der Zivilgesellschaft, um seitens der Politik die notwendige Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen einzufordern.

Der Marsch zum Landhaus

Kurz vor 11 Uhr tummelten sich über 20 Gehzeuge am Parkplatz Seestadt Bregenz. Gehzeuge sind Holz-Lattenroste im Ausmaß eines Autos, die von Menschen getragen werden und verdeutlichen sollen, wie viel Platz durchschnittlich große Autos einnehmen. Alle warteten gespannt darauf, endlich Richtung Landhaus losmarschieren zu dürfen. Kurz nach 11 Uhr war es so weit. Zügig schritten die Gehzeuge im Konvoi zwischen Elektrofahrzeugen und Fahrrädern voran. Geschultert wurden diese von unterschiedlichen VertreterInnen von Gemeinden und Organisationen, wie etwa Attac, Bio Austria, Consolnow oder dem Weltladen. An der Spitze der Gehzeugkolonne wurden in einem kleinen Holzkarren die Petitionen von 17 Gemeindevertretungen und 4 Umweltorganisationen transportiert.

Petitionsübergabe

Vor dem Landhaus wurden die GehzeugträgerInnen mit Gemüsesuppe und Raclette sowie Kuchen und Kaffee empfangen. Nach einem ausführlichen Fotoshooting und diversen Interviews, kam es zum Höhepunkt der Aktion: Der Übergabe der Petitionen an den Landtagspräsidenten Harald Sonderegger durch die JugendbotschafterInnen der Caritas. In der Petition wurde Folgendes gefordert: Das

  1. Einführen einer freiwilligen CO2-Abgabe für die von der Landesverwaltung verursachten CO2-Emissionen;
  2. Abschaffen sämtlicher Marktverzerrungen durch direkte und indirekte Förderungen fossiler Energiestrukturen im Wirkungsbereich des Landes;
  3. Sichern der Lobbyarbeit auf Bundes- und EU Ebene für eine Kostenwahrheit bei Atom/Öl/Gas/Kohle; sowie das
  4. Festlegen einer Landesenergieabgabe bzw. Gebühr für CO2-Emissionen zur Finanzierung der beschlossenen Energieautonomie 2050.

 

Für die Machbarkeit der Energieabgabe auf Strom und Gas wurden folgende Ideen erläutert:

Zusammenfassend lautete die Botschaft der Petition also: Energieautonomie in Vorarlberg ist machbar, leistbar – und rasch realisierbar!

 

Information und Ausklang

Nach der Petitionsübergabe gab es noch die Gelegenheit, mit VertreterInnen der NGOs und UnterstützerInnen der Petition ins Gespräch zu kommen. Bei biologischer Verpflegung sowie fair gehandelten Kaffee vom Weltladen Bregenz wurden wertvolle Informationen über zukünftige Projekte und mögliche Partnerschaften ausgetauscht.

 

Bericht von Katharina Toth – NH Reporterin für Vorarlberg

Fotocredit: © Katharina Toth

 

 

Projektschmiede – gemeinsam Wandel gestalten

Am 30. Mai fand im Glashus in Frastanz wieder eine Projektschmiede statt. Zwei spannende Projekte wurden von 16 Personen aus unterschiedlichen Bereichen weiterentwickelt.  

Was ist die Projektschmiede?

Die Projektschmiede ist ein offenes Nachmittagsformat, bei dem ko-kreativ gemeinsam an konkreten Projekten „geschmiedet“ wird. Sie findet alle zwei Wochen abwechselnd im Vorarlberg Museum in Bregenz und im Glashus in Frastanz statt. Voraussetzung für die Projekte ist, dass diese einen Gemeinwohlcharakter haben. Sie können aus den verschiedensten Bereichen (Soziales, Kultur, Umwelt, Bildung, Freizeit, …) stammen. Begleitet wird der Nachmittag von zwei Personen, die für einen klar strukturierten und professionellen Rahmen sorgen. Neben den Menschen, die ein Projekt einbringen (Projektgeber*innen), kommen in die Projektschmiede freiwillige „Projektbegleiter*innen“. Ihre Aufgabe ist es, die Projekte durch ihre Inputs, Ideen, Fragen und Visionen, aber auch Bedenken weiterzubringen und zu bereichern. Durch die verschiedenen Blickwinkel und die Menge der Informationen wird die Qualität der Ergebnisse erhöht.

