Umwelttag Ahrental
Volksfeststimmung herrschte auf dem Areal des Recycling Zentrums Ahrental: Groß und Klein bestaunten den Fuhrpark der Innsbrucker Abfallentsorgung oder beteiligten sich aktiv beim Müllionenrad.
Volksfeststimmung herrschte auf dem Areal des Recycling Zentrums Ahrental: Groß und Klein bestaunten den Fuhrpark der Innsbrucker Abfallentsorgung oder beteiligten sich aktiv beim Müllionenrad.
Fotocredits: MA22
Ein Highlight war die Diskussion zwischen Niko Rittenau, einem Koch und Ernährungscoach und Tina Wimsberger, die die Kampagne Graz-isst-Graz leitet. Thematisiert wurde vor allem wie wir uns zukünftig gesund und nachhaltig ernähren können. Einigkeit herrschte vor allem dabei, dass das grundsätzliche Bewusstsein dafür gestärkt werden soll und, dass Ernährung stark mit Bildung zusammenhängt.
Fotocredit: Land Steiermark
Die Linzergasse aufwärts erreichten wir die letzte Station dieses sehr interessanten und informativen Nachmittags, einen Weltladen. Dort bekamen wir Einblick in Entstehung und aktuelle Projekte der EZA, die 1975 als erste Initiative für fairen Handel (damals noch alternativer Handel genannt) gegründet wurde. Ausgangsprodukt war Kaffee, da dieser nach Erdöl der wichtigste Rohstoff im Welthandel ist und damit sehr stark Spekulationen ausgesetzt. Man wollte die kleinbäuerliche Produktion fördern und brachte so 1976 den ersten fair gehandelten Kaffee von guatemaltekischen Kleinbauern auf den Markt.
Die entscheidenden Kriterien für fairen Handel sind ein garantierter Mindestpreis + Prämien, die Vorauszahlung von 60% an die Genossenschaften sowie die Langfristigkeit der Handelsbeziehungen. Neben diesen wirtschaftlichen Kriterien (die EZA ist ein Handelsunternehmen und keine entwicklungspolitische NGO) geht es aber ganz klar auch darum, die Menschen hinter den Produkten sichtbar zu machen und sie damit zu „ermächtigen“.
Nach ihrer großartigen, facettenreichen und vor allem auch kurzweiligen Geschichte tauschten sich die TeilnehmerInnen zu den vom Storytelling vorgegebenen Fragen aus. Welche Fragen tauchten beim Zuhören auf? Wann ereigneten sich Durchbrüche in der Geschichte? Wie haben sich die Nachbarschaft wie auch die Initiatoren in der Geschichte verändert? Wo in der Geschichte liegt das Potential für eine nachhaltige Veränderung?
In einem sogenannten World Café, eine Workshop-Methode, die es größeren Menschenmenge ermöglicht sich in Kleingruppen über ihre Sichtweisen und Ideen auszutauschen, wurden die Teilnehmenden aufgefordert, über ihren eigenen Plastikverbrauch zu diskutieren und neue Ideen und Tipps zur sinnvollen Vermeidung einzubringen.
Eine angeregte Diskussion entstand über alltäglichen Plastikmüll, der bei uns allen – insbesondere beim Einkauf von verpackten Lebensmitteln – anfällt. Der eine schlägt vor, sich im Supermarkt den Käse in die mitgebrachte Tupperware geben zu lassen, jemand anderes schwört auf Einmachgläser zum Einfrieren.
Erstmals beteiligen sich heuer auch die Mobilitätszentrale Burgenland und das RMB an den Aktionstagen Nachhaltigkeit. Bei einem Umwelt- und Klimaglücksrad am Domplatz vor dem Büro der Mobilitätszentrale hatten Passanten die Möglichkeit, nach richtiger Beantwortung von Fragen zur Nachhaltigkeit durch Drehen am Glücksrad attraktive Preise zu gewinnen. Zahlreiche SchülerInnen, aber auch Erwachsene nutzten die Gelegenheit, ihr Wissen unter Beweis zu stellen und erhielten Informationen zu den Aktionstagen.
>> Was ist Ihr Tipp für die Aktionstage Community beim Organisieren oder Durchführen von Aktivitäten im Bereich Nachhaltige Entwicklung?