 

Der Ablauf

Die Projektschmiede begann mit einem gemeinsamen Kennenlernen der Teilnehmenden und des Schmiedeformats. Nach den Projektvorstellungen wurde in  drei Runden in zwei unterschiedlichen Gruppen geschmiedet. 

 

Projekt - Lehrlinge 2.0

Moritz Kempf kam mit dem Projekt „Lehrlinge 2.0“ in die Schmiede. Sein Anliegen: Eine Möglichkeit schaffen, bei der Schüler*innen, deren Eltern und Lehrlingsbetriebe miteinander in Austausch kommen. Denn „Lehrlingsbetriebe klagen über fehlende Lehrlinge, ein Fachkräftemangel ist die Folge daraus, Lehrlingsbetriebe wirken für Schüler*innen nicht attraktiv und Eltern entscheiden für ihre Kinder“ – so Moritz‘ Annahme.

In den drei Runden stieß Moritz mit seiner Projektidee auf große Resonanz unter den Teilnehmenden. Für ihn war dies eine zusätzlich Motivation, an dem Projekt dran zu bleiben, da es nicht nur in seinen Augen von großer Relevanz für Vorarlberg zu sein scheint. Nun gilt es für Moritz, seine Vorannahmen auch mit Zahlen, Daten und Fakten zu belegen. Außerdem braucht er Multiplikator*innen, die seine Projektidee weitertragen und ihn bei der Umsetzung unterstützen können.

Projekt - Nahversorger in Meiningen

Sehr spontan brachte Hertha Williams ihr Herzensprojekt bei der Projektschmiede ein. Ihr Anliegen: Es braucht einen Nahversorger in Meiningen. „Die Einwohner*innen sollten nicht immer in die Nachbargemeinde zum Einkaufen fahren müssen. Es sollte eine Möglichkeit direkt im Ort geben, wo auch ohne Auto eingekauft werden kann“ meinte Hertha. Begleitet wurde sie von zwei Schüler*innen, die Herthas Vorhaben mit einer Machbarkeitsstudie im Rahmen ihrer Abschlussarbeit unterstützen.

Die Fragen, die sich am Anfang stellten, waren, wie dieser Nahversorger aussehen sollte. Konventionell oder Bio? Mit einem integrierten Second-Hand Shop? Mit einem Café dabei? Im Laufe der drei Runden stellte sich für Hertha heraus, dass sie erst einmal die Nachfrage in der Gemeinde für so einen Nahversorger herausfinden sollte. Dazu wäre die Gründung eines Stammtisches zu diesem Thema ein Anfang. Auch mögliche Kooperationspartner, wie etwa den Lisilis Biohof, könnte sie dazu einladen. Eine wesentliche Erkenntnis für alle war, dass es in Meiningen einen Ort für Begegnung braucht. Aus der ursprünglichen Idee des Nahversorgers könnte also noch viel mehr werden…

 

Ein weiterer erfolgreicher Schmiedenachmittag neigte sich dem Ende zu. Die Projektgeber*innen Moritz und Hertha freuten sich über die vielen Anregungen zu ihren Projektideen. Beide verließen die Projektschmiede mit einer reichen Ernte und konkreten nächsten Schritten. Alle anderen freuten sich, dass sie die beiden Projekte ein Stück weit begleiten und mit ihren Ideen bereichern durften.

Katharina Toth, NH-Reporterin Vorarlberg

Fotocredit: ©Markus Götsch, Florian Oberforcher, Katharina Toth

 

Offener Pioneers of Change Community Abend

Pioneers of Change begleitet Menschen auf ihrem Weg zur Potentialentfaltung, bei der Visionsfindung oder auch der Projektplanung. Neben dem jährlich stattfindenden Lerngang, dem erfolgreichen Online-Summit und anderen Formaten, werden seit September 2017 auch offene Community Abende gestaltet. Diese Veranstaltungsreihe mit dem Überthema „Ich im WANDEL – das wandelnde ICH“, ladet alle 2 Monate Menschen ein, bei einem wertschätzenden Beisammensein und Austausch sich selbst und andere im Miteinander zu spüren und zu entdecken.

Gefühle im Wandel

Jeder Community Abend widmet sich einem anderen Thema. Am Abend des 6. Juni fanden sich gut 20 Menschen in den schönen Räumlichkeiten des MARKHOFS ein, um sich mit Krisen und damit verbundenen Gefühlen auseinanderzusetzen. Das abwechslungsreich konzipierte und angenehm gestaltete Programm bot dabei Platz für Meditation, Reflektion, Selbsterfahrung, Austausch, Inspiration, Erholung und Netzwerken. Bei verschiedenen Übungen – ob allein oder in Gruppen – wurde so ein sicherer Raum eröffnet, um sich intensiv mit eigenen Krisen und Gefühlen wie Trauer, Hilflosigkeit, Angst, Erschöpfung oder Ohnmacht zu beschäftigen und im freiwilligen Teilen neue Zugänge dazu zu entwickeln.

Den Raum halten

Doch wie gelingt es mit zuvor fremden Menschen über derart persönliche Aspekte zu sprechen ohne sich klein zu fühlen oder auf Zurückweisung zu stoßen? Der Schlüssel liegt in einer achtsamen und wohlwollenden Haltung, bei der nicht versucht wird das Gegenüber zu „reparieren“ oder zu beurteilen. Es geht vielmehr um aufrichtiges Zuhören und das „Halten des Raumes“ für das was gerade da ist. „Viel kann passieren, wenn man sich zeigt!“, meint Stephanie Steyrer, die den Abend heute leitet und für den Bereich “Community“ bei Pioneers of Change zuständig ist. „Den Raum halten“ könne aber auch heißen, jemanden zu umarmen oder eben zu halten – schließlich gehe es um eine gewisse Qualität im Miteinander, die einander hilft, zur Stille und zu sich selbst zurückzufinden.

Starke Gemeinschaften in einer “wandeligen“ Zeit

Die Community Abende verstehen sich auch als Übungsraum für die Charta der Pioneers of Change. Darin geht es um eine tiefgreifende Transformation unserer Gesellschaft und den gemeinsamen Aufbruch hin zu Verbundenheit, Freiheit, Verantwortung, Vertrauen und einem guten Leben für alle. „Es soll eine niederschwellige ,community of practice‘ für gemeinsames Lernen, echte Begegnungen und nachhaltige Vernetzung und Kooperation geschaffen werden“, erzählt Stephanie Steyrer. Denn nachhaltiges Wirksamsein bedinge nicht nur ein Handeln im Außen – was zu Überforderung und Burnout führen könne – sondern ebenso innere Verbundenheit. „Da Wandel und Transformation kritische Machtfragen stellen und auf die Unsicherheit vieler Menschen treffen“, so ist Stephanie Steyrer überzeugt, „brauchen wir starke Gemeinschaften, in denen wir zu uns selber stehen, uns verletzlich zeigen und schließlich kraftvoll herausgehen können.“

Bericht von NH-Reporter Hannes
Fotos: © MA22

WeltStammTisch

Jedes Jahr ziehen tausende von Menschen aus unterschiedlichsten Gründen nach Wien. Viele davon kommen aus anderen Ländern und Kulturen. Ob aus Flucht zur Wahrung der eigenen Existenz, getrieben durch die Hoffnung auf eine bessere Perspektive und einen würdigen Arbeitsplatz, oder schlicht um diese großartige Hauptstadt und seine Bevölkerung kennenzulernen – Menschen verschiedener Ursprünge versuchen in Wien dauerhaft oder vorübergehend eine Heimat zu finden. Doch bedeutet Heimat eben nicht nur ein physisches Zuhause, sondern auch eine soziale Mitwelt, die jedes Leben erst lebenswert macht und Inklusion ermöglicht.

Deutsch lernen ist nicht genug

Andrea Krakora gibt Deutschkurse am internationalen Kulturinstitut (IKI). Vor etwa eineinhalb Jahren hat Sie gemeinsam mit der Agenda Wieden und Vertretern aus dem befreundeten Netzwerk, wie der Diakonie und dem Projekt „Vollkommen Willkommen“, den WeltStammTisch ins Leben gerufen. Doch warum einen Stammtisch gründen, wenn doch Deutschkurse angeboten werden? „Es gibt Menschen, die Deutsch lernen wollen und Österreicher*innen, die Menschen kennenlernen möchten. Es geht um Begegnungen und einen lockeren sozialen Austausch, bei dem erste Deutschkenntnisse in einem geschützten Umfeld angewandt werden und Beziehungen entstehen können“, erzählt Andrea Krakora von ihrer Idee.