Aus meiner Sicht benötigt es maximalen Druck auf Entscheidungsträger und Lobby-Verbände sowie eine maximale Unterstützung der Zivilgesellschaft durch die progressive Politik. Die „Plastiksackerl“-Diskussion hat zum Beispiel wieder einmal gezeigt dass die Industrie und das Gewerbe der Politik oftmals sogar davonpreschen, während diese sich scheut Konsequenzen zu ziehen. Das gescheiterte Verbot von Plastiktragetaschen oder die immer noch erlaubte Werbung & Subventionen für Ölheizungen etc…sind hier traurige Mahnmale. Es ist geradezu erbärmlich wie Österreich als „Umweltmusterland“ hier international bei fast allen Nachhaltigkeitsthemen zu den Schlusslichtern zählt – seien das nun in der nachhaltigen Ressourcen-Nutzung und Treibhausgas-Emissionen oder der sozialen Nachhaltigkeit mit der immer noch himmelschreienden Ungleichbehandlung von weiblichen Angestellten bei Löhnen & Gehältern. Wir brauchen Ansätze mit IMPACT, also REALEN und STARKEN Auswirkungen. Keinen Schnick-Schnack für einen Fototermin dessen Impact-Halbwertszeit man am besten mit der Stoppuhr misst.
>> Wer sind Ihre Helden und Heldinnen der Nachhaltigkeit?
Ganz klar die Konsumverweigerer und jene die sich entgegen allem Gruppenzwang zu alternativen Lebenskonzepten durchringen oder in der Politik wie Bernie Sanders konsequent ihren Weg gehen und sich nicht kaufen lassen. Wir leben heute in einer Welt in der die meisten von uns 40h oder länger in Jobs arbeiten in denen sie zu wenig verdienen oder unglücklich sind, damit sie sich Mist kaufen können den sie nicht brauchen, mit Geld das sie nicht haben. Nur um dann Schulden anzuhäufen die uns bis zur Pensionierung an der Galeere festschmieden, auf der wir mit aller Kraft in den Zusammenbruch rudern: Egal ob das den Raubbau an der Natur betrifft, die Tatsache dass bald 1/3 der Menschen im Leben Probleme mit Burnout oder Antidepressiva hat oder all den anderen augenscheinlich unfassbaren Zuständen. Sei dein eigener Held – sapere aude!
>> Warum unterstützen Sie als PartnerIn die Aktionstage Nachhaltigkeit?
Wir dürfen keine Zeit verlieren. Wir sollten uns endlich mehr mit den MÖGLICHEN und WICHTIGEN Dingen befassen als mit Feigenblätter. Ich bin dafür dass man hier viel „awareness“ schafft und nach Lösungen sucht indem man möglichst viele Menschen anspricht und aufzeigt wie hier die Lage ist: Keinen FairTrade-kaffee zu trinken weil er ja „so teuer ist“ aber Alu-Kapsel-kaffee um 60€/ Kilo heimzutragen muss sich einfach aufhören. Man kann das garnicht oft genug betonen, erklären oder klar machen.
>> Bitte vervollständigen Sie folgenden Satz: „ Aktionstage Nachhaltigkeit steht für mich für...
„Es gibt nichts Gutes- außer man tut es“: Meckern reicht nicht. Man muss den Wandel den man gerne sehen möchte aktiv herbeiführen. ….“
>> Welches Ziel sollten wir als Gesellschaft als erstes anstreben, um kommenden Generationen eine lebenswerte Welt zu hinterlassen?
Zunächst einmal denke ich dass wir einen GEISTIGEN SCHRITT benötigen. Wir haben eine wilde und unsicher Vergangenheit hinter uns: Penicillin gibt es erst seit den 30-er-Jahren und die moderne Wissenschaft hat uns das erste Mal ermöglicht, vom „Mangelwesen“ dass seiner Natur unterworfen ist zum „Kulturmenschen“ im solidarischen Sozialstaat aufzusteigen. Wir müssen lernen dass wir keine Angst mehr zu haben brauchen, dass wir morgen verhungern müssen, wieder wie ein Strassenköter an einer simplen Blinddarmentzündung oder schon im Kindbett sterben. Und wir müssen unser Handeln nach dieser erstrebenswerten Welt ausrichten. Das geht aber VON SELBST wenn der GEISTIGE SCHRITT getan ist: Wir erleben gerade eine Gesellschaft die sich in ihrer Selbstfindung dieser Vergangenheit auf einem sehr tiefen emotionalen Level wird stellen müssen, um nicht wie eine dramatische Figur im Wiederholungszwang ihr eigenes Schicksal aus Vermeidender Angst wieder in den Abgrund zu lenken: Wenn wir Krieg nicht abschaffen sondern die Korken knallen, sobald Deutschland zum 3.größten Rüstungsexporteur aufsteigt oder wir die kostbaren Antibiotika in der Landwirtschaft sprichwörtlich „den Schweinen zum Fraß vorwerfen“, sodass wir immer mehr resistenten Keimen ausgesetzt sind, dann werden wir am Ende genau DAS heraufbeschwören wovor wir uns am meisten fürchten: Krieg, Elend, Hunger und Tod. Dazu müssen wir die Friedensarbeit der Nachkriegszeit wieder aufnehmen anstatt eine Internationale Politik zu betreiben die an rivalisierende Straßengangs erinnert.