Willkommen bei Freunden

Es ist Montag der 4. Juni. In einem gemütlichen Seitenzimmer im Café Standard in Wien Margareten findet heute abermals der WeltStammTisch statt. Wo man Angespanntheit und anfängliche Nervosität vermuten könnte – treffen hier schließlich Menschen verschiedenster Hintergründe aufeinander – herrscht eine wohlige Stimmung von Respekt, Interesse am Gegenüber und Ungezwungenheit. Dies spiegelt sich auch in der Konsumfreiheit wieder, welche gepaart mit dem offenen Selbstverständnis der Anwesenden, diesem Raum einen wohnzimmerhaften Charakter verleiht. Dementsprechend dehnen sich auch die Gesprächsthemen vom aufrichtigen Austausch über Befindlichkeiten, über den gemütlichen Kaffeetratsch bis hin zu gesellschaftskritischen Auseinandersetzungen und philosophischen Debatten.

Buntes Miteinander

Die Leute, die den an jedem ersten Montag im Monat stattfindenden WeltStammTisch besuchen, sind aus Syrien, Afghanistan, Mazedonien, Bosnien, Türkei, Ukraine, Spanien, Iran, natürlich Österreich und anderen Ländern. Doch nicht nur die Herkünfte, auch Alter, Geschlecht und Familienstatus sind gut durchmischt. Vom türkischen Papa mit seiner kleinen Tochter, der aufgeweckten Ukrainerin, dem österreichischen Rentner oder dem jungen charismatischen Iraner – der WeltStammTisch ist auch ein Paradebeispiel wie Multikulturalismus nicht nur funktionieren, sondern auch bereichern kann. So haben einige Besucher*innen im vergangenen Jahr auch bereits einen gemeinsamen Ausflug gemacht – und zwar ins Haus des Meeres.

Brücken bauen

Ihre anfängliche Sorge, genug Muttersprachler zu finden, hat Andrea Krakora überwunden. Denn im Agenda-Netzwerk gab es viele Engagierte, die das Projekt von Anfang an unterstützen und mitmachten. Andrea Krakora will Brücken bauen und ruft auf: „Seid neugierig aufeinander!“. Die Neugierde sei die treibende Kraft, durch die alles Weitere zustande komme und für die man auch belohnt und beschenkt werde, ist sie überzeugt. Neugierig geworden?

 

Bericht von NH-Reporter Hannes

Fotos: © MA22

Wien wird WOW

Schonwieder ein Neubau, der das Flair der benachbarten historischen Gebäude ankratzt. Schonwieder ein Großprojekt, welches viel zu teuer ist und viel zu lange dauert. Schonwieder ein Bauvorhaben, bei dem alle, nur nicht die Bevölkerung und die zukünftigen Bewohner mitreden können! Die Stadtplanung hat harte Zeiten hinter sich und kämpft mit ihrem Image. Oft kam sie erst ins Gespräch, als Konflikte bereits offen ausgetragen wurden und über zu wenig Grünflächen oder Parkplätze oder vielleicht auch zu hohe oder zu niedrige Bauten gestritten wurde. Doch damit soll jetzt Schluss sein!

Interaktive Stadtplanung

Mit der Ausstellung „Wien wird WOW“ – die auch als „größter mobiler Workshop der Stadt“ bezeichnet wird – soll Stadtplanung aus dem Rathaus hinausgetragen und dorthin gebracht werden, wo Stadtentwicklung passiert. Die Wiener Magistratsabteilung für Stadtplanung hat sich zum Ziel gesetzt, Mitbestimmung zu fördern und Bürger*innen aktiv einzubinden. Bis zum Jahr 2020 soll „Wien wird WOW“ also nun durch die Stadt touren und gemäß dem Motto „Denk mit. Plan mit. Mach mit.“ Wiener und Wienerinnen für integrative Stadtplanung begeistern. Es soll informiert, aber auch inspiriert und aktiviert werden, um Stadtplanung in seiner Komplexität begreifbar zu machen, während spielerisch Einbringungsmöglichkeiten aufgezeigt werden.

Nordbahnhalle ist WOW

Von 18. April bis 2. Juni feierte „Wien wird WOW“ in der Nordbahnhalle seine Eröffnung. Das Nordbahnviertel im zweiten Bezirk ist dabei selbst ein Hotspot für Stadtentwicklung und die Nordbahnhalle ein geeigneter Experimentierort für zukunftsfähige Stadtplanung. Umringt von grüner Wildnis, brachen Flächen und Vorboten des gewaltigen Stadterneuerungsprozesses, der sich hier in den nächsten Jahren vollziehen wird, bildet das alte Ziegelgebäude einen kreativen Gestaltungsraum für bunte Ausstellungen und Veranstaltungen. Beim Eintreten werden die Besucher*innen von einem fachkundigen Vermittlungsteam begrüßt und auf Wunsch durch die Ausstellung begleitet. Man bekommt das Gefühlt, dass „Stadt“ hier anders gedacht wird. 

Es gibt viel zu entdecken

Die Ausstellung selbst gleicht einem hölzernen Baugerüst, das als ästhetische Skulptur in die Höhe ragt und Lust macht entdeckt und erlebt zu werden. Während die Außenseite eher allgemeine Aspekte der Stadtplanung behandelt, lädt der begehbare Innenbereich ein, konkrete Bauvorhaben Wiens besser kennenzulernen. Wer gerne spielt kommt hier auf seine Kosten. Sei es beim tatsächlichen Gestalten mit Bauklötzen, dem Aufbau einer ganzen Nachbarschaft am Computerdisplay oder der Planung einer Straße, die verschiedenen Zielgruppen gerecht werden soll. Außerdem erfährt man nach einem kurzen Quiz, welche Stadt auf der Welt perfekt für einen ist, wird über geläufige Mythen zur Stadtplanung aufgeklärt und lernt welche kreativen Lösungen andere Städte für ihre Probleme gefunden haben.

Trotz der nur 26 m² Grundfläche hat Langeweile hier nichts zu suchen. Wer also gerne mal in die Rolle der Stadtplanerin oder des Stadtplaners schlüpfen und mehr über die ambitionierten Stadtentwicklungsprojekte Wiens erfahren möchte, kann sich auf diese interaktive Wanderausstellung freuen.

Bericht von NH-Reporter Hannes

Fotos: © MA22

 

 

Wie die Fleischlust den Regenwald konsumiert – ein Theater-Workshop

Es ist Sonntag der 27. Mai. In der Wiener Neustiftgasse – gleich um die Ecke beim Augustinplatz – wurde in die Räumlichkeiten der Umweltorganisation Global 2000 eingeladen. Kein minderer als Heini Brossmann, Leiter des Theaters Trittbrettl, bietet einen Theaterworkshop an, in dem spielerisch die Themen Fleischkonsum und Regenwaldzerstörung aufbereitet werden. Knapp fünfzehn Teilnehmer*innen finden sich in einem großen hellen Raum ein, um gemeinsam eine Reise in den brasilianischen Regenwald anzutreten …

Einstimmung

Doch wer eine Reise tut, hat danach nicht nur etwas zu erzählen, sondern sollte sich idealerweise auch darauf vorbereiten. Bei Tanz und Musik bewegen wir uns also durch den Raum, verabschieden uns vorübergehend von der Außenwelt und treten schließlich miteinander in Begegnung. Nach einer Vorstellungsrunde streifen wir uns dann mit unseren Händen all die Sorgen vom Leib, die uns heute beschäftigen und stellen uns anschließend vor, unsere dynamischen Körper würden nach und nach zu Beton, um diesen dann zu sprengen und wieder ganz frei im Jetzt anzukommen. Die Geschichte beginnt …