Mini-Interview mit Joachim Schreiber von der Einkaufsgruppe, einer öko-sozialen Beschaffungsplattform zur Abwicklung & Optimierung des gemeinsamen, möglichst sozial & ökologisch nachhaltigen, strategischen Einkaufes.
http://einkaufsgruppe.com/
>> Welche Kompetenzen und neue Entwicklungen brauchen wir für eine nachhaltige Entwicklung unseres Lebensraums und unserer Gesellschaft?
Wir brauchen Weitblick, Innovationsgeist, die Bereitschaft neues auszuprobieren, gute Partizipationsprozesse relevanter Akteurinnen und Akteure, um maßgeschneiderte und wirksame Lösungen für die konkreten Probleme zu finden. Politisch braucht es Mut und Verantwortungsbewusstsein, ein langfristiges Ziel durch jetzige Maßnahmen anzusteuern. Wer beim Klimaschutz auf der Bremse steht, trägt dazu bei, dass noch mehr Regionen auf dieser Erde unbewohnbar werden. Die heutige Generation weiß über die Konsequenzen von mangelndem Klimaschutz Bescheid. Nicht zu handeln heißt, den heutigen Kindern und den nächsten Generationen einen großen Berg an Umwelt- und sozialen Problemen zu hinterlassen.
>> Was bedeutet Nachhaltige Entwicklung für Sie ganz persönlich in Ihrem privaten, oder beruflichem Leben?
Nachhaltige Entwicklung bedeutet für mich Achtsamkeit und Respekt gegenüber den Menschen und der Umwelt. Der heutigen Generation wird in einigen Jahrzehnten die Frage gestellt werden: Was hast du damals gegen den Klimawandel getan? Ich möchte ruhigen Gewissens sagen können: Mein Möglichstes.
>> Warum unterstützen Sie als PartnerIn die Aktionstage Nachhaltigkeit?
Die Aktionstage Nachhaltigkeit ermutigen zum Handeln. Sie zeigen, dass jeder und jede von uns einen Beitrag für eine umweltfreundlichere und fairere Gesellschaft leisten kann.
>> Welche wichtigen Auswirkungen hat das in Paris beschlossene Klimaabkommen?
Das Pariser Klimaabkommen gibt ein ganz klares Ziel vor: Um die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad zu beschränken, muss spätestens bis zum Jahr 2050 der Ausstieg auf fossiler Energie gelingen. Der VCÖ konzentriert sich auf den Verkehrsbereich. Der Verkehr muss bis zum Jahr 2050 erdölfrei funktionieren. Eine große Herausforderung, immerhin wurden im Vorjahr in Österreich noch zehn Milliarden Liter Diesel und Benzin getankt. Manche meinen, um das Klimaziel zu erreichen, bräuchten nur die Verbrennungsmotoren durch Elektro-Motoren ersetzt werden. Das ist ein großer Irrtum. Der Energieverbrauch des Verkehrs ist bis zum Jahr 2050 trotz Bevölkerungswachstums zu halbieren, damit die benötigte Energie aus erneuerbare Quellen nachhaltig produziert werden kann. Das heißt, wir brauchen eine umfassende Mobilitätswende, die dazu führt, dass ein Großteil unserer Mobilität mit öffentlichen Verkehrsmitteln, dem Fahrrad oder zu Fuß zurückgelegt werden. Dafür braucht es unter anderem verkehrsparende Siedlungsstrukturen, eine ökologische Steuerreform, ein Ende von Förderungen für klimaschädliche Mobilität und einen umfassenden Ausbau des klimafreundlichen Mobilitätsangebots. Was viel zu wenig berücksichtigt wird: Eine klimafreundliche Mobilitätswende bringt einen vielfachen gesellschaftlichen Nutzen: Eine bessere Luftqualität, mehr gesunde Bewegung, geringere Kosten für die Haushalte. Und wenn Österreich die Chance wahrnimmt und sich als Europas Kompetenzzentrum für klimafreundliche Mobilität positioniert, dann werden viele neue Arbeitsplätze geschaffen. Immerhin haben fast alle Staaten der Welt den Klimavertrag unterschrieben und brauchen Lösungen für eine umweltfreundliche Mobilität.
Ulla Rasmussen ist im "VCÖ - Mobilität mit Zukunft" (Verkehrsclub Österreich) zuständig für den Bereich Klima und Energie.
Weitere Infos finden zu ihren Tätigkeiten finden Sie hier.