Pueblo de Pablo

Pablo ist ein junger Bewohner einer friedlichen Dorfgemeinschaft im Amazonas. Die Menschen hier leben im Einklang mit der artenreichen Natur und zelebrieren mit ihren Riten das Leben. So wird auch Pablo am Tage seiner Mannwerdung gefeiert. Jedes Mitglied der Dorfgemeinschaft überreicht Pablo ein Geschenk – vom Bogen bis hin zum beschützenden Amulett.
Doch der Folgetag stellt die Bewohner von Pueblo de Pablo auf eine harte Probe. Gringos besuchen das Dorf, behaupten dieses Gebiet vom Staat erworben zu haben und fordern die Menschen auf ihr Land zu verlassen oder auf den alsbald entstehenden Sojaplantagen zu arbeiten. Pablo kann es kaum glauben und sabotiert in seiner Verzweiflung nachts eine der großen Maschinen, die vor dem Dorf für die Rodungsarbeiten bereitstehen. Ein Motorölfleck auf seiner Schürze verrät Pablo am nächsten Morgen, doch er schafft es zu fliehen und erreicht Wochen später per Schiff die deutsche Hafenstadt Hamburg. Nur beschwerlich findet sich Pablo in dieser von Konsum, Geld und Oberflächlichkeit bestimmten Kultur ein und schreibt voller Wehmut und Verwunderung Briefe an seine geliebte ferne Heimat.

Methodenreich

Diese Geschichte wurde nicht einfach erzählt – wir lebten diese Geschichte. Sei es auf klangerfüllten Nächten im Dschungel, in denen ein Teil der Gruppe am Boden liegend sich von den anderen mit sanften bis wilden Urwaldgeräuschen in den Schlaf wiegen ließ, oder durch die anfänglich von uns gerollten Zeitungsblätter, die sich in allerlei kreativ gebastelte Gaben für den jungen Pablo verwandelten. Als Familienverbände beratschlagten wir, wie wir auf das unheilvolle Eintreffen der ausländischen Unternehmer reagieren sollten, und stellten uns schließlich die letzte Hoffnung beschwörend auf die Barrikaden.
Wir recherchierten aber auch über die Landnutzung und Sojaexporte Brasiliens, spielten witzig abstruse Fernsehwerbungen für den Konsum von Fleisch nach und mimten den Arbeitsalltag von Menschen in Fast-Food Lokalen. Bei der Übung „Hot Seat“ setzten sich je zwei auserkorene Vertreter des reichen globalen Nordens in weiße Pelzmäntel gekleidet auf zwei Stühle um die Konfrontation mit Entsandten der Inuit, Alpenländer, Kinder, Indios, Sahel-Zone und Malediven anzutreten. Schließlich schrieb jede*r von uns als Pablo rührende Zeilen aus einer vom Kapitalismus getriebenen Welt an unsere ersehnte Dorfgemeinschaft.

Sensorisches Gesamterlebnis

Heini Brossmann will bei diesem Workshopformat mittels Dramapädagogik einen kraftvollen Zugang zur Umweltpädagogik schaffen und vor allem junge Menschen erreichen. Vom gemeinsam zubereiteten vegetarischen Mittagessen, über die zahlreichen Utensilien – vom Regenstab bis zur Machete – bis hin zu den gut eingeflochtenen Entspannungs- und Bewegungseinheiten tauchen die Teilnehmer*innen in ein sensorisches Gesamterlebnis ein. Heini Brossmanns Leidenschaft für den Regenwald ist dabei jederzeit spürbar und vermag zu fesseln und zu begeistern.

Bericht von NH-Reporter Hannes
Fotos: © MA22

Nachhaltigkeit in Wien erleben

Der Begriff Nachhaltigkeit ist überstrapaziert. Dies gilt nicht nur für Wirtschaft und Politik, sondern vor allem auch dann, wenn es um die täglichen Kaufentscheidungen geht. Wer wirklich nachhaltig konsumieren will tut sich schwer im Dickicht der grün, fair oder eben nachhaltig gebrandeten Produktvielfalt sich einen Überblick zu verschaffen. Ist überall nachhaltig drin wo auch nachhaltig draufsteht? Für diese Überlegungen und Fragen hat Sabrina Haupt Antworten zu bieten, und zwar in Form von exklusiven Stadtführungen durch Wien, die einladen Nachhaltigkeit aktiv zu (er)leben.

It’s easy being green – just do it!

Ob Bezirks-, Kategorien- oder Sondertouren – Sabrina Haupt hat aus ihrer Leidenschaft für nachhaltigen Konsum und ihren persönlichen Erfahrungen auf diesem Gebiet ein breites Tour-Repertoire aufgebaut. Auf ihren „ichmachesanders“-Touren nimmt sie ihre Gäste mit auf einen Spaziergang, der direkte Anhaltspunkte, Tipps und Insiderinformationen vermittelt wo und wie man in Wien fern von Verzichtsgedanken lustvoll und wahrlich nachhaltig einkaufen kann. Von der Ernährung und Kleidung, über die Körperpflege, bis hin zur Urlaubsgestaltung und Mülltrennung – in all diesen Bereichen können bewusste Kaufentscheidungen einen bedeutenden Unterschied machen.

Zu Besuch bei Pionieren

Eine dieser Touren führt durch den 8. Wiener Gemeindebezirk. Nach einer freundlichen Einführung stoppen wir bei einem Greissler. Dieser zeigt uns stolz die frischen Erdbeeren und erzählt von den Hürden emissionsarmer Transportwege, während er jedes Produkt, das über den Ladentisch wandert, sorgsam abwiegt und in die von den Kund*innen mitgebrachten Behältnisse füllt. Verpackungsfrei, saisonal, regional und bio – diese Eigenschaften beschreiben die bunte Warenpalette des jungen Unternehmers, der mit seinem hippen und kunstvoll eingerichteten Geschäft eine einladende Alternative zum Supermarkt bilden will.

Bienenwachs statt Alu

Eine von vielen weiteren Stationen der Tour ist die Füllbar. In dem kleinen und doch sehr schick eingerichteten Geschäftslokal werden vor allem Hygiene- und Haushaltsartikel angeboten. Auch hier lautet die Devise Verpackung zu sparen oder wiederzuverwenden. Reinigungsmittel aller Art zum Nachfüllen strömen aus bunten Glasröhren. Schon einmal daran gedacht Brot oder die Jause zum Mitnehmen oder Frischhalten in ein Bienenwachstuch zu geben? Inspirieren lassen kann man sich auch hier direkt durch die Ladenbesitzerin, die wir bei der Tour persönlich kennenlernen durften.

Idealismus als Antrieb

Ohne erhobenen Zeigefinger vorleben und vorzeigen wie einfach es ist nachhaltig zu leben – das will Sabrina Haupt mit ihren „ichmachesanders“-Touren. Nachhaltigkeit begreift sie dabei nicht als Lifestyle, sondern als Lebenseinstellung. Es geht um ein bewusstes Nachdenken über die Folgen des eigenen Handelns und Wertschätzung in einem wohlhabenden Land wie Österreich zu leben und dafür Verantwortung zu übernehmen. Angetrieben von ihrem Idealismus betreibt Sabrina Haupt außerdem den nicht kommerziellen Blog „ichmachesanders.com“, mit dem Sie nachhaltigen Läden eine Plattform bieten und mehr Menschen für Nachhaltigkeit begeistern will.

Bericht von NH-Reporter Hannes
Fotos: © MA22

Tag der offenen Tür im nachhaltigen Reisebüro Cooltours

Bereits am Eingang des Betriebs, der sich in der im Norden von Graz befindet, nahm mich der Firmengründer und Chef Herr Dr. Hochegger in Empfang und schon zu Beginn der Tour konnte ich erkennen, dass der Begriff "Nachhaltigkeit" nicht ein reines Schlagwort ist, sondern auf allen betrieblichen Ebenen voll und ganz gelebt wird. Dies bemerkt man schon am Eingang. Dort befindet sich ein großer Parkplatz für Fahrräder, der auch notwendig ist, da viele Mitarbeiter auf das Auto verzichten und damit schon beim Weg in die Arbeit dazu beitragen die Umwelt zu entlasten. Als wir dann in den Hauptbereich mit Büros und den Geschäftsräumlichkeiten kamen schweifte mein Blick aus dem Fenster und da bemerkte ich erst in welchem Gartenparadies ich mich befand.

Gartenparadies mit nachhaltiger Bewirtschaftung

Selbstverständlich war unser nächster Weg, auch bedingt durch das gute Wetter, hinaus in den Garten. Dort angekommen wurden mir alle, und das waren viele, Beete, Kompostieranlagen und die einzelnen Anbauflächen für rein biologisches Gemüse und Obst gezeigt. Es wird dabei auf saisonale, sowie regionale Produkte äußersten Wert gelegt, die von der betriebseigenen Köchin zum täglichen Mittagessen für alle Mitarbeiter verarbeitet wird. Doch nicht allein das die Zutaten kommen aus eigener Produktion. Im weiteren Verlauf der Führung wurden mir die Regenwasseraufbereitung, die uA das Wasser für die Toiletten bereitstellt, sowie die zahlreichen Photovoltaikanlagen, deren Überschuss in das Stromnetz eingespeist wird, näher erklärt.

nachhaltiges wirtschaften

Doch nicht nur beim leiblichen Wohl wird auf Nachhaltigkeit wertgelegt. Ein eigenes CSR-Team überwacht die Maßnahmen, die im laufenden Geschäftsbetrieb die soziale Verantwortung des Unternehmens sicherstellen soll. Diese sind zum Beispiel das betriebsinterne Sportangebot mit Gruppenfitness, oder Personal Trainer zur Steigerung der Mitarbeitergesundheit, oder die flache Hierarchie im Unternehmen. Auch das Angebot im Kerngeschäft der Sprachreisen hat sich verändert. Deswegen hat man sich auch entschieden zusätzliche nachhaltige Aktivitäten bei den angebotenen Reisen anzubieten. Diese sind zum Beispiel eine Stadtführung in nicht mit dem Bus, sondern mit dem E-Bike anzubieten, oder die Unterkunft in nachhaltigen Hotels anzubieten. Diese Anstrengungen wurden 2013 auch mit einer externen CSR Zertifizierung bestätigt. Zum Abschluss der Tour wurde ich dann noch zu einem gemeinsamen Mittagessen eingeladen und konnte mich persönlich davon überzeugen, dass biologisch, regional angebaute Lebensmittel nicht nur ökologisch wertvoll sind, sondern auch gut schmecken.

Bericht von NH-Reporter Daniel
Fotos: © Land Steiermark  

Präsentation steiermark.gemeinsam.jetzt

An einem schönen Junitag machte ich mich auf zur Karl-Franzens-Universität Graz, wo sich im Zuge des Nachhaltigkeitstags, die Plattform für gesellschaftlichen Wandel, steiermark.gemeinsam.jetzt, mit einem Informationsstand vorstellte. Bevor ich den besagten Infostand ansteuerte ließ ich es mir allerdings nicht nehmen, auch die anderen Stände zu besuchen. Bei jedem einzelnen wurde ich kompetent beraten und über die Arbeit und die Ziele der einzelnen Vereine informiert.

Gemeinsam für ein besseres Miteinander  

Am Stand meiner Wahl angekommen wurde ich nach einer sehr netten Begrüßung auch sogleich mit der Arbeit der Plattform steiermark.gemeinsam.jetzt vertraut gemacht. Es handelt sich hierbei um eine Netzwerk-Plattform, die einzelne Initiativen, Personen und Vereine gezielt zusammenbringt um gemeinsam im Sinne des Nachhaltigkeitsgedankens zu arbeiten. Dabei werden vor allem die Themenbereiche:
Ernährung, Gesellschaft, Kultur, Ökologie, Politik, Raum, Wirtschaft angesprochen. Es geht dabei vordergründig darum, dass man gemeinsam nicht nur mehr erreichen kann, sondern man kann auch gegenüber Machthabern stärker auftreten. Dieser Netzwerkgedanke soll vor allem dazu dienen, Personen, die etwas bewirken möchten, zusammen zu bringen. Dazu werden Interessenten tatkräftig unterstützt. Es handelt sich dabei konkret und Hilfe bei zum Beispiel der Suchen einer geeigneten Location für eine Initiative, oder der Abhaltung von Vernetzungsveranstaltungen. Inspiriert wurde die Plattform dabei von den 17 Global Goals for Sustainable Development der UN, die aufzeigen, dass in den oben genannten Themenbereichen erheblicher Nachholbedarf herrscht.  Abschließend möchte ich noch einmal die Zielgruppe der Plattform hervorheben. Dies sind alle Personen, Initiativen oder Netzwerke, die eine progressive Zivilgesellschaft schaffen wollen um gemeinsam unsere Welt etwas lebenswerter zu machen.

Bericht von NH-Reporter Daniel

Fotos: © Land Steiermark